Pharmaforschung:
Biopharmazeutika: Hoffnungsträger für Patienten, Gesellschaft und Standort
Mainz (vfa bio / CI3). Biopharmazeutika, also Medikamente mit gentechnischen Wirkstoffen, haben in den letzten Jahrzehnten die Behandlungsmöglichkeiten insbesondere bei Krebs, Rheumatoider Arthritis, Blutbildstörungen und angeborenen Stoffwechselkrankheiten revolutioniert. "Nun werden Biopharmazeutika zunehmend gegen neue Krankheiten entwickelt, die bisher nur konventionell oder gar nicht behandelt werden konnten. Die Aussichten sind gut, dass sie auch hier große Fortschritte bringen." Das sagte Dr. Frank Mathias, Geschäftsführer von vfa bio, anlässlich der Fachtagung "win
"Die biopharmazeutischen Entwicklungsprojekte haben sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt, auf mittlerweile 550. Und fast jedes zweite davon betritt medizinisches Neuland." So belegte Mathias seine Einschätzung, gestützt auf den Branchen-Jahresreport "Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2012" von The Boston Consulting Group (BCG) und vfa bio.
"Hoch komplexe Krankheiten wie Krebs und Autoimmunerkrankungen erfordern diversifizierte Behandlungsstrategien", so Dr. Rainer Wessel. Der Direktor des CI3-Clustermanagements weiß: "Die Entwicklung solch individualisierter Therapieansätze muss dabei mehrere Krankheitsfaktoren sowie die genetische Disposition berücksichtigen. Das kann auch von großen Pharmafirmen nicht mehr im Alleingang bewältigt werden. Erfolgversprechend ist dabei die Arbeit im Verbund mit kleinen und mittleren Unternehmen und Forschungsinstituten." CI3 vernetzt mehr als 120 Partner aus Wirtschaft, Forschung, Krankenversorgung und Politik, um die sehr erfolgreiche Pharmaregion Rhein-Main im Bereich der Individualisierten Immunintervention weiter an der internationalen Spitze zu etablieren.
"Diese neue, individualisierte Medizin stellt eine große Herausforderung für unser Gesundheitssystem dar", betonte Wessel. "Aber eins ist sicher: Ohne individualisierte Behandlungsstrategien werden wir komplexe Erkrankungen wie Krebs und Autoimmunerkrankungen nicht erfolgreich bekämpfen können." Allgemein gilt, dass die Behandlungserfolge von klassischen Arzneien in vielen Fällen bedingt durch individuelle Besonderheiten von Patient zu Patient erheblich variieren. Auf Basis des großen biotechnologischen Fortschritts ist es nun möglich, stratifizierte und sogar individuelle Therapieansätze zu entwickeln und anzuwenden. Immuntherapien besitzen dabei ein sehr hohes Potential, da sie sich das Arsenal der körpereigenen Krankheitsabwehr zu Nutze machen. Diese maßgeschneiderten Therapien bieten die Chance für eine zielgenaue und schonendere Medizin. Die durch CI3 katalysierten Forschungsaktivitäten fokussieren auf die Indikationsgebiete Krebs, Autoimmunerkrankungen und Infektionen.
Schon relativ weit gediehen sind neue Medikamente gegen die meist schubförmig verlaufende Immunstörung Lupus erythematodes, die mit Entzündungen, Erschöpfung und Organschädigungen einher geht. Ein erstes Biopharmazeutikum, das gezielt in die Entzündung eingreift, ist seit kurzem im Einsatz; es hat bereits vielen Patienten geholfen, da diese weniger Krankheitsschübe erleiden mussten. Weitere Präparate sind in Entwicklung.
Therapieforschung brauche aber nicht nur eine solide medizinische und organisatorische Grundlage, sondern auch eine finanzielle, so Mathias abschließend. "Die teure Entwicklung neuer Medikamente wird bei den Start-Ups mit Risikokapital und Fördergeldern finanziert. Etablierte Firmen können sie jedoch nur aus den Einnahmen mit Medikamenten bestreiten." Die Gesundheitssysteme der Industrienationen versuchten jedoch, hier immer mehr zu sparen. "Steht aber zu wenig Geld für Neuentwicklungen zur Verfügung und sind deren Chancen auf spätere gute Umsätze schlecht, dann müssen die Firmen Projekte kappen. Dabei würden bessere Markt- und Standortbedingungen einen dreifachen Gewinn versprechen: Gewinnen würden die Patienten - weil ihnen besser geholfen wird; gewinnen würde die Gesellschaft, weil neue Therapien die Kosten für Arbeitsunfähigkeit und Pflege senken können. Und gewinnen würde der Standort Deutschland, etwa an qualifizierten Arbeitsplätze - ein 'Win hoch drei' ".
Die digitale Pressemappe findet sich unter:www.vfa-bio.de/pk20121023
vfa biovertritt die Biotechnologie im vfa, der sich für die Belange seiner 45 weltweit führenden Hersteller in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik einsetzt. vfa bio macht sich dafür stark, das medizinische und wirtschaftliche Potenzial der Biotechnologie zu nutzen und Deutschland zum führenden Biotechnologiestandort Europas zu machen. vfa bio gehören derzeit 31 Unternehmen an.
DerCluster für Individualisierte ImmunIntervention (CI3)bündelt die in der Rhein-Main-Region vorhandene immuntherapeutische und diagnostische Expertise bei der Entwicklung neuer Präventions-, Diagnose- und Therapieoptionen. Im Fokus steht die Behandlung schwerwiegender Erkrankungen wie Krebs, Autoimmun- und Infektionskrankheiten. Mehr als 120 Partner aus Wirtschaft, Forschung, Krankenversorgung und Politik unterstützen den Cluster aktiv. Ein wichtiger Meilenstein, die Pharmaregion Rhein-Main auf dem Gebiet der individualisierten Immunintervention an der internationalen Spitze zu etablieren, war der Gewinn des Spitzenclusterwettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Januar 2012. Damit verbunden sind Fördergelder in Höhe von bis zu 40 Millionen Euro und private Mittel der Partner in gleicher Höhe, die den mehr als 35 Forschungs- und Entwicklungskooperationen im Rahmen des CI3-Spitzenclusters Vorschub leisten.