Chronisch Kranke im Arbeitsleben:
Studie: Produktivitätsverluste durch bessere Versorgung deutlich reduzierbar
Berlin (vfa). Bis zu 76% der Schäden durch Arbeitsunfähigkeit aufgrund von chronischen Krankheiten sind vermeidbar. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Oberender & Partner in Kooperation mit der Universität Bayreuth, die im Auftrag des vfa, des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen, durchgeführt und heute in Berlin vorgestellt wurde. Erstmalig wurde anhand der Daten von neun Millionen Krankenversicherten wissenschaftlich untersucht, wie sich chronische Krankheiten auf die volkswirtschaftliche Produktivität auswirken.
Der demografische Wandel wird massive Veränderungen in der Arbeitswelt hervorrufen. Der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Oberender, erklärte dazu: "Vor dem Hintergrund des akuten Fachkräftemangels wird es schon in Kürze notwendig werden, ältere und chronisch kranke Menschen länger im Erwerbsleben zu halten." Er appelliert an die Unternehmen, Rahmenbedingungen zu schaffen, um Produktivitätsverlusten vorzubeugen: "Betriebliche Prävention wird zukünftig eine deutlich größere Rolle spielen müssen. Auch Arbeitnehmer können durch Therapietreue und stärkere Eigenverantwortung einen Beitrag zur Vermeidung von Fehltagen leisten. Die Linderung jahrelanger chronischer Leiden und eine deutlich gesteigerte Lebensqualität tragen auch zu einer psychologischen Entlastung der Patienten bei."
Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des vfa, erklärt dazu: "Moderne Medikamente können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, chronisch kranken Menschen trotzdem ein weitgehend normales Leben mit einer erfüllten Erwerbstätigkeit zu ermöglichen - mit allem, was das für das Selbstwertgefühl, für die Rolle in der Familie und im weiteren sozialen Netz bedeutet. Gesamtgesellschaftlich gesehen leisten sie aber auch einen Beitrag dazu, dass bei Chronikern krankheitsbedingte Fehltage gesenkt und Erwerbsunfähigkeit abgewendet wird, was letztlich auf die Produktivität in Deutschland einzahlt.
Wir dürfen also künftig chronische Krankheiten nicht nur als Individualschicksal sehen, sondern müssen Krankheitsbilder mit ihren gesellschaftlichen Konsequenzen betrachten. Dann werden alle Beteiligten im Gesundheitssystem Gesundheits- und Versorgungsziele für die Bevölkerung definieren müssen, auf die dann gemeinsam hingearbeitet wird.
Eine wesentliche Weichenstellung für unser Gesundheitssystem wird dabei künftig von der Nutzenbewertung von Arzneimitteln ausgehen. Denn sie entscheidet, welche Aspekte der Wirksamkeit eines Arzneimittels unserem System künftig die Erstattung wert ist. Wir brauchen einen umfassenden Nutzenbegriff, der alles einschließt, was dem Patienten zugute kommt; und der darüber hinaus noch einen gesellschaftlichen Nutzen im Blick behält. Unserem Gesundheitssystem sollte auch eine relevante Senkung von Fehlzeiten am Arbeitsplatz oder die Vermeidung von Frühverrentungen künftig Geld wert sein. So wird die Definition des Nutzenbegriffes künftig auch für unsere Volkswirtschaft von Bedeutung sein."
Die Studie
Die Studie "Chroniker in der Arbeitswelt" wurde von Oberender & Partner unter der Leitung des Direktors der Forschungsstelle für Sozialrecht und Gesundheitsökonomie an der Universität Bayreuth, Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Oberender durchgeführt. Erstmals sind mit der vorliegenden Studie die Auswirkungen chronischer Krankheiten auf die volkswirtschaftliche Produktivität untersucht worden. Dazu flossen die Daten von 9 Millionen Versicherten in die Auswertung ein. Exemplarisch sind dafür die Produktivitätsausfälle durch die vier ausgewählten Indikationen Asthma, Rheuma, Herzinsuffizienz und Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) untersucht worden.
Wie die Studie ergab, wird ein signifikanter Anteil chronisch kranker Menschen in Deutschland immer noch nicht leitliniengerecht versorgt. Dabei könnte eine optimale Versorgung durch die Vermeidung von Arbeitsunfähigkeitstagen erhebliche volkswirtschaftliche Produktivitätsverluste verhindern. Allein bei den vier untersuchten Krankheiten Asthma, Rheuma, Herzinsuffizienz und Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) sind dies bis zu 360 Millionen Euro. Es ist belegbar, dass medizinische Innovationen dazu beitragen, Produktivitätsverluste deutlich abzufedern. So konnten die Fehltage bei der Herzinsuffizienz seit 2002 um 34% gesenkt werden. Die Bedeutung der Pharma- und Gesundheitsindustrie für den Wirtschaftsstandort Deutschland wird damit erneut somit in doppelter Hinsicht deutlich.
Die digitale Pressemappe zu dieser Pressemitteilung finden Sie hier:https://www.vfa.de/pk20101027
Oberender & Partner
Oberender & Partner ist im Jahr 2000 von Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Oberender als Unternehmensberatung im Gesundheitswesen gegründet worden. Gemeinsam mit Leistungserbringern des Gesundheitswesens, der Industrie und medizinischen Dienstleistern erstellt Oberender & Partner gesundheitsökonomische Studien, Gutachten und gutachterliche Stellungnahmen und organisiert verschiedene Vorträge und Tagungen. Die Kooperation mit der Forschungsstelle für Sozialrecht und Gesundheitsökonomie an der Universität Bayreuth garantiert dem Institut eine enge Anbindung an aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen.
Der vfa
Der vfa ist der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 45 weltweit führenden Herstellern und ihren über 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des vfa repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland rund 90.000 Mitarbeiter. Mehr als 17.000 davon arbeiten in Forschung und Entwicklung. Die Pressekonferenzen des vfa - auch im Internet. Mehr dazu unter:https://www.vfa.de/onlinepk