GKV
Forschende Arzneimittelhersteller legen "Prognose 2002" vor
Grafiken zu "Prognosen 2002"
Statement von Cornelia Yzer
Berlin (VFA). "Klare und langfristig verlässliche Rahmenbedingungen sind die Voraussetzungen für einen starken Pharmastandort Deutschland. Es wird sich noch erweisen, dass der regulatorische Aktionismus des Jahres 2001 die überfällige Gesundheitsstrukturreform eher behindern als befördern wird", erklärte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), heute in Berlin bei der Vorstellung der "Prognose 2002", einer Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des VFA. Dem Verband gehören 44 forschende Arzneimittelhersteller an. Auf sie entfallen etwa zwei Drittel des Umsatzes auf dem deutschen Arzneimittelmarkt und mehr als 80 Prozent des Exports.
"Die Sparmaßnahmen im Arzneimittelsektor - wie die bereits beschlossene Festbetragsanpassung, die ebenfalls bereits beschlossene verstärkte Förderung von Reimporten, die geplante Aut-idem-Regelung oder zusätzliche Bewertungen von Innovationen - haben die Unternehmen bei ihren Planungen berücksichtigt", fasst die VFA-Hauptgeschäftsführerin die Ergebnisse der Umfrage zusammen. Nur noch knapp 70 Prozent der VFA-Mitgliedsunternehmen (69,7 Prozent) erwarten mindestens leicht wachsende Umsätze in Deutschland. Im vergangenen Jahr hatten noch nahezu 90 Prozent (87,1 Prozent) hierzulande mit Steigerungen gerechnet. Für 2002 rechnet sogar jedes fünfte Unternehmen (21,2 Prozent) mit einem Umsatzrückgang. Im vergangenen Jahr waren nur 6,5 Prozent der Firmen so pessimistisch. Dagegen erwarten mehr als die Hälfte der Unternehmen (55,6 Prozent) für das kommende Jahr erneut eine Steigerung beim Exportgeschäft.
Zwei Drittel der Unternehmen (64,7 Prozent) rechnen mit rückläufigen Preisen. Im vergangenen Jahr waren dies nur 37,1 Prozent. Fast die Hälfte (41,7 Prozent) erwartet sogar deutliche Preisrückgänge. Das ist eine mehr als sechsfache Steigerung gegenüber den 6,3 Prozent, die für das Jahr 2001 mit deutlichen Preissenkungen gerechnet hatten.
Die VFA-Hauptgeschäftsführerin verwies darauf, dass die Sparmaßnahmen sich auch auf die Beschäftigtensituation im nächsten Jahr auswirken würden. Fast ein Drittel (31,4 Prozent) der Unternehmen geht von einem Rückgang ihrer Beschäftigtenzahl aus. Das ist mehr als eine Verdoppelung des Wertes vom Vorjahr (15,2 Prozent). Lediglich 28,1 Prozent (Vorjahr: 36,4 Prozent) planen eine weitere Aufstockung der Arbeitsplätze.
"Wer Reformen ankündigt, aber nicht sagt, wie sie aussehen sollen, schafft Planungsunsicherheit", kritisierte Yzer. So habe bei den Firmen die Absicht, die FuE-Aufwendungen in Deutschland zu erhöhen, "signifikant nachgelassen". Der Anteil der Unternehmen, die die FuE-Aufwendungen hierzulande steigern wollen, ist von 74,2 Prozent im Vorjahr auf 41,9 Prozent gesunken. Die Hälfte der Unternehmen plant, die Aufwendungen konstant zu halten. Dagegen ist die Tendenz, die FuE-Ausgaben im Ausland zu erhöhen, bei den VFA-Mitgliedsun-ternehmen ungebrochen: 81,5 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 84,6 Prozent) äußerten diese Absicht. Im nächsten Jahr werde sich der Wettbewerb der Forschungsstandorte dadurch weiter zu ungunsten Deutschlands verschieben.
Auch bei der bio- und gentechnologischen Forschung verliere der Standort Deutschland Boden: Nur noch gut ein Drittel (36,4 Prozent) - gegenüber 57,1 Prozent im Vorjahr - wollen der Umfrage zufolge ihre Forschungsaufwendungen in Deutschland erhöhen. Dagegen planen drei Viertel (76,2 Prozent) der Unternehmen (Vorjahr: 73,9 Prozent), ihr Forschungsengagement in diesen Technologien im Ausland zu verstärken. "Das ist umso bedenklicher, da der Biotech-Standort Deutschland nach seinem Dornröschenschlaf bis in die 90er Jahre deutlich an Fahrt gewonnen hat und in die internationale Spitzengruppe aufgerückt ist. Diese positive Entwicklung darf die Politik jetzt nicht gefährden", bekräftigte Yzer und forderte in diesem Zusammenhang erneut eine zügige Umsetzung der EG-Biopatentrichtlinie ohne Abstriche in deutsches Recht.
Trotz eingeschränkter Umsatzaussichten im Inland setzen die forschenden Arzneimittelhersteller auch 2002 weiter auf Innovationen. Für das kommende Jahr ist die Markteinführung von 60 neuen Präparaten geplant. "Darunter sind 25 Präparate mit neuen chemisch definierten Wirkstoffen und sieben gentechnisch erzeugte Innovationen", erläuterte Yzer.
Der Schwerpunkt der geplanten Neueinführungen liegt bei neuen Therapiemöglichkeiten für die großen Gesundheitsprobleme und Volkskrankheiten. Mehr als die Hälfte der Innovationen ist in den Bereichen Zentralnervensystem, Atemwege, Infektionen und Hauterkrankungen zu erwarten. Dazu gehören insbesondere Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz, Schizophrenie, Asthma, Dermatitis und die Schmerztherapie. Auch zur Behandlung von bakteriellen und Virus-Infektionen, Osteoporosen und onkologischen Erkrankungen sind weitere Neueinführungen geplant.
"Wir wollen, dass die Patienten von diesen Innovationen auch profitieren können. Daran werden wir, und sicherlich auch die Patienten, die Politik messen", bekräftigte die VFA-Hauptgeschäftsführerin abschließend.
Zu diesem Thema gibt es im VFA-Internetangebot die ogs-Grafik "Prognose 2002" von "news aktuell" zum kostenlosen Abdruck unter https://www.vfa.de/images/551.jpg (in Farbe) oder in Schwarz-Weiß unter https://www.vfa.de/images/552.jpg.
Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an:
Marc Rath,
Tel.: 0 30/2 06 04-203,
Fax: 0 30/2 06 04-209
VFA-Pressekonferenz "Prognose 2002"
Statement
Cornelia Yzer,
Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA)
Klare und langfristig verlässliche Rahmenbedingungen sind die Voraussetzungen für einen starken Pharmastandort Deutschland. Daran zu erinnern, scheint mir gerade zu einem Zeitpunkt notwendig, an dem die geballte Präsentation von Gutachten die Konzeptionslosigkeit der Gesundheitspolitik nicht übertünchen kann.
Statt Visionen gab es in diesem Jahr nur Stückwerk. Die zweifellos zahlreichen Einzelmaßnahmen, die in diesem Jahr angestoßen wurden - in unserem Bereich etwa
- die Ersetzung der Arzneimittelbudgets durch regionale Ausgabenvolumina und Richtgrößen,
- die Übergangsregelung bei den Festbeträgen,- sind Beleg für regulatorischen Aktionismus.
- und das Sparpaket mit seiner Aut-Idem-Regelung und dem Schritt zu neuen Innovationshürden
Ich befürchte, es wird sich noch erweisen, dass diese regulatorischen Maßnahmen des Jahres 2001 die überfällige Gesundheitsstrukturreform, die ja irgendwann einmal kommen muss, eher behindern als befördern werden.
Sparen an Arzneimitteln statt durch Arzneimittel war schon immer das Rezept zur Herbeiführung von Qualitätsverlusten im Gesundheitswesen.
Vierte Hürde für Innovationen provoziert Zwei-Klassen-Medizin
Die Empfehlungskompetenz des Bundesausschusses für sogenannte Schrittinnovationen soll offenbar der erste Schritt auf dem Weg zu einer vierten Innovationshürde sein. Der Gedanke ist nicht neu. Es wurde aber in der Vergangenheit vom Gesetzgeber aus guten Gründen immer wieder verworfen - etwa bei der Gesetzgebung zur Positivliste. Solche Gedanken sollten auch für die Zukunft ad acta gelegt werden. Denn die Diskriminierung und Ausgrenzung von Innovationen bringt nicht nur ökonomischen Schaden für Volkswirtschaft und Industrie, sondern hat vor allem auch negative Konsequenzen für die Patienten. Wer sich ernsthaft mit dem Gedanken trägt, eine Zusatzprüfung für Innovationen einzuführen, riskiert in letzter Konsequenz, dass Patienten länger auf dringend benötigte Therapien warten müssen - oder sie im Zweifelsfall gar nicht erhalten. Eine Vierte Hürde für Innovationen provoziert Zwei-Klassen-Medizin.
Bei schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Erkrankungen muss der Patient wieder sicher sein können, dass er die bestmögliche Therapie erhalten wird und die Solidargemeinschaft diese trägt. Darauf kann sich der Patient in Deutschland heute nicht in jedem Fall verlassen. Und wenn die Kernprobleme des Systems nicht angegangen werden, werden es von Jahr zu Jahr weniger Patienten sein, die darauf vertrauen können.
In diesem Jahr sind durch die vermehrte Verordnung innovativer Arzneimittel Innovationslücken verengt worden, aber sie sind noch längst nicht geschlossen. Unterversorgung mit innovativen Arzneimitteln besteht nach wie vor. Wer mehr Qualität und Effizienz verspricht, wird mit aller Konsequenz für Steigerungen bei den Verordnungen innovativer Arzneimittel eintreten müssen, wenn er sein Wort halten will.
Zwei Drittel der Unternehmen rechnen mit rückläufigen Preisen
Umsatzeinbußen der Unternehmen sind politisch gewollt und werden durch ein Bündel von Maßnahmen verfolgt:- die bereits beschlossene Festbetragsanpassung
- die ebenfalls bereits beschlossene verstärkte Förderung von Reimporten
- die geplante Aut-Idem-Regelung, die Originalpräparate überproportional treffen wird,Hierauf stellen sich die VFA-Mitgliedsunternehmen bei ihren Planungen ein. Nur noch knapp 70 Prozent (69,7 Prozent) erwarten mindestens leicht wachsende Umsätze in Deutschland. Im vergangenen Jahr hatten noch nahezu 90 Prozent (87,1 Prozent) mit Steigerungen gerechnet. Für 2002 rechnet sogar jedes fünfte Unternehmen (21,2 Prozent) mit einem Umsatzrückgang. Im vergangenen Jahr waren dies nur 6,5 Prozent der Unternehmen.
- und die ebenfalls geplante zusätzliche Bewertung von Innovationen.
Zwei Drittel der Unternehmen (64,7 Prozent) rechnen mit rückläufigen Preisen. Im vergangenen Jahr waren dies nur 37,1 Prozent. Fast die Hälfte (41,7 Prozent) erwartet sogar deutliche Preisrückgänge. Es ist eine mehr als sechsfache Steigerung gegenüber den 6,3 Prozent, die für das Jahr 2001 mit deutlichen Preissenkungen gerechnet hatten.
Die durch die gesetzlichen Maßnahmen verordneten Umsatzeinbußen bleiben nicht ohne Wirkung auf die Prognose für die Beschäftigtensituation im kommenden Jahr. Fast ein Drittel (31,4 Prozent) der Unternehmen geht von einem Rückgang ihrer Beschäftigtenzahl aus. Das ist mehr als eine Verdoppelung des Wertes vom Vorjahr (15,2 Prozent). Lediglich 28,1 Prozent (Vorjahr 36,4 Prozent) planen eine weitere Aufstockung der Arbeitsplätze.
Lassen sie mich an dieser Stelle auf eine weitere Maßnahme eingehen, die ursprünglich von Seiten der Bundesregierung geplant war und durch eine Selbstverpflichtung der forschenden Arzneimittelhersteller zur Zahlung eines Solidarbeitrages überflüssig geworden ist. Der ursprünglich vorgesehene Preisabschlag hätte erhebliche negative Auswirkungen auf das Inlands- und Auslandsgeschäft der forschenden pharmazeutischen Industrie gehabt. Der Pharmastandort hätte seinen positiven Standortfaktor Nr. 1 im internationalen Wettbewerb - die Marktpreisbildung innovativer Produkte - verloren. Investitionen und Arbeitsplätze der forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland wären massiv gefährdet gewesen. Eine Prognose zur Beschäftigungsentwicklung unter solchen Bedingungen wäre dramatisch ausgefallen.
Die Bundesministerin für Gesundheit hat dies erkannt und das Instrument Preisabschlag fallen gelassen als es überflüssig wurde. Und überflüssig geworden ist das Instrument in der Tat: Strukturveränderungen im innovativen Marktsegment hat die Ministerin zu Recht nie beabsichtigt. Und ihr Ziel hat sie ohne gesetzliche Mittel erreicht. Die forschenden Arzneimittelhersteller werden zur Entlastung der gesetzlichen Krankenversicherung mit 400 Millionen DM beitragen. Mit diesem einmaligen Solidarbeitrag leisten die forschenden Arzneimittelhersteller den angestrebten Kostendämpfungsbeitrag sogar sehr präzise und zielgenau. Und allen, die Zweifel daran haben, dass die Unternehmen den Betrag aufbringen werden, sage ich erneut: Die forschenden Arzneimittelhersteller werden zu ihrem Wort stehen.
Ordnungspolitisch gilt nun einmal: Selbstverpflichtung geht vor Gesetz! Wer die soziale Marktwirtschaft leben und nicht nur predigen will, wenn es passt, muss Mitverantwortung einfordern und nicht Marktbeteiligte tot regulieren. Selbstverpflichtungen der Industrie sind daher ein gängiges und seit Jahren bewährtes Instrument. In Deutschland sind seit den 60er Jahren in mehr als 70 Fällen Industrie und Politik freiwillige Vereinbarungen eingegangen. Schade, dass dies manchem Politiker nicht bekannt zu sein scheint. Denn wie sonst lassen sich die kritischen, aber mehr noch unqualifizierten Äußerungen in den Bundestagsdebatten der letzten Tage erklären? Die Gesundheitsministerin hat jedenfalls nur konsequent gehandelt und gegen viele Widerstände mutig die Interessen des Standorts, der an ihm tätigen Arbeitnehmer und Unternehmen und der Patienten, die auf Innovationen warten, vertreten.
Forschung und Entwicklung brauchen langfristig verlässliche Rahmenbedingungen
Die Tatsache, dass sowohl der Bundeskanzler als auch die Bundesministerin für Gesundheit gegenüber den forschenden Arzneimittelherstellern klar ihren politischen Willen bekundet haben, in 2002 und 2003 nicht in die Marktpreisbildung innovativer Produkte einzugreifen, ist ein positives Signal für den Pharmastandort Deutschland - allerdings besteht Klarheit damit nur für eine relativ kurze Phase von zwei Jahren. Hohe F+E-Aufwendungen und Investitionen, wie sie die pharmazeutische Industrie tätigt, brauchen langfristig verlässliche Rahmenbedingungen. Keiner weiß heute, was nach 2003 kommen wird.
Wer Reformen ankündigt, aber nicht sagt, wie sie aussehen sollen, schafft Planungsunsicherheit. Und eine solche belegen die Ergebnisse unserer Unternehmensumfrage. Zwar plant die Hälfte der Unternehmen die Aufwendungen für F+E konstant zu halten. Aber die Absicht, die F+E Aufwendungen in Deutschland zu erhöhen, hat bei den Firmen signifikant nachgelassen. Der Anteil der Unternehmen, die die F+E-Aufwendungen in Deutschland steigern wollen, ist von 74,2 Prozent im Vorjahr auf 41,9 Prozent gesunken.
Neben den Unsicherheiten über die künftige Innovationsoffenheit des deutschen Gesundheitssystems und damit der Marktentwicklung stehen die seit langen bekannten, aber immer noch nicht abgestellten Mängel bei den Forschungsrahmenbedingungen. Wir haben in diesem Jahr die Boston Consulting Group beauftragt, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Standort für Arzneimittelforschung und -entwicklung zu untersuchen. Die Ergebnisse haben wir Ende November vorgestellt. Kurz zusammengefasst lautet das Fazit: Deutschland hat seine Stellung als ehemals weltweit führender Forschungs- und Entwicklungsstandort für die pharmazeutische Industrie eingebüßt und steht nur noch im Mittelfeld. Die Gründe liegen insbesondere in der mangelnden Ausstattung der öffentlich finanzierten biomedizinischen Grundlagenforschung, deren Höhe weltweit mit dem Einsatz von F+E-Mitteln der Industrie korreliert, sowie in Defiziten der klinischen Forschung und der Zulassungsverfahren.
Daher wird sich auch im nächsten Jahr der Wettbewerb der Forschungsstandorte weiter zu ungunsten Deutschlands verschieben - denn die Tendenz, die FuE-Ausgaben im Ausland zu erhöhen, ist bei den VFA-Mitgliedsunternehmen ungebrochen: 81,5 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 84,6 Prozent) äußerten diese Absicht - also ein doppelt so hoher Anteil im Vergleich zum geplanten Engagement in Deutschland.
Aufholjagd der Biotechnologie darf durch die Politik nicht gefährdet werden
Genauso drastisch öffnet sich die Schere bei der bio- und gentechnologischen Forschung: Nur noch gut ein Drittel (36,4 Prozent) gegenüber 57,1 Prozent im Vorjahr wollen ihre Forschungsaufwendungen in Deutschland erhöhen. Dagegen wollen drei Viertel (76,2 Prozent) der Unternehmen (Vorjahr: 73,9 Prozent) ihr Forschungsengagement in diesen Technologien im Ausland verstärken.
Das ist umso bedenklicher, da der Biotech-Standort Deutschland nach seinem Dornröschenschlaf deutlich an Fahrt gewonnen hat und binnen weniger Jahre in die internationale Spitzengruppe aufgerückt ist. Diese positive Entwicklung muss nun weiter politisch flankiert werden.
Doch statt dessen legt die Politik auch bei der Umsetzung der europäischen Biopatentrichtlinie eine innovationshemmende Unentschlossenheit an den Tag. Dem "Ja" mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung vom Oktober 2000 folgte ein heftiges "Aber" aus Teilen der Koalitionsfraktionen. Das Ergebnis: Die Richtlinie ist noch immer nicht in nationales Recht umgesetzt. Die Politik lässt sich Zeit. Zu viel Zeit, denn unser größter europäischer Konkurrent Großbritannien hatte diese Richtlinie - fristgemäß und ohne Änderungen - bis zum Sommer 2000 umgesetzt. Die europäische Biopatentrichtlinie muss jetzt vom Bundestag zügig und ohne Abstriche in deutsches Recht umgesetzt werden. Ein nationaler Alleingang - insbesondere beim Stoffschutz - würde Deutschland innerhalb Europas und international isolieren.
Exportgeschäft knüpft an das Rekordjahr 1999 an
Als stabiler Faktor für den Pharma-Standort Deutschland und die Volkswirtschaft insgesamt erweist sich wieder einmal der Export. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (55,6 Prozent) erwarten für das kommende Jahr eine weitere Steigerung des Exports. Bereits für das laufende Jahr hatte die Mehrzahl der Unternehmen eine Steigerung vorausgesagt, die auch eingetreten ist: Nach den bisher vorliegenden Werten bis August 2001 ist der Export im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 23,2 Prozent auf 24,92 Milliarden DM und der Exportüberschuss um 31,4 Prozent auf 9,23 Milliarden DM angestiegen. Wir knüpfen damit - nach einer Abschwächung im Vorjahr - wieder an das Rekordjahr 1999 an.
Beim Runden Tisch bleiben die Kernprobleme außen vor
In den Hintergrund getreten ist eine andere von der Ministerin in diesem Jahr angestoßene Initiative - der Runde Tisch im Gesundheitswesen. Das ist nicht verwunderlich. Bislang ist die Bilanz des Runden Tisches ernüchternd: Der Berg kreißte - und gebar eine Maus. Die Beratungen des Runden Tisches und seiner verschiedenen Arbeitsgruppen haben bis heute viel Papier produziert, aber keine greifbaren Ergebnisse gebracht.
Die Kernprobleme des deutschen Gesundheitswesens sind bis dato nicht behandelt worden. Statt dessen verlieren sich die Beratungen in Detailfragen. Die Frage, die derzeit alle Beteiligten am meisten beschäftigt, ist, ob der Runde Tisch überhaupt noch einen Sinn macht, nachdem die Konzepte und Gutachten doch ganz woanders im stillen Kämmerlein entstehen und der Runde Tisch nur noch zum dekorativen Beiwerk degradiert ist.
Die Fortführung des Runden Tisches ist nur dann sinnvoll, wenn die Beratungen auf die wirklich wichtigen gesundheitspolitischen Fragen zur Zukunftsfähigkeit unseres Gesundheitssystems fokussiert werden. In den Mittelpunkt gehören daher:- die ausreichenden Finanzierungsgrundlagen des Gesundheitssystems
- die notwendige Neuabgrenzung von Solidarität und Eigenverantwortung
- die effiziente Ausgestaltung des Versicherungs- und des Versorgungsgeschehens sowieAn der Neudefinition von Solidarität und Eigenverantwortung kommt keiner vorbei
- die Sicherung des schnellen Zugangs des Patienten zu innovativen Therapien
Aus Sicht des VFA müssen Deregulierung sowie die Neudefinition von Solidarität und Eigenverantwortung die Koordinaten für ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem sein. Patienten dürften nicht nur auf dem Papier im Mittelpunkt stehen. Sie müssen einen schnelleren Zugang zu Innovationen erhalten. Ein mündiger Patient muss auch die Chance haben, sich über Leistungen zu informieren, um sie vergleichen und dann auch zwischen verschiedenen Alternativen wählen zu können.
Ein Wettbewerb um die beste Qualität setzt voraus, dass die Versicherten zwischen unterschiedlichen Leistungspaketen wählen können. Deshalb muss der Leistungskatalog der GKV auf den Prüfstand. Wir müssen dem demographischen Faktor, dem therapeutischen Fortschritt und der daraus resultierenden Finanzsituation der GKV Rechnung tragen.
So wie es für alle Leistungserbringer selbstverständlich sein muss, sich im Wettbewerb messen zu lassen, so muss dies auch für die Kassen gelten. Nur der konsequente Einsatz von Wettbewerbselementen schafft Qualität. Monopole und Qualität vertragen sich daher nicht.
Forschende Arzneimittelhersteller setzen weiter auf Innovationen
Auch 2002 setzen die VFA-Unternehmen trotz der eingeschränkten Umsatzaussichten im Inland weiter auf Innovationen. Für das kommende Jahr ist die Markteinführung von 60 neuen Präparaten geplant. Darunter sind 25 Präparate mit neuen chemisch definierten Wirkstoffen und sieben gentechnisch erzeugte Innovationen.
Der Schwerpunkt der geplanten Neueinführungen liegt bei neuen Therapiemöglichkeiten für die großen Gesundheitsprobleme und Volkskrankheiten. Mehr als die Hälfte der Innovationen ist in den Bereichen Zentralnervensystem, Atemwege, Infektionen und Hauterkrankungen zu erwarten. Dazu gehören insbesondere Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz, Schizophrenie, Asthma, Dermatitis und die Schmerztherapie. Auch zur Behandlung von bakteriellen und Virus-Infektionen, Osteoporosen und onkologischen Erkrankungen sind weitere Neueinführungen geplant.
Wir wollen, dass die Patienten von diesen Innovationen auch profitieren können. Daran werden wir, und sicherlich auch die Patienten, die Politik messen.
- die effiziente Ausgestaltung des Versicherungs- und des Versorgungsgeschehens sowie
- die notwendige Neuabgrenzung von Solidarität und Eigenverantwortung
- die geplante Aut-Idem-Regelung, die Originalpräparate überproportional treffen wird,
- die ebenfalls bereits beschlossene verstärkte Förderung von Reimporten
Unsere Mitglieder und ihre Standorte
Die Mitglieder des vfa repräsentieren mehr als zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland rund 102.000 Mitarbeiter:innen.
Rund 21.000 davon sind für die Erforschung und Entwicklung von Arzneimitteln tätig. Allein in Deutschland investieren die forschenden Pharma-Unternehmen jährlich 9,6 Mrd. Euro in die Arzneimittelforschung für neue und bessere Medikamente. Dies entspricht etwa 42 Millionen Euro pro Arbeitstag. - die Übergangsregelung bei den Festbeträgen,