Alle Chancen für Infizierte, und keine für HIV
Seit der Entdeckung von HIV im Jahr 1983 hat die Forschung große Erfolge erzielt: Heute reicht oft eine Tablette am Tag, um HIV im Körper zu unterdrücken und ein langes und gutes Leben zu führen. Die HIV-Forschung konzentriert sich heute auf die Weiterentwicklung der HIV-Therapien, die Entwicklung von Impfstoffen und Wege zu einer Heilung.
HIV und AIDS
HIV steht für Human Immunodeficiency Virus, also menschliches Immunschwäche-Virus. Unbehandelt führt eine Ansteckung mit diesem Erreger zu einer fortschreitenden Schwächung des Immunsystems bis dahin, dass es schließlich keinerlei Keime mehr abwehren oder die Bildung von Tumoren verhindern kann. Dieses letzte Krankheitsstadium heißt Acquired Immune Deficiency Syndrome – erworbenes Immunschwäche-Syndrom, abgekürzt AIDS.
Seit um 1996 herum klar wurde, dass eine Kombination mehrerer Medikamente – anders als eine Monotherapie – die Viren für lange Zeit in Schach halten kann, lässt sich die Infektion bei den meisten Patienten und Patientinnen von einer tödlichen in eine chronische Krankheit umwandeln. Bei ihnen schreitet die Schädigung des Immunsystems durch die Viren nicht weiter fort, es regeneriert sich sogar, und die Betroffenen geraten nicht ins AIDS-Stadium (siehe Kasten). Die Behandlung verlangt jedoch konsequente Einnahmetreue und ist nicht frei von Nebenwirkungen. Deshalb ist die Therapie nicht gleichwertig dazu, es gar nicht erst zu einer Infektion kommen zu lassen.
Übertragungswege und -risiken
Glücklicherweise kann man sich mit HIV nicht so leicht anstecken wie mit einer Grippe. Vielmehr ist die Übertragung auf wenige Wege beschränkt und findet auch auf diesen nicht in jedem Fall statt. Dennoch ist das Ansteckungsrisiko hoch genug, dass sich an jedem Tag um die 3.600 Menschen weltweit neu infizieren (Quelle: UNAIDS 2023). Am häufigsten übertragen wird HIV beim Geschlechtsverkehr ohne Kondom bzw. Femidom oder medikamentöse Prävention (siehe unten). Die Viren im Sperma und Scheidensekret Infizierter können über die Schleimhäute von Mund, Scheide und After oder durch Wunden in das Blut des Partners gelangen. Bei Männern können zudem die Eichel oder die Innenseite der Vorhaut als Eintrittspforte dienen. HIV kann durch kontaminiertes Blut oder Blutprodukte übertragen werden, aber auch unter Drogenkonsumenten, die Spritzen gemeinsam benutzen. Babys können sich während der Geburt oder über die Muttermilch bei ihren Müttern infizieren.
Welt-Aids-Tag 2023
Am 1. Dezember ist wieder Welt-Aids-Tag. Die deutsche Kampagne zu diesem Tag steht unter dem Motto „Leben mit HIV. Anders als du denkst“. Gemeinsam weisen die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Deutsche Aidshilfe und Deutsche Aids-Stiftung darauf hin, dass Menschen mit HIV können unter einer gut eingestellten Therapie heute in nahezu allen Lebensbereichen wie alle anderen Menschen leben. Dennoch erleben viele HIV-positive Personen nach wie vor Diskriminierungen im Alltag.
Auf die konkrete Ansteckungsgefahr im Einzelfall haben viele Faktoren Einfluss. So ist das Risiko bei Analverkehr anscheinend höher als bei Vaginalverkehr. Hohe Viruszahlen in den Körperflüssigkeiten steigern das Risiko ebenso wie Geschlechtskrankheiten und Entzündungen an den Geschlechtsorganen. Männer, deren Vorhaut beschnitten wurde (wie es bei einigen Religionen Brauch ist), haben hingegen ein etwas verringertes Ansteckungsrisiko. Im alltäglichen sozialen Miteinander wird HIV nicht übertragen, auch nicht durch Speichel, Trinkwasser oder Nahrungsmittel (laut Robert Koch Institut).
HIV-Infizierte, bei denen die medikamentöse Behandlung sehr gut anschlägt, gelten heute unter bestimmten Voraussetzungen als nicht mehr infektiös. So muss die Viruslast seit mindestens einem halben Jahr unter der Nachweisgrenze liegen. Hinzu kommt: Der oder die HIV-Betroffene muss die Medikamente regelmäßig einnehmen und die eigenen Werte regelmäßig durch Bluttests in einer auf HIV spezialisierten Praxis oder Ambulanz überprüfen lassen. Die entscheidende Frage ist: Weiß man wirklich, ob die Bedingungen erfüllt sind? HIV-Positive können diese Fragen gemeinsam mit ihrem Arzt klären. HIV-Negative und Ungetestete sollten darüber mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin reden und sind darauf angewiesen zu vertrauen.
Weitere Quellen hierzu:
Verlauf der Infektion
Ist das Virus ins Blut gelangt, infiziert es vor allem bestimmte weiße Blutkörperchen: die T-Helferzellen (= CD4-Zellen). Diese Zellen steuern die körpereigene Abwehr, können insbesondere andere Typen von Immunzellen aktivieren und so eine Abwehrreaktion gegen Krankheitskeime einleiten. Ist HIV in eine T-Helferzelle eingedrungen, zwingt das Virus sie, große Mengen an neuen Viren zu produzieren. Diese verlassen die Zelle, zerstören sie und infizieren weitere T-Helferzellen.
Wird eine HIV-Infektion nicht behandelt, verläuft sie gewöhnlich in vier Phasen:
- In der Akutphase – etwa zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung – leiden viele Patient:innen für einige Tage unter grippeartigen Symptomen wie Fieber und Halsschmerzen. Die Viren vermehren sich explosionsartig und töten viele T-Helferzellen.
- In der folgenden symptomfreien Latenzphase sinkt die Zahl der Viren wieder stark, da sie jetzt von anderen Immunzellen bekämpft werden. Die Zahl der T-Helferzellen nimmt wieder zu. Von den Betroffenen unbemerkt, tobt nun in ihrem Körper über Monate bis Jahre ein heftiger Kampf, den HIV letztlich für sich entscheidet.
- In die symptomatische Phase treten Patient:innen ein, wenn die Zahl der T-Helferzellen von normal 800.000 bis 1 Million auf 200.000 - 350.000 pro Milliliter Blut gesunken ist. Anzeichen dafür sind häufig Fieber und Gewichtsabnahme sowie eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen.
- Ist die Zahl der T-Helferzellen nach acht bis zehn Jahren auf unter 200.000 pro Milliliter Blut gesunken, ist der Körper anfällig für einige Erreger, die einem Menschen sonst nichts anhaben können, z. B. der Lungenentzündungserreger Pneumocystis. Das Stadium AIDS ist erreicht, sobald tatsächlich ein oder mehrere solche Infektionen auftreten oder sich bestimmte seltene Tumore wie der Hautkrebs Kaposi-Sarkom zeigen.
HIV in Deutschland
HIV-positiv
Seit 1985 sind Tests verfügbar, die anhand einer Blutprobe zeigen, ob jemand mit HIV infiziert ist. Blutproben mit Zeichen einer HIV-Infektion sind „HIV-positiv", die übrigen „HIV-negativ". Seit langem ist „HIV-positiv" daher auch ein Ausdruck dafür, dass jemand mit HIV infiziert ist.
Nach Angaben des staatlichen Robert Koch-Instituts waren Ende 2021 (neuere Daten sind noch nicht veröffentlicht worden) in Deutschland rund 90.800 Menschen mit HIV infiziert – von diesen waren rund 15 % Frauen. Rund 640 Patient:innen starben 2021.
Von den geschätzt 1.900 Neuinfektionen im Jahr 2022 (2021: 1800) gingen etwa 53 % auf Sex unter Männern zurück, 27 % auf heterosexuelle Kontakte und 19 % auf intravenösen Drogengebrauch. Abgesehen von leichten Schwankungen sinkt die Zahl der Neuinfektionen seit 2007. Bei Männern, die Sex mit Männern haben, sinkt die Zahl der Neuinfektionen. Gründe dafür sind nach Einschätzung der Deutschen Aidshilfe ein zunehmend früher Behandlungsbeginn und die vermehrte Nutzung der Präexpostitionsprophylaxe (siehe unten). Bei Heterosexuellen und Menschen, die intravenös Drogen konsumieren, sind die Infektionszahlen 2022 leicht angestiegen. Die Zunahme heterosexueller Übertragungen hat nach Einschätzung des RKI auch mit vermehrter Migration aus Regionen zu tun, die vergleichsweise stark von HIV betroffen sind, darunter die Ukraine.
Zwei von drei Zielen der Weltgesundheitsorganisation für die medizinische Versorgung von HIV-Infizierten im Jahr 2025 hat Deutschland bereits erreicht: 95 % der Diagnostizierten erhalten eine Therapie und bei 95 % von ihnen liegt die Viruslast unter der Nachweisgrenze. Ein weiteres Ziel – dass 95 % der Infizierten Kenntnis von ihrer Ansteckung haben –, wurde laut RKI noch nicht erreicht.
HIV-Therapie heute: Die Viren in Schach halten
Eine Infektion mit HIV ist bis heute nicht heilbar. Doch dank Medikamenten aus den Labors forschender Pharmafirmen lässt sich die Virenvermehrung im Körper fast vollständig unterdrücken. Verschiedene Klassen von Medikamenten stehen dafür mittlerweile zur Verfügung; jede Klasse hat eine andere Wirkungsweise. Die Pharmaforschung verteidigt damit erfolgreich ihren Vorsprung im Wettlauf gegen die Viren.
Die Behandlung mit diesen Medikamenten ermöglicht HIV-Infizierten – abgesehen von spürbaren Nebenwirkungen und der bleibenden Notwendigkeit zur Vorsicht, niemanden anzustecken – ein weitgehend normales Leben. Sprechen die Patient:innen gut auf die Therapie an und halten sie diese dauerhaft strikt ein, können sie mit einer annähernd normalen Lebenserwartung rechnen. Eine wichtige Rolle spielt dabei offenbar die Zahl der CD4-Zellen bei Therapiebeginn, wie eine großangelegte Studie im Jahr 2023 zeigte. Je höher die Zahl ist, desto höher ist demnach auch die Lebenserwartung. Fast normal ist sie, wenn zu Beginn der Therapie mindestens 500.000 CD4-Zellen pro Milliliter Blut vorhanden waren.
Bewährt hat sich eine Kombinationstherapie mit mehreren Wirkstoffen. Welche Kombination für einen bestimmten Patienten die beste ist, muss eine Ärztin oder ein Arzt entscheiden. Sie kann aus Originalpräparaten und Generika zusammengestellt werden, die auf rund 25 verschiedenen Wirkstoffen mit unterschiedlichen Wirkungsweisen basieren. Die meisten dieser Präparate enthalten einen Wirkstoff, doch gibt es auch mehrere Zweier-, Dreier- und Viererkombinationen in einer Tablette. Die HIV-Kombinationstherapie erhielt, als sie um 1996 herum eingeführt wurde, den Namen HAART – für Highly Active Antiretroviral Therapy oder hochwirksame antiretrovirale Therapie. Antiretroviral heißt die Therapie deshalb, weil HIV zu den Retroviren gezählt wird. Heute spricht man allgemein von ART (Antiretrovirale Therapie).
Internationale Fachgesellschaften empfehlen, so rasch wie möglich und unabhängig von den Blutwerten mit der HIV-Therapie zu beginnen. Ein früher Behandlungsbeginn schützt selbst bei noch gutem Abwehrsystem vor langfristigen negativen Folgen.
So wirken die HIV-Medikamente
Viren können sich nicht selbst vermehren, sondern müssen stattdessen Zellen zwingen, ihre Nachkommen zu erzeugen. HIV hat sich dazu auf die schon genannten CD4-Zellen spezialisiert, eine ganz bestimmte Sorte von Immunzellen im Blut.
Jede der bislang sieben Klassen von HIV-Medikamenten (plus "Booster", also Wirkverstärker als achte Klasse) greift auf eine andere Weise oder an einer anderen Stelle in den Vermehrungsprozess von HIV ein. Das wird deutlich, wenn man die Schritte der Vermehrung verfolgt:
- Im Blut trifft HIV auf eine CD4-Zelle, in die es einzudringen versucht. Dazu muss sich das Virus an einem Vorsprung in der Zelloberfläche festheften, der CCR5-Rezeptor [1] heißt (im Bild blau dargestellt). Ist das erfolgt, verschmelzen Virus und Zelle miteinander – die beiden fusionieren. Erst dadurch kann Virusmaterial in das Innere der Zelle gelangen. Ein Attachment-Inhibitor kann jedoch verhindern, dass sich das Virus an die Zelle hängt. Und Medikamente aus der Klasse der Entry-Inhibitoren können das Eindringen vereiteln, indem es entweder den CCR5-Rezeptor blockiert oder das Fusionieren verhindert.
- Durch die Fusion gelangen das Erbgut des Virus und mehrere Enzyme in die Zelle [2]. Zunächst muss sich die Kapsid-Hülle um das Erbgut auflösen; dieser Vorgang kann aber durch ein Medikament vom Typ Kapsid-Inhibitor gestört werden. Liegt das Erbgut frei, kommen die Virusenzyme zum Einsatz; eins von ihnen heißt Reverse Transkriptase. Es kopiert das Viruserbgut. Dieser Vorgang lässt sich gleich durch zwei verschiedene Klassen von Medikamenten unterbinden, die von Medizinern „nukleosidische" und „nicht-nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitor" genannt werden (NRTI und NNRTI). Die Klassen unterscheiden sich darin, auf welche Weise sie die Reverse Transkriptase an der Arbeit hindern.
- Die Viruserbgutkopie kann so lange nichts bewirken, wie sie nicht ins normale Erbgut der Zelle eingefügt (im Fachjargon: integriert) wurde. Darin ähnelt sie einem Computervirus-Programm, das auch keinen Schaden anrichtet, ehe es sich nicht auf einem Computer installiert hat. Das Einfügen des Viruserbguts ins zelleigene Erbgut wird von einem weiteren Virusenzym ausgeführt: der Integrase. Medikamente aus der Klasse der Integrase-Hemmer können das aber verhindern.
- Ist die Viruserbgutkopie erst einmal ins Erbgut der Zelle eingefügt, übernimmt sie die Kontrolle. Sie kann dann – sogleich oder auch erst nach Jahren – veranlassen, dass große Mengen neuer Viren gebildet werden: Die Zelle stellt dann im ersten Arbeitsgang neue Virusbausteine und -enzyme her. Eins der Enzyme macht die Bausteine dann montagefertig; es heißt HIV-Protease. Ein Medikament aus der Klasse der Proteaseinhibitoren kann die Virenproduktion an diesem Schritt noch aufhalten.
- Im letzten Schritt setzen sich aus den fertigen Bausteinen und Enzymen und aus frischen Kopien des Virenerbguts neue Viren zusammen. Diese treten aus der befallenen Zelle aus. Dabei nehmen sie etwas von der Zellhülle als eigene Hülle mit und gestalten sie mit virentypischen Oberflächenmolekülen (im Bild orange) um. Die befallene Zelle geht zugrunde, und die neu entstandenen Viren greifen weitere Zellen an. Gegen diesen letzten Vorgang wirkt bisher noch kein Medikament.
- Schließlich gibt es noch eine weitere Medikamentenklasse: die CYP-Inhibitoren. Sie wirken nicht direkt gegen die Viren, sondern verstärken die Wirkung von Protease-Inhibitoren, indem sie deren allzu raschen Abbau im Körper verhindern. Sie werden auch "Booster" genannt.
Wie sich das Repertoire der zugelassenen Wirkstoffe seit 1987 international entwickelt hat, zeigt das folgende Schaubild. Zeigt man mit der Maus auf einen Block im Diagramm, erscheint der Name des betreffenden Wirkstoffs. Klickt man das Teilen-Symbol oben rechts an, gelangt man zu einem Menü, über das die Grafik in sozialen Medien teilen oder statische Bild- und pdf-Dateien davon herunterladen kann. Deren Verwendung ist mit der Angabe "Quelle: vfa" freigegeben.
Wirkstoffe, die an weiteren Ansatzpunkten angreifen, befinden sich in der Entwicklung.
Warum Präparate kombiniert werden müssen
Eigentlich, so könnte man meinen, müsste jedes antiretrovirale Medikament für sich allein imstande sein, die Vermehrung von HIV auf einem ungefährlich niedrigen Niveau zu halten. In der Praxis gelingt das jedoch nur mit einer Präparatekombination. Der Grund dafür liegt in der enormen Wandlungsfähigkeit der Viren: Ihr Erbgut wird bei der Vermehrung so „schlampig" kopiert, dass die Virus-Nachkommen stets Erbmaterial mit einzelnen Schreibfehlern (sogenannte Mutationen) erhalten. Die meisten dieser Schreibfehler sind ohne Effekt, aber hin und wieder kommt zufällig ein Schreibfehler vor, der die Viren unempfindlich gegen ein Medikament macht. Wird nur mit diesem Medikament behandelt, kann dieses die mutierten Viren nicht mehr stoppen, und sie vermehren sich wieder ungebremst. Gegen mehrere Medikamente gleichzeitig Mutationen zu entwickeln, gelingt den Viren jedoch so gut wie nie. Deshalb bleiben Medikamenten-Kombinationen auch langfristig wirksam. Dies gilt aber nur, wenn die Patienten ihre Präparate lückenlos einnehmen, was nicht immer der Fall ist: Vergesslichkeit ist ein Grund, aber manchmal besteht auch ein Widerwille aufgrund der Nebenwirkungen, zu denen Übelkeit oder Durchfall zählen können.
Sind die Viren eines Patienten oder einer Patientin gegen eines der Medikamente resistent geworden, muss dieses gegen ein anderes ausgetauscht werden, das noch wirkt. Nicht zuletzt deshalb ist es so wichtig, dass es viele verschiedene Präparate gegen HIV gibt und Firmen ständig neue entwickeln. Sie haben darüber hinaus viel getan, um Betroffenen die Therapie zu erleichtern: Während ältere Präparate in größeren Mengen und mehrmals täglich sehr pünktlich eingenommen werden mussten, genügt bei neueren Präparaten oft die einmalige Einnahme einer einzigen Tablette pro Tag ohne genaues Einhalten der Einnahmezeit. Auch die Nebenwirkungen sind inzwischen weniger belastend.
Die medizinischen Leitlinien empfehlen heute, möglichst bald nach der Diagnose mit einer HIV-Therapie zu beginnen. Denn das schützt HIV-positive Menschen nicht nur davor, ins AIDS-Stadium der Krankheit zu gelangen, es minimiert auch die Infektiösität und kann Lebensqualität und Lebenserwartung erhöhen. Schlagen die Medikamente an, fällt die Virusmenge im Blut, die sogenannte Viruslast, drastisch ab – idealerweise dauerhaft unter einen Wert von 50 Viren pro Milliliter Blut. Mit abnehmender Virusmenge steigt die Zahl der T-Helferzellen in den ersten Monaten schnell wieder an, sodass sich das Immunsystem wieder normalisiert.
Medikamente gegen AIDS-typische Infektionen
Für die tägliche HIV-Therapie genügen heute weitaus weniger Tabletten oder Kapseln (rechte Hand) als in den 1990er-Jahren (linke Hand). Mehrere der neueren Wirkstoffkombinationen können sogar mit nur einer Tablette täglich eingenommen werden.Sollte es trotz antiretroviraler Therapie zu Infektionen mit anderen Erregern kommen, stehen auch dagegen zahlreiche Medikamente zur Verfügung. So gibt es Präparate, mit denen einem immunschwachen Patienten Antikörper zur Abwehr von Infektionen unterschiedlichster Art zugeführt werden können.
Auch gegen innere Pilzinfektionen und das speziell für AIDS-Patienten gefährliche Cytomegalie-Virus stehen seit einigen Jahren mehrere Medikamente zur Verfügung. Aber auch ältere Wirkstoffe leisten gute Dienste: So lässt sich eine häufige AIDS-typische Infektion, die Lungenentzündung druch den Erreger Pneumocystis, mit dem bewährten Antibiotikum Cotrimoxazol behandeln.
Zur Infektabwehr ist der Körper auf neutrophile Granulozyten angewiesen, eine besondere Sorte weißer Blutkörperchen. Sollte ihre Zahl AIDS-bedingt absinken, kann sie durch gentechnisch hergestellte Medikamente wieder erhöht werden.
Was die Therapie bewirkt
Die Viruslast im Körper wird durch die derzeit eingesetzten kombinierten antiretroviralen Therapien so weit gesenkt, dass diese kaum noch Schaden anrichten kann. Junge Menschen mit HIV, die frühzeitig und durchgehend mit modernen HIV-Medikamenten behandelt werden, können, wie eingangs erwähnt, mit einer nahezu normalen Lebenserwartung rechnen. Ziel einer erfolgreichen Therapie ist es, die Viruslast dauerhaft auf unter 20 bis 50 RNA-Kopien/ml Blut zu senken.
Bei einer derart geringen Viruslast kann die Infektion nicht fortschreiten. Es kommt nicht zum Ausbruch von AIDS oder von AIDS-definierenden Erkrankungen. Die zelluläre Immunität kann zu einem gewissen Teil wiederhergestellt werden, so dass die Lebenserwartung normalisiert und die Lebensqualität verbessert wird. Zudem ist bei erfolgreich durchgeführter Therapie eine Weitergabe der Infektion nach heutigem Kenntnisstand nicht möglich.
Risiko: Resistenzbildung
Das Ziel einer antiretroviralen Therapie ist es, die Virusvermehrung vollständig zu unterbinden. Steigt die Zahl der Viren trotz Therapie wieder an, haben sich Resistenzen gegen die eingesetzten Wirkstoff gebildet und die Therapie wird unwirksam. Möglich sind auch Kreuzresistenzen, wobei eine Resistenz gegen Medikament A zugleich zu einer Resistenz gegen Medikament B führt, das auf ähnliche Weise wirkt. In all diesen Fällen muss die Medikamentenkombination geändert werden. Da es heute viele verschiedene Medikamente gegen HIV gibt, ist das in den meisten Fällen auch möglich. Trotz aller Fortschritte: Gut ist es, es gar nicht erst zu Resistenzen kommen zu lassen. Verhindern lässt sich das in der Regel durch die ordnungsgemäße Anwendung der Therapie.
Neue Wirkstoffe zeigen meist ein besseres Nebenwirkungsprofil als die älteren: Unerwünschte Folgen wie Magen-Darm-Probleme, Schlafstörungen und Benommenheit treten bei ihnen seltener auf.
Auch bei den Darreichungsformen gibt es Innovationen. So ist seit 2021 die erste lang wirkende Depottherapie auch in Deutschland verfügbar. Sie kombiniert zwei retrovirale Medikamente aus den Wirkstoffklassen NNRTI und Integrasehemmer. Die aus zwei Spritzen bestehende Therapie wird monatlich oder zweimonatlich intramuskulär verabreicht und ersetzt die tägliche Tabletten-Einnahme. Die Injektionstherapie ist als Erhaltungstherapie zugelassen. Sie kann also erst dann eingesetzt werden, wenn durch eine vorherige HIV-Kombinationstherapie die Menge der HIV-Kopien im Blut stabil unter die Nachweisgrenze gesenkt wurde und nur dann, wenn keine Resistenzen gegen die Wirkstoffklassen vorliegen.
Die ART ist eine Dauertherapie, die HIV-Infizierten zu einem weitgehend normalen Leben verhelfen kann. Heilen lässt sich eine HIV-Infektion jedoch mit keiner der aktuell verfügbaren Wirkstoffkombinationen.
Dass die Heilung einer HIV-Infektion prinzipiell möglich ist, zeigen die Ergebnisse von Studien nach Transplantation blutbildender Stammzellen. Drei mit dem HI-Virus lebende Menschen erhielten diese Therapie zur Behandlung ihrer schweren Blutkrebserkrankung. Bei Untersuchungen über mehrere Jahre hinweg wurden keine Zeichen einer HIV-Infektion mehr entdeckt. Ein internationales Forschungskonsortium erklärte den dritten, sogenannten Düsseldorf-Patienten im Februar 2023 als geheilt. Allerdings: Stammzelltransplantationen sind aufwändig und riskant und eignen sich daher nicht als Standardtherapie für HIV-Infizierte.
Prävention mit Medikamenten: PEP und PrEP
Die „Einnistung“ der HI-Viren, und damit die Infektion, kann heutzutage, sofern frühzeitig gehandelt wird, verhindert werden – die Personen bleiben also negativ. Dazu müssen Betroffene nach der potenziellen Virenübertragung rasch eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus aufsuchen, um sich die sogenannte PEP verschreiben zu lassen. PEP steht für Postexpositionsprophylaxe. Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser, heißt es in der Deutsch-Österreichischen HIV-PEP-Leitlinie 2022. Die zuverlässigste Wirksamkeit zeigt sich, wenn die Einnahme innerhalb der ersten zwei Stunden, spätestens jedoch 24 Stunden nach Virusexposition erfolgt. Ob sich ein Therapiestart 72 Stunden nach der potenziellen Ansteckung (also drei Tage danach) noch lohnt, ist umstritten. Die PEP erstreckt sich über vier Wochen; dabei werden reguläre HIV-Medikamente eingenommen.
Vorbeugend gegen eine mögliche HIV-Ansteckung wirkt die sogenannte PrEP. Die Abkürzung steht für Präexpositionsprophylaxe. Das zunächst für die Therapie entwickelte Medikament enthält zwei antiretrovirale Wirkstoffe. Im Falle einer Ansteckung verhindern sie, dass das Virus sich im Körper festsetzt und ausbreitet. Studien zufolge lässt sich das Ansteckungsrisiko bei dauerhafter regelmäßiger Einnahme (einmal täglich) um mehr als 90 Prozent reduzieren. Diese Anwendungsform empfehlen die Deutsch-Österreichischen Leitlinien.
Praktiziert wird auch die anlassbezogene PrEP, bei der das Medikament nur vorübergehend eingenommen wird. Diese Anwendungsform könne „als Gebrauch außerhalb der Zulassung (off label use) im individuellen Fall erwogen werden“, heißt es vorsichtig formuliert in den Deutsch-Österreichischen Leitlinien.
Vereinfachen soll ein neues Medikament die HIV-Präexpositionsprophylaxe. Es handelt sich um eine Depotspritze mit einem Integrasehemmer, die alle zwei Monate verarbreicht wird und die die tägliche Tabletteneinahme ersetzen kann. Die Europäische Arzneimittelbehörde hat im Juli 2023 eine Zulassungsempfehlung für für Erwachsene und Jugendliche mit hohem Risiko für eine HIV-Infektion und einem Körpergewicht ab 35 Kilogramm ausgesprochen.
PreP wird derzeit fast ausschließlich (98 %) von Männern genutzt, die Sex mit Männern haben. Profitieren könnten davon auch andere Gruppen wie zum Beispiel Sexarbeitende, Drogenkonsument:innen, Partner:innen von HIV-positiven Personen und Personen mit häufig wechselnden Partnerinnen und Partnern. Allerdings sei PreP in diesen Gruppen vielfach unbekannt, heißt es beim RKI. Wünschenswert sei mehr zielgruppenspezifischen Aufklärung, auch für Ärzte und Ärztinnen außerhalb von HIV-Praxen und -Zentren. PrEP mit allen sexuell aktiven Heranwachsenden und Erwachsenen zu diskutieren, empfiehlt ein internationales Expertengremium. Hundertprozentig sicher verhindern lässt sich eine HIV-Infektion durch die Präexpositionsprophylaxe nicht.
In Deutschland wird die medikamentöse Präexpositionsprophylaxe für Menschen mit einem erhöhten HIV-Risiko ab einem Alter von 16 Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.
Kranke Mutter, gesundes Kind
Medikamente können das Risiko auf unter ein Prozent senken, dass sich ein Kind im Mutterleib oder während der Geburt bei seiner HIV-positiven Mutter ansteckt. Da das Risiko hierfür von der Virusmenge im Blut der Mutter abhängt, versucht man, diese durch eine HIV-Therapie so weit wie möglich zu senken. Das Kind erhält für die Dauer von vier bis sechs Wochen nach der Geburt ebenfalls Medikamente zur Vorbeugung. Da zudem eine Infektion über die Muttermilch möglich ist, sollte Fertignahrung das Stillen ersetzen.
Um eine mögliche Infektion frühzeitig behandeln zu können, raten die hierzulande gültigen ärztlichen Leitlinien allen Schwangeren zu einem HIV-Test. Für eine gegebenenfalls erforderliche Therapie eignen sich prinzipiell Medikamente aus allen Substanzklassen. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist bei geeigneter Therapie kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu befürchten.
Medikamentöse Senkung des Risikos, sich anzustecken
Ein zunächst nur für die Therapie entwickeltes Medikament – und Generika davon – haben auch eine Zulassung zur HIV-Vorbeugung für Gesunde ab 12 Jahren, die einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Dazu zählen Menschen, deren Sexualpartner HIV-positiv ist. Ein solcher Einsatz eines HIV-Medikaments wird Präexpositionsprophylaxe (PrEP) genannt.
Das Medikament enthält zwei Reverse-Transkriptase-Inhibitoren. Im Falle einer Ansteckung verhindern sie, dass das Virus sich im Körper festsetzt und ausbreitet. Studien zufolge lässt sich das Ansteckungsrisiko bei regelmäßiger Einnahme (einmal täglich) um mehr als 90 % reduzieren. Wie erfolgreich eine gezielte Präventionskampagne sein kann, zeigen Erfahrungen aus Australien: Nachdem dort Männer, die Sex mit Männern haben, umfassend und zügig mit PrEP versorgt wurden, sank die HIV-Infektionsrate binnen eines Jahres um ein Viertel.
Dennoch: Hundertprozentig verhindern lässt sich eine HIV-Infektion durch die Präexpositionsprophylaxe nicht. Deshalb soll das Medikament nicht statt, sondern zusätzlich zu Kondomen angewendet werden – Kondome schützen außerdem vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. In Deutschland wird die medikamentöse Präexpositionsprophylaxe von den Kassen erstattet.
HIV-Selbsttests
Seit 2018 sind HIV-Selbsttests auch in Deutschland zugelassen: frei verkäufliche HIV-Schnelltests für zu Hause. Damit können medizinische Laien einen Infektionsverdacht anonym und zuverlässig anhand eines Blutstropfens abklären. Im Fall einer Infektion weisen die Heimtests zwölf Wochen nach einem riskanten Ereignis spezifische Antikörper nach, mit denen das immunsystem sich gegen das HI-Virus wehrt. Das Angebot empfehlenswerter Tests kann dazu beitragen, manche HIV-Übertragung früher zu entdecken und noch wirksamer zu behandeln. Wichtig ist das CE-Zeichen auf der Verpackung: Es weist die EU-Zulassung des Heimtests und seine geprüfte Laientauglichkeit nach.
HIV-Medikamente für Kinder
Bei der Behandlung HIV-infizierter Kinder sind in den vergangenen Jahren weitere Fortschritte erzielt worden. Dazu leisteten forschende Pharmaunternehmen einen wesentlichen Beitrag. Sie haben zahlreiche Medikamente zur Behandlung einer HIV-Infektion auch für Minderjährige erprobt und nach der Zulassung in den Markt gebracht.
Ebenso wie bei Erwachsenen empfiehlt sich bei Kindern eine Kombinationstherapie mit mehreren Medikamenten unterschiedlicher Wirkweise, die der Facharzt bedarfsgerecht zusammenstellt. Eine solche Behandlung verlängert nicht nur das Leben, sie fördert auch die körperliche und geistige Entwicklung, wie großangelegte, langfristige Studien zeigen.
Viele Präparate liegen heute in kindgerechter Darreichungsform vor – als Trinklösungen, Trinksuspensionen oder Kautabletten. Welche Medikamente für Kinder seit 2001 zugelassen wurden, zeigt das vfa-Verzeichnis für Kinder-Zulassungen.
Meilensteine¹ in der Prävention und Behandlung von HIV-Infektionen
2020er-Jahre
2022
Weltweit erste Zulassung für ein HIV-Medikaments vom Typ Kapsid-Inhibitor. Wird in Deutschland trotz EU-Zulassung nicht vermarktet.
2020
Weltweit erste Zulassung für ein HIV-Medikament vom Typ Attachment-Inhibitor.
2010er-Jahre
2015
Beginn der Kampagne „Do it with love, respect and condoms” von Jugend gegen AIDS
2014
Studienergebnis: HIV-Positive in wirksamer Therapie sind kaum ansteckend
2012
Erstes Medikament zur Senkung des Ansteckungsrisikos beim Sex (USA; in EU ab 2016), zur Kombination mit Kondomen
Weitere Forschung zur HIV-Prophylaxe und -therapie
Therapieoptimierung
Forschende Pharma-Unternehmen arbeiten daran, die HIV-Therapie weiter zu verbessern. Dazu gehört, die Therapie noch nebenwirkungsärmer und einfacher in der Anwendung zu machen. Ein weiteres Ziel sind genügend therapeutische Ausweichmöglichkeiten, falls die Viren eines Patienten oder einer Patientin gegen die bisher angewendete Therapie resistent werden.
Neue Depotmedikamente zur Therapie und Prophylaxe einer HIV-Infektion bereichern das Angebotsspektrum und können die Lebensqualität der Anwender:innnen spürbar verbessern.
Vielversprechend sind Ansätze mit im Labor hergestellten Antikörpern mit langanhaltender Wirkung. Breit neutralisierende Antikörper (broadly Neutralizing Antibodies, bNAbs), deren Vorbilder aus dem Blut von HIV-Positiven gewonnen wurden, schaffen es, viele unterschiedliche HIV-Varianten auszuschalten und die Viruslast nach nur einer Infusion über Monate wesentlich abzusenken – vor allem, wenn sie kombiniert verabreicht werden. Ihnen wird ein Potenzial für Prävention und Therapie zugesprochen.
Schutzimpfung
Forschende Pharma-Unternehmen lassen von dem Ziel nicht ab, doch noch eine Schutzimpfung gegen HIV zu entwickeln. Bislang gab es aber nur Rückschläge. So musste beispielsweise Anfang 2023 die Mosaico-Studie abgebrochen werden; denn der darin erprobte vektorbasierte Impfstoff, bei dem ein genverändertes, abgeschwächtes Erkältungsvirus das Immunsystem zur Produktion von Antikörpern gegen HIV anregen sollte, hatte sich als zu wenig wirksam erwiesen.
Nach dem Erfolg der mRNA-basierten Corona-Impfung werden nun von mehreren Unternehmen auch mRNA-basierte HIV-Impfstoffe entwickelt. Zwei Impfstoffkandidaten werden derzeit in Studien der Phase I erprobt, einer davon seit Anfang 2022 in Ruanda und Südafrika.
Fortschritte gibt es auch bei therapeutischen Impfstoffen: Sie sollen das Immunsystem bereits infizierter Menschen stimulieren, damit es die Viren selbst in Schach halten kann.
Heilung
Forschungsteams in Unternehmen und Forschungseinrichtungen verfolgen auch weiterhin das Ziel, HIV-infizierte Menschen zu heilen. Mehrere Ansätze werden erprobt.
Die prinzipielle Heilbarkeit einer HIV-Infektion ist dadurch belegt, dass drei zuvor HIV-positive Patienten durch eine Stammzelltransplantation, die eigentlich der Therapie einer Blutrkrebserkrankung diente, die Viren verloren haben und viele Jahre nach dem Eingriff als geheilt gelten können (siehe oben). Leider lässt sich das nicht einfach auf andere HIV-Positive übertragen. Dennoch können die seltenen Erfolgsfälle für die weitere Erforschung einer Heilung von HIV von großer Bedeutung sein.
Eine kleine Gruppe von Menschen ist von Natur aus immun gegen eine HIV-Ansteckung. Sie besitzen eine CCR5-Gen-Variante, die sie befähigt, das Virus abzuwehren. Tiefere Einblicke in diese Besonderheit könnten die HIV-Medizin voranbringen.
Auch Gentherapien werden erprobt, um eine Heilung herbeizuführen. Einige Studien setzen am CCR-5-Rezeptor an, der Eintrittspforte für HI-Viren in Wirtszellen. Dabei wird in bestimmten Zellen das Gen für diesen Rezeptor so verändert, dass HIV ausgesperrt bleibt. Wenn nicht nur das Gen für den CCR5-Rezeptor im Wirtsgenom zerstört wird, sondern zusätzlich auch das HIV-Erbgut – beides mithilfe der Genschere CRISPR/Cas9 –, kann dies eine HIV-Infektion im Tierversuch beseitigen. Mit Patient:innen laufen derzeit nur wenige Studien. In einer davon wird versucht, mithilfe der Genschere CRISPR/Cas9 das HIV-Erbgut aus dem Genom von drei Probanden zu entfernen. Bei den untersuchten Personen wurden bislang keine schweren Nebenwirkungen beobachtet (Stand: November 2023).
Beim „Kick-and-kill“-Ansatz schließlich werden spezielle Wirkstoffe, sogenannte LRAs (Latency Reversing Agents) verwendet, um HI-Viren aus ihren Nischen im Körper herauszutreiben. Anschließend soll eine antiretrovirale Standardtherapie ihnen den Garaus machen. Noch wurde das Konzept nicht mit Patienten getestet.
1 Rezeptoren heißen die "Empfangsantennen" der Zellen, mit denen sie Botenstoffe von anderen Zellen wahrnehmen können.
2 Enzyme sind die "Macher" in jedem Organismus. Sie können bestimmte Moleküle umwandeln, verbinden oder zerlegen.