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Umfrage: Regierungspläne gefährden Pharmastandort Deutschland

Berlin (VFA). Die von der Bundesregierung geplanten radikalen Einschnitte im Arzneimittelsektor werden negative Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, Investitionsentscheidungen und Forschungsaufwendungen der forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland haben. Das ergab eine aktuelle Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) zu den Folgen des Sparpakets unmittelbar nach Vorlage der Gesetzentwürfe, die in dieser Woche im Bundestag beraten werden sollen.

"Über einen Zwangsrabatt, einen Preisstopp und Festbeträge auf Arzneimittelinnovationen sollen die forschenden Arzneimittelhersteller gleich dreifach die Folgen einer falschen Gesundheitspolitik ausbügeln, obwohl die Bundesregierung verbindlich zugesagt hatte, bis Ende 2003 keine gesetzlichen Preisregulierungen vorzunehmen", kritisierte VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer. "Die erneuten und einseitigen Einschnitte sind einschneidende Behinderungen für alle, die tagtäglich in die Erforschung und Entwicklung neuer und besserer Arzneimittel investieren, um die Arzneimittelversorgung der Patienten in Deutschland weiter zu verbessern. Die Unternehmen haben sich auf die Zusage der Bundesregierung verlassen. Nach deren Wortbruch werden sie ihre Planungen für Investitionen und Innovationen nicht mehr aufrechterhalten können", kommentierte Yzer die Ergebnisse der Umfrage unter den 44 VFA-Mitgliedsunternehmen. Auf sie entfallen etwa zwei Drittel des Umsatzes auf dem deutschen Arzneimittelmarkt und mehr als 80 Prozent des Exports.

Im Einzelnen hat die Anfang dieser Woche durchgeführte Umfrage er geben, dass zwei Drittel der VFA-Mitgliedsunternehmen sich gezwungen sehen, Arbeitsplätze abzubauen. 29 Prozent kündigten an, geplante Neueinstellungen zurück zu stellen. Damit droht eine Umkehr der positiven Beschäftigungsentwicklung der Branche, nachdem von 1995 bis 2001 die Zahl der Mitarbeiter am Standort Deutschland um rund zehn Prozent auf mehr als 80.000 angestiegen war.

Auch bei den Investitionen und Forschungsaufwendungen zwingt das Sparpaket, so Yzer, die Branche zu drastischen Konsequenzen: Fast die Hälfte der Unternehmen will das Investitions-Volumen senken. 38 Prozent der Unternehmen planen einen Investitionsstopp. Des Weiteren erwägen 38 Prozent der Hersteller eine Absenkung der Forschungsaufwendungen. Weitere 41 Prozent werden die Ausgaben auf diesem Gebiet einfrieren. "Die überproportionalen Belastungen für die forschenden Arzneimittelherstellern haben überdies negative Auswirkungen auf zukünftige Standortentscheidungen", betonte Yzer. Alle befragten Unternehmen sehen strategische Fragen über zukünftige Standorte massiv negativ berührt. Die Attraktivität ausländischer Standorte werde durch diese Gesetzesvorhaben weiter erhöht.

"Die Unternehmen sind davon ausgegangen, dass man sich auf ein Wort der Bundesregierung verlassen kann und sehen sich jetzt getäuscht", fasste die VFA-Hauptgeschäftsführerin die Stimmungslage nach dem von der rot-grünen Koalition angekündigten Bruch der im November 2001 von forschenden Arzneimittelherstellern und der Bundesregierung geschlossenen Solidarvereinbarung zusammen. Damals hatte die pharmazeutische Industrie einen Solidarbeitrag von rund 205 Millionen Euro zur Entlastung der Gesetzlichen Krankenversicherung bereit gestellt; die Bundesregierung hatte im "gemeinsamen Interesse an Erhalt und Ausbau eines innovativen Pharmaziestandortes Deutschland" verbindlich zugesagt, bis Ende 2003 auf gesetzliche Preisregulierungen für festbetragsfreie verschreibungspflichtige Arzneimittel zu verzichten. "Auch international sorgen die Pläne für erhebliche Unruhe. Das Vertrauen in die deutsche Politik hat in den letzten Tagen gerade bei unseren ausländischen Unternehmen, die erheblich in den Standort Deutschland investieren, einen nachhaltigen Schaden erlitten. Die Bundesregierung muss diesen Vertrauensverlust so schnell wie möglich wieder beheben", forderte Yzer abschließend.

Bei den 44 Mitgliedsunternehmen des VFA sind mehr als 80.000 Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt. Mehr als 14.000 von ihnen arbeiten in den Bereichen Forschung und Entwicklung. Ingesamt investierten die forschenden Arzneimittelhersteller im vergangenen Jahr rund 1,3 Milliarden Euro in Deutschland. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung betrugen im Jahr 2001 rund 3,4 Milliarden Euro. Die Mitgliedsfirmen verwenden 6,0 Prozent ihres Umsatzes für Investitionen und 15,9 Prozent für Ausgaben in Forschung und Entwicklung in Deutschland.


Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an:
Marc Rath
Tel.: 030/20604-203
Fax: 030/20604-209