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Die Finanzierung der Krankenversicherung als Zukunftsinvestition

Die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist immer wieder im Fokus der politischen Diskussion. Was fehlt, ist eine langfristige Strategie und die Einsicht, dass der demografische Wandel in Deutschland längst angekommen ist. Die Herausforderung ist offensichtlich: die alternde Gesellschaft möglichst gesund erhalten.

Ein aktives senioriges Paar nimmt lachend zwei Rucksäcke aus einem Kofferraum.

Der Herstelleranteil für die medikamentöse Versorgung beträgt seit Jahren rund 12% der Leistungsausgaben der GKV. Neue, innovative Arzneimittel sind eine wesentliche Säule, denn die GKV verspricht eine Versorgung nach dem aktuellen Stand der Medizin.

Das Gesundheitswesen braucht Innovationen

Innovative Arzneimittel haben in vielen Therapiegebieten einen enormen medizinischen Fortschritt erwirkt. Sie erhöhen die Heilungsquoten, ermöglichen mehr Lebensqualität aber auch mehr Produktivität im Erwerbsleben. Wie sich die Alterung der Bevölkerung im Arzneimittelmarkt auswirkt, zeigt der steigende Verbrauch von Arzneimitteln, beispielsweise gegen Krebs.

Ebenso steigt der Verbrauch von Diabetesmitteln. So werden vermehrt die neuen Wirkstoffklassen verordnet, da mit ihnen Folgeerkrankungen deutlich besser reduziert bzw. verlangsamt werden können als mit den bisherigen Therapieansätzen. Hinzu kommt ein Anstieg bei innovativen Immunsuppressiva gegen Psoriasis und rheumatoide Arthritis, deren bessere Wirksamkeit dazu führt, dass sie mittlerweile vielfach verordnet werden. Zudem kommen völlig neue Therapieansätze vermehrt in der Patientenversorgung an, die heutzutage häufig in größeren Intervallen verabreicht werden. Wo früher täglich Tabletten eingenommen werden mussten, reicht heute eine Gabe einmal im Monat oder einmal im Jahr.

Gut ist, dass durch Patentabläufe und preisreduzierte Nachahmerprodukte der Markt trotzdem im Gleichgewicht bleibt. Durch neue generische Wirkstoffe werden 2024 überdurchschnittliche Einsparungen erwartet. Zudem wirkt eine Vielzahl an Kostendämpfungsinstrumenten, mit denen in 2023 bereits Einsparungen von 26 Mrd. Euro erzielt wurden. Allein durch die Preisverhandlungen im AMNOG werden enorme Summen eingespart: Das IGES geht für 2025 von rund 12 Mrd. Euro aus.

Stabile GKV-Finanzierung für die Gesundheit Aller

Seit 2010 bis einschließlich 2023 ist der Arzneimittelbereich jedes Jahr durchschnittlich um 3,9% gewachsen. Damit entwickelte sich der Arzneimittelmarkt im Vergleich zu den Leistungsausgaben insgesamt, die im Mittel um 4,4% gewachsen sind, unterdurchschnittlich.

Gerade in den letzten Jahren ist der GKV-Arzneimittelmarkt diversen Schwankungen ausgesetzt. Erst zeigten sich deutliche Spitzen infolge Covid-bedingter Sondereffekte, aktuell wirkt sich die einmalige Erhöhung des Herstellerrabatts infolge des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes verzerrend aus.

Infolgedessen zeichneten sich bereits seit dem ersten Quartal dieses Jahres hohe Wachstumsraten ab. Für das Gesamtjahr erwartet das IGES ein Wachstum der Arzneimittelausgaben von rund 9%. Diese Entwicklung ist maßgeblich durch das Auslaufen der befristeten Herstellerrabatterhöhung in 2023 bedingt. Nach den aktuellen Ergebnissen dieses Jahres lag das Wachstum der Arzneimittelausgaben ohne diesen Sondereffekt mit rund 7% unter dem der Leistungsausgaben insgesamt.

Insgesamt ist die Finanzlage der GKV seit Jahren angespannt. Die seit Langem absehbaren Auswirkungen des demografischen Wandels, ein steigender Behandlungsbedarf bei sinkender Finanzierungsbasis, verursacht mit dem dringend benötigten medizinischen Fortschritt eine Schieflage. Zudem bringt z.B. der Ukraine-Kriegs Unsicherheiten mit sich und hemmt die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Damit kommt auch die Defiziterwartung für die GKV, die im Rahmen des Schätzerkreises veröffentlicht wurde, nicht unerwartet.

Fakt ist, dass Deutschland ein wohlhabendes Land ist und den medizinischen Fortschritt braucht. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Fortschritt Geld kostet und Investitionen benötigt. Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz hat hier dem Pharmastandort Deutschland massiv geschadet. Das Ergebnis sind negative Anreize für Innovationen und mangelnde Planungssicherheit, die für die Arzneimittelforschung und -entwicklung essenziell sind. Diesen Fehlentwicklungen ist schnellstmöglich entgegenzuwirken. Erste Schritte sind mit der Pharmastrategie bereits gegangen worden. Nun gilt es, die GKV-Finanzierung auf eine solide Basis zu stellen, indem die geplanten Strukturmaßnahmen umgesetzt und die versicherungsfremden Leistungen aus dem Bundeshaushalt finanziert werden.