Zur den heutigen Gesprächen zwischen Impfstoffherstellern und Krankenkassen über Grippe-Impfstoffe:
Gute Grippe-Prävention braucht flexible Liefervereinbarungen
Berlin (vfa). "Exklusive Lieferverträge zwischen einer großen Krankenkasse und genau einem Hersteller sind nicht geeignet für eine gute und flexible Versorgung der Bevölkerung mit Grippe-Impfstoffen". Das sagte Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) anlässlich der heutigen Gespräche zwischen Impfstoffherstellern und Krankenkassen in Berlin. "Denn sie stehen einer schnellen Reaktion auf die aktuellen Liefermöglichkeiten der Hersteller im Wege und verhindern auch, dass verschiedene Bevölkerungsgruppen mit jeweils für sie besonders geeigneten Impfstoffen geschützt werden können."
Für Deutschland sind derzeit 16 Impfstoffe gegen die saisonale Grippe (Influenza) zugelassen (siehe http://tinyurl.com/8e9hf77). Sie sind entwickelt worden gegen die Virenstämme, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO und der europäischen Zulassungsagentur EMA als die voraussichtlich relevantesten für die diesjährige Grippesaison eingestuft wurden.
Gemeinsam ist ihnen, dass das Herstellungsverfahren (wie jedes Jahr) eigens auf diese Virenstämme angepasst werden musste, ehe die Großproduktion beginnen konnte. Deshalb kann sich kein Hersteller damit bevorraten, sondern muss den fertigen Impfstoff direkt nach der Produktion und Freigabe durch die Zulassungsbehörde an die Abnehmer ausliefern. Weil es anders als bei den meisten anderen Medikamenten keinen Vorrat als "Puffer" für die Auslieferung gibt, führen gewöhnliche Herstellungsprobleme wie längere Produktionszeiten (etwa weil ein neuer Virusstamm sich langsamer vermehrt als erwartet) oder das Verwerfen von Produktchargen aus Qualitätssicherungsgründen unmittelbar in Lieferverzögerungen.
Noch ein weiteres Argument spricht gegen die Festlegung auf lediglich einen Impfstoff für alle Versicherten einer bestimmten Krankenkasse: Auch wenn alle 16 Impfstoffe vor den gleichen Grippe-Stämmen schützen, gibt es doch Unterschiede. So ist ein Impfstoff, der als einziger als Nasenspray statt als Spritze verabreicht wird, speziell für Kinder und Jugendliche von 2 bis 18 Jahren zugelassen. Einige Impfstoffe, die speziell für Senioren zugelassen sind, enthalten die impfwirksamen Bestandteile in höherer Dosis oder ergänzt um Adjuvantien (also Wirkverstärker); so soll auch bei Personen mit schwächerem Immunsystem eine wirksame Immunantwort erzielt werden. Schließlich gibt es von mehreren Anbietern Injektions-Impfstoffe ohne Adjuvantien, die für Erwachsene und Kinder zugelassen sind. Die Antigene darin sind entweder in der Injektionslösung verteilt oder in submikroskopischen Partikeln organisiert, die Virionen heißen.
Dazu Fischer: "Auf der Grundlage dieses Sortiments wäre eine differenzierte Versorgung verschiedener Bevölkerungsgruppen mit jeweils auf sie abgestimmten Impfstoffen möglich. Die gegenwärtige Ausschreibungspraxis von Krankenkassen im Impfstoffmarkt steht dem entgegen!"
Der vfa ist der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 45 weltweit führenden Herstellern und ihren über 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des vfa repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland rund 85.000 Mitarbeiter. Mehr als 17.000 davon arbeiten in Forschung und Entwicklung. Folgen Sie uns auf Twitter: www.twitter.com/vfapharma