Entwicklung des GKV-Arzneimittelmarktes
Das Wichtigste in Kürze
- Der effektive Umsatz der Hersteller ist durch die Erhöhung der Rabattquote von 6 auf 16 Prozent zum zweiten Mal in Folge gesunken.
- Der Verbrauch (Verordnungen bzw. verkaufte Packungen) ist moderat gestiegen.
- Die Preise sind im Durchschnitt rückläufig.
- Die Hersteller patentgeschützter Originale haben ihre Marktanteile zu Lasten der Parallelimporteure erhöht.
Apothekenmarkt
Über öffentliche Apotheken abgegebene Arzneimittel insgesamt
Die wichtigsten Zahlen im Überblick:
Netto-Umsatz zu ApU (Abgabepreise pharmazeutischer Unternehmer, inkl. Rabatte) | 22,6 Milliarden Euro |
Veränderung zum Vorjahr | -0,8 Prozent |
Zahl der abgegebenen Packungen | 1,60 Milliarden |
Veränderung zum Vorjahr | +3,1 Prozent |
Marktanteile: Ärztliche Verordnungen | |
- für GKV-Versicherte | 73 Prozent |
- für privat Versicherte/Selbstzahler | 8 Prozent |
- Selbstmedikation | 19 Prozent |
Marktanteil der Parallelimporte | |
2011 | 10 Prozent |
2010 | 12 Prozent |
Der Umsatz im deutschen Apothekenmarkt ist brutto von 25,6 auf 26,2 Milliarden Euro und damit um 2,1 Prozent gestiegen (ohne Berücksichtigung der gesetzlichen Abschläge und der individualvertraglich vereinbarten Rabatte). Diese werden 2011 voraussichtlich rund 3,6 Milliarden Euro erreichen (genaue Zahlen liegen noch nicht vor; Vorjahreswert: 2,9 Milliarden Euro). Damit sinkt der Netto-Umsatz voraussichtlich von 22,7 auf 22,6 Milliarden Euro (-0,8 Prozent).
Die Zahl der abgegebenen Packungen erreichte 2011 ein Volumen von 1,60 Milliarden Stück, ein Zuwachs von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei stieg der Absatz der OTC-Produkte um 4,0 Prozent, der Absatz der rezeptpflichtigen Medikamente nur um 2,1 Prozent. Der erhöhte OTC-Absatz ist in erster Linie auf die seit Oktober 2011 gültige Verordnungseinschränkung bei Diabetes-Tests zurückzuführen. Darüber hinaus hat der Verbrauch von Husten- und Erkältungspräparaten sowie rezeptfreien Analgetika zugenommen.
Das umsatzmäßig größte und gleichzeitig am stärksten wachsende Indikationsgebiet sind die Immunsuppressiva. Überdurchschnittliches Wachstum zeigen außerdem insbesondere Antidiabetika, Analgetika, Virustatika sowie Antiepileptika (u.a. wegen des Patentablaufs von Levetiracetam) und Ophtalmologika (wegen Lucentis).
Entwicklung der 10 größten Indikationsgruppen:
Indikationsgruppe | Umsatz (ApU) in Mio. Euro | Veränderung zum Vorjahr in Prozent |
L04 Immunsuppressiva | 1.582,5 | 14,8 |
C09 Renin-Angiotensin wirksame Präparate | 1.478,7 | 0,5 |
A10 Antidiabetika | 1.453,2 | 4,0 |
N02 Analgetika | 1.359,6 | 4,5 |
R03 Asthma- und COPD-Präparate | 1.219,7 | -1,9 |
L01 Antineoplastische Mittel | 1.135,4 | 0,6 |
L03 Immunstimulantien | 1.030,1 | 3,5 |
N05 Psycholeptika | 999,6 | 3,8 |
J07 Impfstoffe | 810,2 | -1,6 |
J05 Virustatika, systemisch | 774,2 | 10,6 |
Auch bei den umsatzstärksten Produkten sind in erster Linie patentgeschützte Präparate aus dem Bereich Immunsystem, Onkologie, COPD, Nervensystem zu finden. Vom Zuwachs dieser Produkte konnten die Importeure, deren Marktanteil von 11,9 auf 10,1 Prozent gesunken ist, diesmal nicht profitieren. Im Gegenteil: Bei vielen Produkten hat sich der Importanteil deutlich reduziert.
GKV-Arzneimittelmarkt
Ärztlich verordnete Arzneimittel für Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen
Die wichtigsten Zahlen im Überblick:
Brutto-Umsatz zu AVP (Apothekenabgabepreise) | 32,1 Milliarden Euro |
Veränderung zum Vorjahr | +0,7 Prozent |
Herstellerabschläge (vorl.) | |
2011 | 3,6 Milliarden Euro |
2010 | 2,9 Milliarden |
Ausgaben der GKV für Arzneimittel (vorläufige Hochrechnung) | |
aus Apotheken und von Sonstigen | 29,5 Milliarden Euro |
Veränderungen zum Vorjahr | -2,9 Prozent |
Herstelleranteil am Brutto-Umsatz | 51,6 Prozent |
Marktanteil patentgeschützter Produkte | |
2011 | 30,6 Prozent |
2010 | 30,2 Prozent |
Marktanteil der Generika | |
2011 | 30,6 Prozent |
2010 | 30,3 Prozent |
Zahl der Verordnungen | 680 Millionen |
Veränderung zum Vorjahr | +0,5 Prozent |
Herstellerabgebapreise | |
Veränderungen zu 2010 | -1,6 Prozent |
Veränderungen zu 2009 | +0,2 Prozent |
Trotz einer leichten Steigerung des Brutto-Umsatzes um 0,7 Prozent gehen die GKV-Ausgaben 2011 aufgrund der höheren Herstellerabschläge zurück, vorläufigen Hochrechnungen zufolge um rund 3 Prozent.
Die Herstellerabschläge von 3,6 Milliarden Euro teilen sich auf in gesetzlich festgelegt (2,2 Mrd. Euro) und vertraglich vereinbart (1,4 Mrd. Euro).
Neben den Herstellerrabatten sind auch die Apothekenrabatte gestiegen (von 980 Mio. auf rund 1,2 Mrd. Euro) und haben entsprechend die GKV entlastet.
Durch die veränderten Rabatte verschieben sich die Umsatzanteile am Bruttoumsatz zu Lasten der Hersteller.
Die Zahl der Verordnungen ist mit 680 Millionen moderat gestiegen (+0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Die Zahl der verordneten Tagesdosen ist aufgrund des Trends zur Verordnung von Großpackungen voraussichtlich sogar noch stärker gestiegen (+2,7 Prozent im 1. bis 3. Quartal; Jahreswerte liegen noch nicht vor).
Die Herstellerpreise gingen gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent zurück (ohne Berücksichtigung der von Herstellern eingeräumten Rabatte). Betroffen sind dabei insbesondere Generika. Patentgeschützte Produkte sind überwiegend preisstabil.
G-BA und GKV haben 2011 das durch Festbeträge geregelte Markt-segment mehrfach ausgeweitet. Der Verordnungsanteil der Arzneimittel mit Festbetrag stieg dadurch von 75 auf 78 Prozent, der Umsatzanteil von 38 auf 41 Prozent.
Datenbasis: Insight Health-Datenbanken Jan. bis Dez. 2011,
GKV-Finanzergebnisse bis 3. Quartal 2011