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Fachkräftesicherung in der Pharmaindustrie: Lösungen für eine Schlüsselindustrie

Die pharmazeutische Industrie ist einer der innovativsten Wirtschaftsbranchen in Deutschland. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Medikamenten und ist zugleich dank ihrer hohen Wertschöpfung ein wichtiger Treiber für den Standort Deutschland. Doch der demografische Wandel und der zunehmende Fachkräftemangel stellen die Branche vor enorme Herausforderungen. Gemeinsam setzen sich die Industriegewerkschaft Bau, Chemie, Energie (IGBCE) und der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) dafür ein, dass die Pharmaindustrie auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt und ihren Beitrag zur Stärkung des Industriestandorts Deutschland leistet.

Ein Positionspapier der IGBCE und des vfa

Drei Personen (Frau, Frau, mann) stehen nebeneinander in Produktionsumgebung. Alle halten Tablet/Klemmbrett und tragen Haarnetz, Schutzbrille, Mundschutz und Kittel.

Die wachsende Herausforderung des Fachkräftemangels

1. Bessere Ausschöpfung vorhandener Potenziale und Stärkung der „Guten Arbeit“

Aufgrund der zunehmenden Fachkräfteengpässe ist es unerlässlich, vorhandene inländische Potenziale besser zu nutzen. Dabei liegt der Fokus auf der Integration von Frauen, älteren Arbeitnehmer:innen, Menschen mit Migrationshintergrund sowie Menschen mit Behinderungen. Unternehmen sollten flexible Arbeitszeitmodelle anbieten, die eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen. Durch Angebote wie Kinderbetreuung und Pflegezeitmodelle können insbesondere Frauen und pflegende Angehörige stärker in den Arbeitsmarkt eingebunden werden.

Darüber hinaus spielen für die Unternehmen verstärkt Quereinsteiger:innen eine wichtige Rolle. Es ist notwendig, Beschäftigte durch gezielte Weiterbildungs- und Qualifizierungsprogramme für neue Arbeitsfelder zu befähigen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen, den Sozialpartnern und den Arbeitsagenturen vor Ort.

Ein weiteres Ziel ist die Förderung von „Guter Arbeit“. Dies bedeutet, dass neben gerechten Löhnen und Tarifbindung auch betriebliche Mitbestimmung und sichere Arbeitsplätze gewährleistet werden. Attraktive Arbeitsbedingungen sind ein wesentlicher Faktor, um Talente für die Branche zu gewinnen und langfristig zu halten.

2. Produktivitätssteigerung durch Digitalisierung und Weiterbildung

Die Digitalisierung bietet enorme Chancen, um die Produktivität in der Pharmaindustrie zu steigern. Automatisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) können Prozesse effizienter gestalten und Forschungsergebnisse schneller auf den Markt bringen. Insbesondere in der klinischen Forschung, der Dokumentation und der Produktion bestehen große Potenziale.

Zugleich verändert die Digitalisierung die Anforderungen an die Qualifikationen der Beschäftigten. Unternehmen müssen verstärkt in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen investieren, um diese auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten. Lebenslanges Lernen wird immer wichtiger, um die Beschäftigungsfähigkeit der Belegschaft zu sichern. An- und ungelernte Arbeitskräfte können durch Teilqualifikationen gezielt gefördert und zum Berufsabschluss geführt werden.

Um die Qualifizierung von Beschäftigten zu unterstützen, hat der Gesetzgeber bereits wichtige Förderinstrumente wie das Qualifizierungschancengesetz und das Arbeit-von-morgen-Gesetz geschaffen. Diese Programme gilt es, stärker bekannt zu machen und ihre Nutzung zu vereinfachen. Unternehmen, die in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten investieren, können so von staatlicher Unterstützung profitieren und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern.

3. Gezielte Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland

Angesichts des demografischen Wandels und der schrumpfenden inländischen Erwerbsbevölkerung wird die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland immer wichtiger. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz bietet eine solide Grundlage, um qualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten nach Deutschland zu holen. Insbesondere die Möglichkeit der Erwerbsmigration für beruflich qualifizierte Drittstaatenangehörige eröffnet neue Chancen.

Damit diese Potenziale ausgeschöpft werden können, sind jedoch weitere Maßnahmen erforderlich. Dazu zählen die Beschleunigung von Visaverfahren, eine bessere Erreichbarkeit der Ausländerbehörden sowie die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen. Eine zentrale Beratungsstelle („One-Stop-Shop“) könnte Unternehmen entlang des gesamten Prozesses der Fachkräftegewinnung unterstützen.

Doch die Gewinnung internationaler Fachkräfte allein reicht nicht aus. Diese müssen auch erfolgreich in den deutschen Arbeitsmarkt und die Gesellschaft integriert werden. Unternehmen können durch Sprachkurse, Mentoring-Programme und Unterstützung bei der Wohnungssuche einen wichtigen Beitrag leisten. Darüber hinaus ist es entscheidend, eine positive Wahrnehmung internationaler Fachkräfte zu fördern.


Politische Rahmenbedingungen entscheidend

Um diese Ziele zu erreichen, sind auch die politischen Rahmenbedingungen entscheidend. Dafür treten die IGBCE und der vfa ein:

  • Konsequente Digitalisierung der Verwaltungsprozesse, um die Fachkräftezuwanderung zu erleichtern.
  • Investitionen in die Bildung und die gezielte Förderung von MINT-Fächern, um den Nachwuchs in den naturwissenschaftlich-technischen Berufen zu sichern.
  • Flexiblere gesetzliche Regelungen für Arbeitszeitmodelle, um den Bedürfnissen einer modernen Arbeitswelt gerecht zu werden.
  • Unterstützung von Unternehmen bei der Integration internationaler Fachkräfte, durch zentrale Beratungsstellen und die Förderung von Wohnraumprojekten in Ballungsgebieten.

Gemeinsam die Zukunft gestalten

Die Pharmaindustrie steht vor großen Herausforderungen, doch gemeinsam können wir diese meistern. Die IGBCE und der vfa setzen sich für eine nachhaltige Fachkräftesicherung ein, die auf Qualifizierung, Zuwanderung und die Stärkung der „Guten Arbeit“ setzt. Gemeinsam mit der Politik, den Sozialpartnern und den Unternehmen gestalten wir die Zukunft der Pharmaindustrie und tragen dazu bei, dass Deutschland auch weiterhin ein starker und innovativer Industriestandort bleibt.