Gesundheitspolitik in den Wahlprogrammen
Seit der Bundestagswahl 2013 hat das Parlament mehr als zwei Dutzend Gesetze aus dem Bundesgesundheitsministerium verabschiedet. Obwohl die Gesundheitspolitik jeden einzelnen Bürger unmittelbar betrifft, hat sie im diesjährigen Wahlkampf eine untergeordnete Rolle gespielt. Doch die Parteien beschreiben in ihren Wahlprogrammen durchaus ihre Forderungen zu den gesundheitspolitisch relevanten Themen "Standort", "Versorgung" und "Kosten". Eine Übersicht:
CDU/CSU
Allgemein | Standort | Versorgung | Kosten |
Das Thema Gesundheit spielt im Wahlprogramm der Union eine eher untergeordnete Rolle | Forderung einer steuerlichen Forschungsförderung | Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtig en Arzneimittel | Regierungs-Programm enthält keine Aussagen zum Thema Kostenentwicklung |
Vielmehr stehen Punkte wie Sicherheit, Arbeit und Wohlstand im Zentrum | Schwerpunkt auf Forschung zu Krebs, Diabetes, Demenz und Infektionskrankheiten | Sicherung der Versorgung durch ortsnahe Apothekenangebote | |
Grundsätzlich bekennen sich CDU und CSU in ihrem Programm zum bestehenden System aus freiberuflichen Ärzteschaft, gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen | Ausbau der Forschung zu Volkskrankheiten | ||
Genaue Aussagen zu Pharma/Arzneimittel sind im Text nicht enthalten | Ausbau der Forschung im Bereich Kinder- und Jugendmedizin |
SPD
Allgemein | Standort | Versorgung | Kosten |
Der SPD-Fokus liegt im Gesundheitsbereich auf der Einführung einer Bürgerversicherung und der Paritätischen Finanzierung des Gesundheitswesen | Forderung einer steuerlichen Forschungsförderun | Medizinische Neuerungen sollen schnell und zu fairen Preisen für alle Menschen bundesweit verfügbar sein | Arzneimittelpreise liegen in Deutschland im europäischen Vergleich in der Spitzengruppe |
Bessere Abschreibungsmöglichkeit für Forschungs- und Entwicklungsausgaben (kein spezieller Bezug zu med. Forschung) | Einbindung der Kompetenz der Apotheker in die Versorgungsstruktu | Preise dürfen nicht nur vom Markt bestimmt werden, sondern müssen auch ethisch vertretbar sein | |
Aus diesem Grund muss immer neu bestimmt und analysiert werden, ob neue Medikamente sicher und notwendig sind und welche Preise dafür aufgerufen werden können |
GRÜNE
Allgemein | Standort | Versorgung | Kosten |
Die GRÜNEN fordern in ihrem Wahlprogramm ähnlich wie die SPD die Einführung einer Bürgerversicherung und einen Umstieg auf eine Paritätische Finanzierung des Gesundheitswesens | Erhöhte Forschungs- und Entwicklungsaufgabe auf 3,5 Prozent des BIP | Das Wahlprogramm der GRÜNEN enthält keine Aussagen zur Arzneimittelversorgung | Abschaffung der Zuzahlungen für Medikament |
Bessere Erforschung von alternativmedizinischen Verfahren mit anerkannten Methoden | Besserer Zugang zu günstigen Generika für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen | ||
Keine Ausweitung des Monopolschutzes | |||
Keine Einschränkung des Medikamentenzugangs über TRIPS-plus |
FDP
Allgemein | Standort | Versorgung | Kosten |
Die Liberalen setzen im Bereich Gesundheit auf verstärkten Wettbewerb unter den Kassen sowie den Erhalt der Privaten Krankenversicherung | Die FDP fordert die Einführung einer technologieoffenen und steuerlichen Forschungsförderung | Stärkung der inhabergeführten Apotheken durch faire Rahmenbedingungen zwischen Apotheken und Versandapotheken ohne pauschales Versandhandelsverbot von rezeptpflichtigen Arzneimitteln | Aufhebung der Übertragung des GKV-Erstattungsbetrages auf das Arzneimittelgesetz als Höchstpreis für Selbstzahler |
Eine eigene Passage zum Thema Pharmaindustrie kommt im Programm nicht vor | Steuergutschrift in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes der Personalaufwendungen für Forschung und Entwicklung |
LINKE
Allgemein | Standort | Versorgung | Kosten |
Die LINKE fordert ebenfalls die Einführung der Paritätischen Finanzierung des Gesundheitswesens und die Umstellung des Versicherungssystems auf eine Bürgerversicherung | Zurückdrängung des Einflusses der Pharmakonzerne auf allen Ebene | Ablehnung von Apothekenketten, vor allem in der Hand von Aktiengesellschaften | Einführung einer Positivliste und vollständige Erstattung aller Medikamente mit nachgewiesenem Nutzen |
Das Programm ist im Vergleich das restriktivste gegenüber der Pharmaindustrie | Strikte Begrenzung der Marketing-Aktivitäten der Unternehmen | Begrenzung des Versandhandels mit Arzneimitteln zur Stärkung der wohnortnahen Versorgungsstrukturen | Effektive Begrenzung der Arzneimittelpreise per Gesetz; Deckelung für Medikamentenpreise ab der Zulassung |
Pharmakonzerne müssten dem Gemeinwohl verpflichtet und unter demokratische Kontrolle gestellt werden | Verbannung von „scheinbar neuen“ Medikamenten aus dem Leistungskatalog |
Standort
CDU/CSU | ||||||
Forderung einer steuerlichen Forschungsförderung | Schwerpunkt auf Forschung zu Krebs, Diabetes, Demenz und Infektionskrankheiten | Ausbau der Forschung zu Volkskrankheiten | Ausbau der Forschung im Bereich Kinder- und Jugendmedizin | |||
SPD | ||||||
Forderung einer steuerlichen Forschungsförderung | Abschreibungs-Möglichkeiten für Ausgaben in den Bereichen Forschung und Entwicklung (kein spezieller Bezug zu medizinischer Forschung) | |||||
GRÜNE | ||||||
Erhöhte Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf 3,5 Prozent des BIP | Bessere Erforschung von alternativmedizinischen Verfahren mit anerkannten Methoden | |||||
FDP | ||||||
Die FDP fordert die Einführung einer technologieoffenen und steuerlichen Forschungsförderung | Steuergutschrift in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes der Personalaufwendungen für Forschung und Entwicklung | LINKE | Zurückdrängung des Einflusses der Pharma-Konzerne auf allen Ebenen | Strikte Begrenzung der Marketing-Aktivitäten der Unternehmen | Pharma-Konzerne müssten mehr dem Gemeinwohl verpflichtet und unter demokratische Kontrolle gestellt werden | |
Versorgung
CDU/CSU | |
Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln | Sicherung der Versorgung durch ortsnahe Apothekenangebote |
SPD | |
Medizinische Neuerungen sollen schnell und zu fairen Preisen für alle Menschen bundesweit verfügbar sein | Einbindung der Kompetenz der Apotheker in die Versorgungsstruktur |
GRÜNE | |
Das Wahlprogramm der GRÜNEN enthält zu diesem Themenblock keine Aussagen | |
FDP | |
Stärkung der inhabergeführten Apotheken durch faire Rahmenbedingungen zwischen Apotheken und Versandapotheken ohne pauschales Versandhandelsverbot von rezeptpflichtigen Arzneimitteln | |
LINKE | |
Ablehnung von Apothekenketten, vor allem in der Hand von Aktiengesellschafte | Begrenzung des Versandhandels mit Arzneimitteln zur Stärkung der wohnortnahen Versorgungsstrukturen |
Kosten/Preise
CDU/CSU | |||
Das Regierungsprogramm von CDU/ CSU enthält keine Aussagen zum Themenblock Kostenentwicklung | |||
SPD | |||
Arzneimittelpreise liegen in Deutschland im europäischen Vergleich in der Spitzengrupp | Preise dürfen nicht nur vom Markt bestimmt werden, sondern müssen auch ethisch vertretbar sein | Aus diesem Grund muss neu bestimmt und analysiert werden, ob neue Medikamente sicher und notwendig sind und welche Preise dafür aufgerufen werden können | |
GRÜNE | |||
Abschaffung der Zuzahlungen für Medikamente | Besserer Zugang zu günstigen Generika für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen | Keine Ausweitung des Monopolschutze | Keine Einschränkung des Medikamentenzugangs über TRIPSplus |
FDP | |||
Aufhebung der Übertragung des GKV-Erstattungsbetrages auf das Arzneimittelgesetz als Höchstpreis für Selbstzahler | |||
LINKE | |||
Einführung einer Positivliste und vollständige Erstattung aller Medikamente mit nachgewiesenem Nutzen | Effektive Begrenzung der Arzneimittelpreise per Gesetz; Deckelung für Medikamentenpreise ab der Zulassung | Verbannung von „scheinbar neuen“ Medikamenten aus dem Leistungskatalog |