vfa zum "Action Plan on Antimicrobial Resistance" der EU-Kommission:
Aufbruch zu neuen Antibiotika
Berlin (vfa). "Resistente Keime bedrohen unsere Gesundheit! Doch forschende Pharma-Unternehmen arbeiten intensiv daran, dass die gewonnenen Fortschritte bei der Bekämpfung gefährlicher Bakterien und die Erfolge durch 'Penicillin und Co' nicht verloren gehen, sondern weiterentwickelt werden. Die Unternehmen verstärken die Zusammenarbeit mit Grundlagenforschern und mit Gesundheits-Institutionen, um neue Antibiotika zu entwickeln und einen verantwortungsvollen Einsatz der vorhandenen zu sichern." So kommentierte Birgit Fischer, die Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), den heute in Brüssel veröffentlichten "Action Plan on Antimicrobial Resistance" der EU-Kommission.
"Mehrere ausdrücklich resistenzbrechende Antibiotika haben Firmen in den letzten Jahren auf den Markt gebracht. Drei weitere befinden sich derzeit im Zulassungsverfahren oder kurz vor der Einführung, und zusätzliche Präparate in der klinischen Erprobung", so Fischer. Dennoch werden noch weit mehr neue Antibiotika benötigt, um den zunehmenden Resistenzen zu begegnen, etwa bei sogenannten Gram-negativen Bakterien. Auch hoffen Patienten mit von je her schwer therapierbaren Infektionen wie Pseudomonas-Befall der Lunge, Spät-Borreliose oder Buruli-Ulcus auf erste gut wirksame Mittel.
Andererseits gehört die Erfindung neuartiger Antibiotika zu den schwierigsten Herausforderungen der Pharmaforschung überhaupt; und die Ertragsmöglichkeiten mit solchen Präparaten sind meist gering, weil sie als Reserve-Antibiotika möglichst selten zum Einsatz gelangen sollen. "Deshalb können sich neue Antibiotika nicht allein über ihren Ertrag refinanzieren; forschende Firmen sind vielmehr auf Partner angewiesen, die die ökonomischen Risiken und Lasten mit ihnen schultern", so Fischer.
Geeignete Maßnahmen dafür sind im "Action Plan" skizziert. Eine davon ist ein geplantes Programm für die Erforschung neuartiger Antibiotika im Rahmen der Innovative Medicines Initiative (IMI, www.imi.europa.eu), die als Public-Private Partnership zu gleichen Teilen von der EU und der forschenden Pharma-Industrie finanziert wird. Mitwirkende Firmen sollen hier unter anderem Daten von gescheiterten Antibiotika-Projekten der Vergangenheit austauschen, um unnötige und zeitraubende Doppelarbeit zu vermeiden.
"Diese Initiative begrüßen wir", so Fischer. "Andere Fördermöglichkeiten bestehen in direkten Finanzhilfen oder Garantien für einen späteren Mindestumsatz für Präparate, die bestimmten vordefinierten Anforderungen genügen. Auch die akademische Grundlagenforschung auf diesem Gebiet muss mehr gefördert werden!" Deutschland sei hier mit dem Helmholtz-Institut für Infektionskrankheiten in Braunschweig, dem Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin und weiteren Forschungseinrichtungen schon auf einem guten Weg, ein Ausbau aber wünschenswert.
Ebenso wichtig wie neue Antibiotika sei aber auch der verantwortungsvolle Umgang mit den vorhandenen Präparaten und eine genaue Überwachung der Verbreitung resistenter Keime, so Fischer abschließend. Deshalb begrüße der vfa die entsprechenden Pläne der EU-Kommission: "Hierfür hat unser Land mit der 'Deutschen Antibiotika-Resistenz-Strategie' der Bundesregierung von 2008 bereits gute Voraussetzungen geschaffen."
Weitere Informationen - darunter eine Tabelle über fortgeschrittene Projekte für neue Antibiotika - finden sich unter: www.vfa.de/pm20111117
Der vfa ist der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 45 weltweit führenden Herstellern und ihren über 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des vfa repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland rund 85.000 Mitarbeiter. Mehr als 17.000 davon arbeiten in Forschung und Entwicklung. Die Pressekonferenzen des vfa - auch im Internet. Mehr dazu unter:https://www.vfa.de/onlinepk