Aktuelle Unternehmensbefragung zum Arzneimittel-Sparpaket

Berlin (VFA). Das Arzneimittel-Sparpaket der Bundesgesundheitsministerin, das in der nächsten Woche im Bundestag beraten werden soll, wird gravierende Auswirkungen auf die Aktivitäten der forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland haben. Das ergab eine aktuelle Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA). Insbesondere rechnen die Unternehmen mit negativen Folgen für die Arbeitsplätze. Fast alle Hersteller kündigen darüber hinaus an, Investitionen und die Aufwendungen für die Forschung in Deutschland zu reduzieren. "Dieses Sparpaket widerspricht allen ordnungspolitischen Prinzipien. Es richtet sich gezielt gegen Innovationen, obwohl von ihnen die Zukunftsfähigkeit des Pharmastandortes Deutschland abhängt", erklärte VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer heute in Berlin. Dem Verband gehören 44 forschende Arzneimittelhersteller an. Auf die VFA-Mitgliedsunternehmen entfallen etwa zwei Drittel des Umsatzes auf dem deutschen Arzneimittelmarkt und mehr als 80 Prozent des Exports.

Im einzelnen hat die in dieser Woche durchgeführte Umfrage ergeben, dass ein Drittel der VFA-Mitgliedsunternehmen geplante Neueinstellungen zurückstellen wird. Zwei Drittel der Arzneimittelhersteller sehen sich vor die Notwendigkeit gestellt, Arbeitsplätze abzubauen. Mit 47 Prozent plant fast die Hälfte der Unternehmen einen Investitionsstopp. 42 Prozent wollen das Invest-Volumen senken. 47 Prozent der Hersteller erwägen eine Absenkung der Forschungsaufwendungen. Fast ein Drittel (32 Prozent) wird die Ausgaben auf diesem Gebiet einfrieren. "Die Sparpläne haben überdies negative Auswirkungen auf zukünftige Standortentscheidungen", sagte Yzer und verwies darauf, dass 80 Prozent der
Unternehmen bei der Befragung angaben, dass durch das geplante Gesetz strategische Standortfragen berührt seien.

"Das Sparpaket schadet massiv einer der innovativsten Branchen am Standort Deutschland", kritisierte die VFA-Hauptgeschäftsführerin. "Dies wäre eine fatale Entwicklung, denn die forschenden Arzneimittelhersteller haben in den vergangenen Jahren Beschäftigung, Investitionen und Forschungsaufwendungen in Deutschland deutlich erhöht."

Ähnliche Maßnahmen der Bundesregierung im Jahr 1992 haben seinerzeit zu einem Verlust von 6.500 Arbeitsplätzen geführt. Yzer: "Wir hatten angenommen, die Politik hätte daraus gelernt: Wer in den Markt hinein reglementiert, vernichtet Arbeitsplätze. Doch jetzt soll dieses Experiment zu lasten der Unternehmen und ihrer Beschäftigung sowie des Standortes wiederholt werden."

Insgesamt droht den Arzneimittelherstellern durch das Sparpaket, der anstehenden Festbetragsabsenkung und der ab April 2002 wirksamen Abgabeverpflichtung für Parallelimporte ein jährlicher Umsatzverlust von 3,7 Milliarden DM. Das macht fast 20 Prozent des GKV-Umsatzes der Branche aus. Hinzu kommen erhebliche Verluste im Auslandsgeschäft, da in zahlreichen ausländischen Märkten die deutschen Preise als Referenzpreise gelten.

Bei den 44 Mitgliedsunternehmen des VFA sind mehr als 80.000 Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt. Rund 15.000 von ihnen arbeiten in den Bereichen Forschung und Entwicklung. Ingesamt investierten die forschenden Arzneimittelhersteller im vergangenen Jahr mehr als zwei Milliarden DM in Deutschland. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung betrugen im Jahr 2000 rund 6,2 Milliarden DM. Die Mitgliedsfirmen verwenden 5,5 Prozent ihres Umsatzes für Investitionen und 16,5 Prozent für Ausgaben in Forschung und Entwicklung in Deutschland.


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