Medikamente Made in Africa
Häufig sind wichtige Voraussetzungen für die lokale Fertigung von Impfstoffen und Medikamenten nicht gegeben. Es fehlt an Fachpersonal, und die Infrastruktur ist häufig unzureichend. So fehlen z.B. häufig eine unterbrechungsfreie Stromversorgung, sauberes Wasser, sichere Transportwege und Kühlketten.
Drei schnelle Fragen an Harald Zimmer, vfa-Experte u.a. für Arzneimittelproduktion in Schwellen- und Entwicklungsländern:
Frage 1
2019 wurde die Regulierungsbehörde AMA gebildet, 19 Länder haben unterzeichnet. Woran hapert es derzeit dennoch, die Herstellung eigener Medikamente in Afrika umzusetzen? Spielt dabei die Pandemiebekämpfung eine Rolle?
Es gibt eine Reihe von Gründen, weshalb die Produktion von Impfstoffen und Medikamenten in Afrika derzeit nur in bescheidenem Umfang stattfindet. Vor allem muss sie langfristig wirtschaftlich sein. Sie muss in der Konkurrenz insbesondere mit indischen und chinesischen Herstellern bestehen können. Häufig kaufen afrikanische Länder ihre Impfstoffe und Medikamente nicht selber ein, sondern erhalten sie von internationalen Organisationen, wie dem Globalen Fonds und GAVI, die möglichst kostengünstig einkaufen müssen. Wenn afrikanische Länder selber einkaufen, lohnt sich die Fertigung im eigenen Land eher. Denn auch wenn die Endprodukte etwas teurer in der Herstellung sind, kann dies durch die Wertschöpfung im eigenen Land und die größere Unabhängigkeit der Versorgung ausgeglichen werden.
Mit der African Medicines Agency existiert zwar eine Regulierungsbehörde, aber weil die Produktion von Impfstoffen und Medikamenten eng überwacht werden muss, müssen auch die lokalen Regulierungs- und Überwachungsbehörden für diese Aufgabe gerüstet sein. Das ist noch nicht überall der Fall.
Die Erfahrung forschender Pharma-Unternehmen zeigt, dass die Produktion von Impfstoffen und Medikamenten dort stattfindet, wo sie erforscht und entwickelt wurden. Die Medikamentenentwicklung findet noch so gut wie gar nicht in Afrika statt. Das sollte sich dringend ändern. Auch die Produktion von Vor- und Hilfsprodukten findet häufig nicht vor Ort statt, auch diese müssen oft importiert werden.
Frage 2
Sind mehr Importwege und mehr Wissenstransfer unter den Ländern nötig?
Die regionale Zusammenarbeit mehrerer Länder kann die lokale Fertigung von Impfstoffen und Medikamenten wirtschaftlich lohnender machen, denn je größer die Produktionsmengen, desto kostengünstiger ist die einzelne Packung herzustellen.
Die lokale Produktion muss sich langfristig rechnen. Es ist daher notwendig, dass langfristige Abnahmevereinbarungen getroffen werden können. Immer in Konkurrenz zu anderen Standorten, etwa in Indien oder in China, wo sehr kostengünstig gefertigt werden kann.
Der Wissenstransfer ist insbesondere wichtig für die Überwachung und Zertifizierung von lokal hergestellten Produkten. Nur wenn dauerhaft qualitativ hochwertige Impfstoffe und Medikamente nach good manufacturing practice hergestellt werden können und die Überwachungsbehörden dies auch glaubhaft testieren, werden internationale Organisationen und die Einkaufsorganisationen anderer Länder diese Produkte kaufen.
Frage 3
Was ist bereits gut gelungen, um Medikamente z.B. in Südafrika oder anderen Ländern herzustellen?
Harald Zimmer sprach kürzlich auch mit der Deutschen Welle über die Herstellung von Arzneimitteln in Afrika: "Der lange Weg zu Medikamenten "made in Africa"
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hilft dabei, Unternehmen in Partnerländern fit zu machen für die Präqualifizierung durch die WHO. Das ist die Voraussetzung dafür, dass diese Unternehmen ihre Produkte an UN-Organisationen verkaufen können.
Ein zentrales Problem ist der Mangel an ausgebildetem Fachpersonal. In Tansania wurde, auch mit Unterstützung forschender Pharma-Unternehmen, vor einigen Jahren die Ausbildung von Pharma-Facharbeitern reformiert und verbessert. Das kann ein Modell auch für andere Länder sein.