Ausblick: Medikamente, die 2020 verfügbar werden könnten
Pharma-Unternehmen dürften 2020 wieder mehr als 30 neue Medikamente auf den Markt bringen. Dazu zählen voraussichtlich auch neue Antibiotika, die einige Bakterienarten mit Resistenzen bekämpfen können. Zudem könnten zwei Gentherapien eingeführt werden.
Für viele Patientinnen und Patienten wird es 2020 neue Behandlungsmöglichkeiten geben. Denn Pharma-Unternehmen haben für zahlreiche Medikamente die EU-Zulassung beantragt oder kürzlich erhalten. Für Deutschland rechnen wir daher mit der Markteinführung von mehr als 30 Medikamenten mit neuem Wirkstoff.
Die forschenden Pharma-Unternehmen sind innovativ auf vielen medizinisch relevanten Gebieten. Für 2020 sind insbesondere weitere neue Medikamente gegen verschiedene Krebsarten, aber auch mehreren neue Antibiotika zu erwarten. Aber auch für Patienten und Patientinnen mit vielen anderen Krankheiten wird es neue Behandlungsmöglichkeiten geben.»
Gegen Infektionskrankheiten
2020 könnten gleich mehrere neue Antibiotika verfügbar werden, die auch bei Bakterien mit Resistenzen gegen ältere Medikamente wirksam sind. Denn drei Mittel haben bereits die EU-Zulassung erhalten, für ein weiteres ist die Zulassung empfohlen, für vier weitere Antibiotika ist sie beantragt. Dazu kommt noch ein Mittel gegen Milzbrand, das Antikörper enthält.
Hintergrund: Virus im Fadenkreuz – Therapien gegen AIDS
Als weitere Mittel gegen Infektionskrankheiten könnten neue Impfstoffe gegen Cholera und Hepatitis B sowie Mittel gegen HIV-Infektionen herauskommen.
Gegen Krebserkrankungen
2020 dürfte ein Viertel der neuen Medikamente gegen eine Krebserkrankung gerichtet sein. Dabei liegt der Fokus vor allem auf seltenen Krebsarten wie akuter myeloischer Leukämie (AML), Myelofibrose, Multiplem Myelom, tenosynovialen Riesenzelltumoren oder blastischen plasmazytoiden Neoplasien dendritischer Zellen.
Dass auch gegen diese seltenen Tumorarten Medikamente entwickelt werden, ist nicht zuletzt der Orphan Drug-Verordnung der EU zu verdanken. Pharma-Unternehmen erhalten durch sie Unterstützung bei der Entwicklung von Medikamenten gegen seltene Erkrankungen, und bessere Marktkonditionen nach deren Zulassung.»
Sollte ein durch die Verordnung gefördertes Medikament auch noch gegen eine häufigere Krankheit zugelassen werden, erlischt der Status wieder. So bleibt er auf seltene Erkrankungen fokussiert. Auf seltene Unterformen an sich häufiger Krankheiten (wie Brust- oder Darmkrebs) ist er nicht anwendbar.
Neue Behandlungsmöglichkeiten könnten auch gegen Brust-, Prostata- und Magenkrebs sowie nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom dazukommen. Außerdem könnte zum zweiten Mal nach 2019 ein Krebsmedikament die Zulassung organübergreifend für jegliche Tumore erhalten, die eine bestimmte Genmutation aufweisen.
Gentherapien gegen seltene Erkrankungen
Spinale Muskelatrophie (eine fortschreitende Lähmung) und Beta-Thalassämie (die zu Anämie führt) sind zwei selten auftretende Erbkrankheiten. Bis Ende 2020 könnten beide mit einer Gentherapie behandelbar werden. Im Rahmen einer solchen Therapie werden einige Zellen des Patienten „vor Ort“ oder im Labor mit den intakten Genen ausgestattet, die sie benötigen. Die einmalige Anwendung der Therapie kann zu einem anhaltenden Behandlungserfolg führen.
Gegen Störungen der Blutgerinnung
Medikamente für Patienten mit Gerinnungsstörungen bleiben weiter auf der Agenda der Pharma-Unternehmen. Statt Hämophilie A und B (wie in den letzten Jahren) stehen nun die Thrombozytopenie (Blutplättchen-Mangel) und die idiopathische thrombozytopenische Purpura (autoimmune Zerstörung von Blutplättchen) im Fokus.
Gegen weitere Erkrankungen, mit neuen Wirkprinzipien
Zum breit gefächerten Spektrum der neuen Medikamente von 2020 könnten unter anderem auch Mittel gehören, die jeweils mit einem neuen Wirkprinzip gegen Osteoporose, schwere Depression oder überhöhten Cholesterinspiegel eingesetzt werden können. Auch gegen Abstoßungsreaktionen bei Nierentransplantationen wird voraussichtlich ein Medikament verfügbar, das auf neue Weise wirksam ist.
Disclaimer
Dieser Text enthält in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf laufenden und abgeschlossenen Zulassungsverfahren für neue Medikamente beruhen. Doch weder Dauer oder Ausgang der Zulassungsverfahren noch die Termine kommender Markteinführungen lassen sich verbindlich angeben. Auch andere bekannte wie auch unbekannte Ungewissheiten und andere Faktoren können dazu führen, dass der tatsächliche Fortgang der Ereignisse wesentlich von den hier gegebenen Einschätzungen abweicht. Der vfa und seine Mitgliedsunternehmen übernehmen keinerlei Verpflichtung, solche zukunftsgerichteten Aussagen fortzuschreiben und an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen. Die Angaben erheben auch für keinen Zeitpunkt den Anspruch auf Vollständigkeit.