Drucken
öffnen / schließen
Wenn Sie diese Felder durch einen Klick aktivieren, werden Informationen an Facebook, Twitter oder Google in die USA übertragen und unter Umständen auch dort gespeichert. Näheres erfahren Sie hier: https://www.heise.de/ct/artikel/2-Klicks-fuer-mehr-Datenschutz-1333879.html

vfa-Faktencheck zur Orphan Drug-Analyse des IQWiG

Orphan Drugs - klare Orientierung am medizinischen Bedarf!

Am Jahresende 2024 erschien eine neue Publikation des IQWiG zu Arzneimitteln zur Behandlung seltener Erkrankungen. (1) Darin diskutiert das Institut die Ergebnisse der AMNOG-Nutzenbewertungen für Orphan Drugs sowie ihren Stellenwert zur Deckung des medizinischen Bedarfs. Der vfa hat sich mit wesentlichen Aussagen der Publikation auseinandergesetzt.

Eine junge Wissenschaftlerin macht Bildschirmarbeit in einem abgedunkelten Laborumfeld.

1. Das IQWiG stellt fest, dass in den meisten AMNOG-Bewertungen der Orphan Drugs vom G-BA ein nicht-quantifizierbarer Zusatznutzen festgestellt wird. Bei anschließenden Vollbewertungen wurde in rund der Hälfte der Fälle ein Zusatznutzen als nicht belegt eingestuft.

2. Das IQWiG gibt an, dass in 58 Prozent der Fragestellungen aus Vollbewertungen zum Zeitpunkt bereits andere aktive Therapien zur Verfügung standen. Noch häufiger war dies bei onkologischen Therapien. Solche Orphan Drugs würden daher laut IQWiG nicht den ungedeckten medizinischen Bedarf („unmet medical need“) adressieren.

Hintergrund

Orphan Drugs werden für die Behandlung seltener Erkrankungen eingesetzt. Die kleine Anzahl an Patient:innen schafft sowohl in Entwicklung und Zulassung als auch im Markt eine besondere Situation für diese Arzneimittel, der mit fördernden Regelungen Rechnung getragen wird.
In Deutschland ist die Versorgung mit Medikamenten für seltene Erkrankungen zugleich durch die Orphan Drug-Regelung im AMNOG-Verfahren gesichert, mit einer Marktverfügbarkeit von 90 % an der Spitze Europas. Doch wiederkehrende gesundheitspolitische Diskussionen bedrohen diese Errungenschaft, indem sie eine Gleichstellung der Bewertungsstandards aller Medikamente fordern, ohne die speziellen Herausforderungen bei seltenen Erkrankungen zu berücksichtigen. Solche Änderungen könnten gravierende Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Orphan Drugs haben. Dies zeigt auch die jüngste Studie des vfa.

(1) Kranz et al. Results of health technology assessments of orphan drugs in Germany—lack of added benefit, evidence gaps, and persisting unmet medical needs, International Journal of Technology Assessment in Health Care. 2024;40(1):e68. doi:10.1017/S026646232400062X