London Declaration
Sie ist eine der größten Gesundheitsinitiativen der Welt und erreicht jährlich gut eine Milliarde Menschen: die Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten. Ein Meilenstein war im Jahr 2012 die „London Declaration“ zur Eindämmung und Ausrottung von, so der englische Begriff, Neglected Tropical Diseases oder kurz NTDs.
Mit dieser Erklärung verpflichteten sich 13 forschende Pharma-Unternehmen aus Industrienationen zur kostenfreien Abgabe von Medikamenten für Prävention und Therapie, zu mehr Arzneimittelforschung sowie zur Förderung von Gesundheitskampagnen und medizinischen Einrichtungen vor Ort. Partner der London Declaration waren und sind die Bill & Melinda Gates Foundation, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und andere internationale Gesundheitsorganisationen, die Weltbank sowie mehrere Regierungen.
Die London Declaration zielte auf die Eindämmung oder Ausrottung folgender zehn NTDs bis 2020 ab:
- Elephantiasis
- Lepra
- afrikanische Schlafkrankheit
- Trachom
- Bilharziose
- bodenübertragene Wurmkrankheiten
- Chagas
- viszerale Leishmaniose
- Flussblindheit
- Medinawurm-Befall
Von NTDs sind weltweit deutlich mehr als eine Milliarde Menschen betroffen; weitere zwei Milliarden sind von ihnen bedroht. Die meist durch Bakterien, Viren, Einzeller oder Würmer hervorgerufenen Krankheiten treten vor allem in den ärmsten Regionen der Entwicklungs- und Schwellenländer auf. Fast alle von ihnen können durch Medikamente wirksam bekämpft werden. Unbehandelt führen NTDs jedoch oft zu dauerhaften Behinderungen, Stigmatisierung, Arbeitsunfähigkeit und oder Folgeerkrankungen. Auch beeinträchtigen sie die Entwicklung Heranwachsender, was wiederum die wirtschaftliche Entwicklung ganzer Regionen hemmt. Um diesen Teufelskreis zur durchbrechen, hatte die WHO im Jahr 2012 einen Fahrplan zur Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten veröffentlicht, die „NTD Roadmap 2020“, deren Umsetzung die Unterzeichner der London Declaration förderten.
Zusagen wurden eingehalten
Diesen Impuls nahm im Januar 2012 eine Konferenz in London auf. An ihr beteiligten sich neben 13 führenden Pharma-Unternehmen auch Vertreter von WHO, Weltbank, Bill & Melinda Gates Foundation und mehrer Regierungen. Zum Abschluss einigte man sich auf die London Declaration. Die beteiligten forschenden Pharma-Unternehmen sagten in der Erklärung Medikamentenspenden für rund 14 Milliarden Behandlungen in diesem Zeitraum zu. Unter marktüblichen Konditionen hätten die Spenden einen Wert von 19 Milliarden US-Dollar.
Eine große Herausforderung ist jedoch die Lieferung und Verteilung der Medikamente vor Ort. Denn die betroffenen Menschen leben meist in entlegenen und schwer erreichbaren Regionen. Auch hier konnten Erfolge erzielt werden. So seien nach Angaben der Organisation „Uniting to Combat NTDs“ vor der Londoner Erklärung nur 37 Prozent der bedürftigen Personen präventiv behandelt worden. Im Jahr 2016 habe dieser Anteil dann bereits 63 Prozent betragen.
Guter Auftakt, neue Strategie
Bei vier Krankheiten war das bisherige Engagement besonders erfolgreich. So konnten Elephantiasis, afrikanische Schlafkrankheit und viszerale Leishmaniose stark zurückgedrängt werden; die Medinawurm-Erkrankung steht sogar kurz vor der Ausrottung. Insgesamt kann man heute sagen, dass die London Declaration eine Entwicklung angestoßen hat, die ausgesprochen positiv verlaufen ist.
Das ursprüngliche Ziel jedoch, zehn NTDs in weniger als zehn Jahren unter Kontrolle zu bringen oder ganz zu eliminieren, wurde nur zum Teil erreicht. Ein Grund dafür sind defizitäre Strukturen in vielen von NTD betroffenen Staaten, die immer wieder verhindern, dass die Medikamente tatsächlich zum Patienten gelangen. Diese Probleme hat auch die WHO erkannt. Ihr neuer Fahrplan, die „NTD 2030 Roadmap“, setzt auf eine Integration der NTD-Bekämpfung in die nationalen und regionalen Gesundheitssysteme, eine eng getaktete Fortschrittskontrolle und die verstärkte Kooperation aller Akteure. Zu diesem Kreis gehören weiterhin die Partner der London Declaration, einschließlich forschender Pharma-Unternehmen.