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Personalisierte Medizin kann Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems stärken

Berlin (vfa bio/BioTOP). "Personalisierte Medizin hilft, nutzlose oder nebenwirkungsintensive Therapien zu vermeiden. Das steigert die Effizienz und trägt dazu bei, die hohe Leistung unseres Gesundheitssystems aufrechtzuerhalten." Das erklärte Dr. Frank Mathias, Vorsitzender von vfa bio und CEO der Münchner MediGene AG, auf dem Symposium "Personalisierte Medizin: Nutzen für Patienten und Gesellschaft" am 26. Oktober 2011 in Berlin. Es wurde ausgerichtet von vfa bio, der Interessengruppe für Biotechnologie im Verband der forschenden Pharma-Unternehmen, und BioTOP Berlin-Brandenburg, der zentralen Anlauf- und Koordinationsstelle für alle Belange der Biotechnologie in Deutschlands Hauptstadtregion.

Auf 20 Medikamente kann sich die personalisierte Medizin bislang stützen (www.vfa.de/personalisiert). Es sollen rasch noch mehr werden. Dies erfordert allerdings viel Forschung und Entwicklung: "Die BioRegion Berlin-Brandenburg ist hierfür besonders gut aufgestellt", betonte Dr. Kai Bindseil, Leiter von BioTOP Berlin-Brandenburg, "denn wir haben viele Firmen, die in Prävention und Diagnostik aktiv sind und unter anderem die Biomarker-Entwicklung voranbringen."

Biomarker sind ein Eckpfeiler der neuen Entwicklungen. Denn personalisierte Medizin beruht darauf, Verordnungen nicht nur auf die Krankheitsdiagnose zu stützen, sondern auch auf Biomarker (wie bestimmte Gensequenzen oder Blutwerte des Patienten), die vorhersagen, welche Medikamente für den betreffenden Patienten wirksam und verträglich sind. Gebraucht werden also "Tandems" aus Medikament und zugehörigem Biomarker-Vortest. "Damit Ärzte sie dann einsetzen können, müssen die Vortests auch von den Krankenkassen erstattet werden", betonte Dr. Mathias von vfa bio. "Bei der Erstattungsfähigkeit kam es in der Vergangenheit aber immer wieder zu Verzögerungen."

Viele künftige "Tandems" werden der Onkologie zu Gute kommen, wie Prof. Dr. Dr. Peter M. Schlag, Direktor des Charité Comprehensive Cancer Centers (CCCC), berichtete: "Ich bin überzeugt, dass künftig viele weitere personalisierte Krebsmedikamente zur zielgerichteten Therapie nach vorheriger Testung des Patienten zur Verfügung stehen werden. Diese werden die Tumorbekämpfung stetig verbessern." Für die Auswahl der Medikamente werden biomathematische Modelle eingesetzt, die das komplexe Zusammenspiel der in einem Tumor veränderten Moleküle und deren Nebenwirkungen beim individuellen Patienten abschätzen können. Es ergeben sich hierbei jedoch auch neue Anforderungen an die Zulassungsverfahren moderner Krebstherapien.

Personalisierte Medizin verändert aber nicht nur die Therapie, sondern auch deren Kostenstruktur, etwa durch die zusätzlichen Vortests. Das sehen die Krankenkassen mit Sorge, wie Brigitte Käser berichtete. Sie ist Geschäftsführerin für den Bereich Gesundheitsmanagement ambulantbei der AOK Niedersachsen. "Deshalb - und auch zum Schutz der Patienten vor Fehlentscheidungen - sollten personalisierte Medikamente nur dann erstattet werden dürfen, wenn sowohl der zugehörige Vortest validiert als auch der Zusatznutzen des personalisierten Einsatzes nachgewiesen ist. Nur Evidenz-basiert bietet die personalisierte Medizin Chancen für bessere Therapien und eine bessere Ressourcen-Allokation im Gesundheitswesen."

Prof. Dr. Steffen Fleßa, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine BWL und Gesundheitsmanagement der Universität Greifswald bilanziert: "Wir werden am Ende des Tages sehen, ob die Aspekte 'Kostentreiber' und 'Effizienzpotenzial' zwangsläufig als Gegensatz bei der personalisierten Medizin zu sehen sind. Natürlich kosten Innovationen Geld. Wenn sie aber helfen, gesamtgesellschaftlich betrachtet die Ausgaben zu reduzieren, ist hier sehr wohl ein Effizienzpotenzial vorhanden. Das gilt nicht nur für den Einsatz pharmakogenetischer Vortests, sondern auch für andere Bereiche der personalisierten Medizin."

Eine vertiefte Analyse der Potenziale und laufenden Aktivitäten im Feld der personalisierte Medizin bietet auch der Report "Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2011 - Biopharmazeutika: Wirtschaftsdaten und Nutzen der Personalisierten Medizin" von The Boston Consulting Group und vfa bio, 2011, der sich unter www.vfa-bio.de/publikationen bestellen und herunterladen lässt.

vfa bio vertritt die Biotechnologie im vfa, der sich für die Belange seiner 45 weltweit führenden Hersteller in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik einsetzt. vfa bio macht sich dafür stark, das medizinische und wirtschaftliche Potenzial der Biotechnologie zu nutzen und Deutschland zum führenden Biotechnologiestandort Europas zu machen. vfa bio gehören derzeit 30 Unternehmen an.



BioTOP ist die zentrale Anlaufstelle für alle Belange der Biotechnologie in der Hauptstadtregion. BioTOP ist eine gemeinsame Initiative der Länder Berlin und Brandenburg in der TSB Innovationsagentur Berlin GmbH und Teil des Clustermanagements Gesundheitswirtschaft. Ziel ist es, durch Vernetzung aller relevanten Akteure die regionalen Aktivitäten in der Biotechnologie zu koordinieren und konkrete Projekte zu initiieren, um die Spitzenposition der Region in der Biotechnologie weltweit auszubauen. www.biotop.de/