Einsparungen addieren sich auf gut 45 Milliarden Euro
Die durch das AMNOG realisierten Einsparungen erhöhen sich immer weiter. Für 2024 werden Entlastungen in Höhe von 10,3 Milliarden Euro für die Krankenkassen erwartet.
Mit der Einführung der frühen Nutzenbewertung und den darauf basierenden Erstattungsbeträgen wurde 2011 die letzte Lücke der Preisreglementierungen in der Arzneimittelversorgung geschlossen. Nach Einführung der Festbeträge für patentfrei gewordene Arzneimittel (1989), dem Ausschluss rezeptfreier Arzneimittel aus der Verordnungsfähigkeit und der in mehreren Schritten erfolgten Rabattvertragssystematik für Generika in den 2000er Jahren war das Segment der patentgeschützten Medikamente der letzte Bereich, in dem pharmazeutische Unternehmen ihre Preise autonom setzen konnten.
Mit Einführung des GKV-FinStG im Herbst 2022 wurde das AMNOG grundlegend reformiert. Das etablierte Verhandlungsverfahren zur Preisbildung innovativer Arzneimittel auf Grundlage einer Zusatznutzenbewertung ist massiv verschärft worden. Anstatt das AMNOG insbesondere bei besonderen Therapiesituationen sinnvoll weiterzuentwickeln, hat das GKV-FinStG innovationsfeindliche und standortschädigende Auswirkungen. Erste Fehlentwicklungen zeigen sich bereits jetzt und legen dar, dass eine politische Kurskorrektur zwingend erforderlich ist.
Die Preisreglementierung hat bedeutsame Wirkungen
Für die Ärzte:
Die Verantwortung für die Wirtschaftlichkeit ist im wesentlichen auf die Hersteller und den GKV-Spitzenverband übergegangen. Zwar bleiben Ärzte formal im Einzelfall verantwortlich für die Wirtschaftlichkeit ihrer Verordnungen, de facto aber hat das Instrument der Wirtschaftlichkeitsprüfung an Bedeutung verloren. Regresse im Zusammenhang mit der Verordnung von innovativen Arzneimitteln sind in den letzten Jahren nicht mehr exekutiert worden. Versuche von Krankenkassen, in einer Reihe von Einzelfällen Regressverfahren wegen Verordnung von Arzneimitteln für Subgruppen von Patienten, für die kein Zusatznutzen anerkannt war, durchzuführen, wurden eingestellt.
Für die Kassen:
Nach anfänglicher Enttäuschung über das Ausmaß an Einsparungen verläuft deren Wachstum nahezu exponentiell. Bis einschließlich dieses Jahr werden die Kassen um gut 45 Milliarden Euro entlastet. Für 2025 werden Einsparungen in Höhe von mehr als 12 Milliarden Euro erwartet.
Auf die Preise:
Regelmäßig beklagt werden jährlich stark steigende Preise für Innovationen. Die Autoren des DAK-AMNOG-Reports 2020 unter der Federführung des Bielefelder Gesundheitsökonomen Wolfgang Greiner haben eine Differenzierung vorgenommen. Das Ergebnis: Nur die Jahrestherapiekosten bei Orphan Drugs sind sehr stark – von rund 100 000 Euro 2012 auf rund 350 000 Euro 2019 – gestiegen. Bei den Nicht-Orphans blieben die Jahrestherapiekosten mit rund 50 000 Euro nahezu konstant.
Dieser Text entstand in Zusammenarbeit des vfa mit der ÄrzteZeitung.