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Neue Antibiotika brauchen bessere Marktbedingungen

  • Einige neue Antibiotika werden entwickelt, doch mehr werden gebraucht
  • Dafür ist ein Bündel von Maßnahmen erforderlich
  • Vom 18. bis 24. November ist „World Antimicrobial Awareness Week“

Berlin (vfa). Pharma-Unternehmen entwickeln neue Antibiotika gegen multiresistente Keime. Doch sind es zu wenige, um auf Dauer der Resistenzproblematik zu entkommen. Grund ist, dass die Gesund­heits­systeme der Industrienationen zwar im Bedarfsfall auf resistenz­brechende Antibiotika zurückgreifen möchten, sie aber finanziell zu dieser „Resistenzbereitschaft“ kaum beitragen. Han Steutel, Präsident des vfa, erklärt deshalb: „Die Unternehmen der Pharma- und Biotech-Branche gehen mit dem jetzigen Umfang ihrer Antibiotika-Entwicklung an die Grenze dessen, was für sie wirtschaftlich vertretbar ist; und mehrere mussten schon aufgeben. Substanziell mehr Neueinführungen auf diesem Gebiet werden erst möglich, wenn die Marktbedingungen gebessert werden.“ Nötig sei ein Bündel von Maßnahmen, die an verschiedenen Stellen ansetzen:

  • Mehr Förderung der akademischen Grundlagenforschung zur Resistenzbildung und zu neuen Ansatzpunkten, um Bakterien in Schach zu halten.
  • Schaffen eines „ergänzendes Antibiotika-Entgelts“, das Kliniken für den begründeten Einsatz eines patentgeschützten Reserveantibiotikums beantragen können. Denn die Fallpauschalen, die sie für Therapien von den Krankenkassen erhalten, berück­sichtigen die Mehrkosten bei Infektionen mit multiresistenten Keimen nicht.
  • Schaffen von Möglichkeit, die Markteinführung neuer Reserve­antibiotika auch Absatz-unabhängig zu honorieren, da ihre Verkaufserlöse für die Unternehmen nicht kostendeckend sind.

„Für Absatz-unabhängige Fördermaßnahmen appellieren wir an die Bundesregierung, hierzu mit den anderen europäischen Regierungen das Gespräch zu suchen“, so Steutel. „Denn diese können erst Wirkung entfalten, wenn sie nicht nur in einzelnen Ländern, sondern supranational implementiert werden.“

Antibiotika in fortgeschrittener Entwicklung

Wie schon in den letzten Jahren dürften auch in Zukunft jährlich ein oder mehrere neue Medikamente gegen bakterielle Infektionen die Versorgung erreichen. Denn drei Antibiotika haben bereits eine EU-Zulassung, wurden nur noch nicht in Deutschland eingeführt. 13 neue Antibiotika, die jeweils für mehrere Erreger einsetzbar sind, befinden sich im letzten Erprobungs­stadium (der Phase III). Dazu kommen in Phase III auch noch einige Antibiotika gegen ganz bestimmte Erreger, beispielsweise von Durchfall (Clostridioides difficile), Lungenentzündung (Acinetobacter baumannii, MRSA) und Gonorrhoe (Neisseria gonorrhoeae). Fast alle diese Antibiotika wurden entwickelt, um bestimmte Resistenzen zu überwinden.

Offen ist, wie viele dieser Antibiotika sich gegen welche Infektionen in den Studien bewähren und welche davon dann auch in Deutschland auf den Markt gebracht werden. Bezogen auf konkrete Resistenzproblematiken ist die vermeintlich komfortable Zahl der Projekte deshalb als niedrig zu bewerten.

Entwicklungs-Strategien

Für neue Medikamente gegen resistent gewordene Bakterien werden unterschiedliche Ansätze verfolgt: Vorhandene Antibiotika-Wirkstoffe können z.T. so weiterentwickelt werden, dass sie einen Resistenzmechanismus umgehen; oder ihnen kann ein zweiter Wirkstoff hinzugefügt werden, der diesen außer Kraft setzt. Gegen bestimmte Bakterien lassen sich auch biopharmazeutisch erzeugte Antikörper entwickeln. Unternehmen konnten mit diesen Strategien in den letzten Jahren schon einige Medikamente herausbringen; an weiteren arbeiten sie. Institute und Unternehmen arbeiten auch daran, antibakterielle Stoffe in der Natur zu finden oder im Labor zu erfinden, die auf andere Weise als bisher Bakterien bekämpfen. Auch Bakterienviren (Bakteriophagen) und Bestandteile von ihnen werden auf Eignung zur Therapie erprobt.

Weitere Informationen


Der vfa ist der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 48 weltweit führenden Herstellern und ihren über 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des vfa repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland ca. 90.000 Mitarbeiter. Mehr als 19.000 davon arbeiten in Forschung und Entwicklung.

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