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Arzneimittelentwicklung in Zeiten der Corona-Krise

Fragen an Dr. Siegfried Throm, Geschäftsführer Forschung des vfa

Alle reden von Impfstoffen und anderen Medikamenten gegen Covid-19. Aber was ist mit den Medikamenten, die gegen andere Krankheiten entwickelt werden? Arbeitet an denen noch jemand?

Natürlich, die Unternehmen arbeiten weiter an Medikamenten gegen Hunderte von anderen Krankheiten. Ebenso die Kliniken und Arztpraxen, die an der Erprobung dieser Medikamente mitwirken. Darüber wird derzeit nur weniger berichtet.

Draufschau auf ein Beratungsgespräch an einem Schreibtisch zwischen einer jungen Patientin und einer seniorigen Ärztin, die sich Notizen macht.

In welcher Weise wirken denn die Kliniken und Praxen mit?

Hier werden die Medikamente mit Patienten erprobt, die dazu bereit sind – natürlich nach ausführlicher Information. So eine Erprobung heißt „klinische Prüfung“, im allgemeinen Sprachgebrauch oft auch „klinische Studie“. Eine Prüfung dauern mitunter Jahre.

Aber sind die Kliniken derzeit nicht voll auf Covid-19 fokussiert?

Soweit wir wissen, wurden in der Corona-Pandemie in Deutschland keine klinischen Prüfungen abgebrochen. Wer also schon Teilnehmer war, wurde weiter wie vorgesehen behandelt und untersucht. Manches darf man jetzt in Abstimmung mit den Behörden etwas anders machen als sonst – zum Beispiel die Medikamente direkt an die Teilnehmer nach Hause liefern statt diese über den behandelnden Arzt auszugeben. Es werden auch weiterhin neue Studien beantragt, genehmigt und begonnen. Was allerdings in dieser Krise langsamer abläuft als zuvor, ist die Rekrutierung neuer Teilnehmer für die Studien. Denn für die nötigen Gespräche und Untersuchungen braucht man viel Zeit.

Wie also wirkt sich die Corona-Krise auf die Arzneimittelentwicklung insgesamt aus?

Viele Studien werden einfach etwas länger dauern, als ursprünglich geplant. Ebenso vielleicht die Bearbeitung von Zulassungsanträgen für neue Medikamente oder neue Anwendungen. Denn die Arzneimittelbehörden könnten bald durch Anträge für Covid-19-Medikamente/Impfstoffe stark ausgelastet sein – und die haben aktuell Vorrang. Um wie viele Monate das andere Zulassungen hinausschieben wird, kann allerdings noch niemand verlässlich einschätzen.