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Timing ist keine europäische Stärke!

Die EU-Kommission hat für Ende März die Entwürfe für eine grundlegende Überarbeitung des Rechtsrahmens für die Pharmaindustrie (Pharmaceutical Legislative Revision) angekündigt. Dabei möchte sie eine Vielzahl von Themen - wie Antibiotika oder Orphan Drugs - anpacken. Die Industrie vermisst allerdings einen großen Wurf, der im Wettbewerb mit den USA und China bestehen kann.

Diese Collage zeigt eine halbe Europa-Flagge mit den Schatten eines Spaziergänger-Pärchens.

Es wird zwar insbesondere um die Frage gehen, wie die Versorgung mit innovativen Medikamenten in der Fläche des Kontinents gewährleistet werden kann, insbesondere bei Erkrankungen, die bislang nicht behandelt werden konnten. Zudem sollen die Zulassungsverfahren für Medikamente beschleunigt und flexibler gestaltet werden.

Stellvertretend für die forschenden Pharma-Unternehmen vermisst vfa-Präsident Han Steutel allerdings ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Arzneimittel-Industrie und befürchtet Nachteile für den Pharma-Standort Europa:


vfa-Präsident Han Steutel im DialogAuch als vfa-Präsident gibt es Dinge, die mir schwerer fallen als andere. Europa zu kritisieren, ist so eine Sache, die mir bis heute schwerfällt. Als Niederländer an der Spitze eines deutschen Pharmaverbandes kann ich gar nicht anders, als europäisch „zu ticken“.

Aber als Wirtschaftsrepräsentant kann ich nicht nur fühlen, ich muss auch analysieren: In einem historischen Moment, in dem sowohl die USA als auch China die Pharmaindustrie als Leitbranchen definieren und Investitionsanreize mit einem klaren Regulierungsrahmen setzen, schickt sich Europa an, eine Vielzahl von Einzelproblemen zu regulieren. Einige davon sind durchaus wichtig und enthalten gute Signale: Etwa auf dem Feld der Antibiotika. Was aber fehlt, ist ein konzeptionelles Gesamtkonzept, das im internationalen Standortwettbewerb als Signal an Investoren verstanden werden kann.

Europa muss jetzt, da seine wichtigsten Konkurrenten solche Signale aussenden, zeigen, dass es weiß worum es geht und dass es ganz vorne mitspielen will. Nach allem, was man bislang vom sogenannten europäischen Pharma-Paket hört, wird dieses Signal aber ausbleiben. Europa zeigt damit einmal mehr, dass es immer noch über viele Stärken verfügt, aber Timing scheinbar nicht dazu gehört: Worauf warten wir denn noch?

Und allen, die dies für ein wenig melodramatisch halten, möchte ich eine einzige Zahl mit auf den Weg geben: In den 1990er-Jahren stammten 50% aller innovativen Therapien aus Europa; aktuell sind es nur noch 20%.