Rückgänge bei Umsätzen und Beschäftigung
Yzer: Vertrauen in den Pharmastandort Deutschland schwindet
Berlin (VFA). Zum ersten Mal seit fast 10 Jahren verzeichneten die forschenden Arzneimittelhersteller 2004 in Deutschland reale Rückgänge bei Umsätzen und Beschäftigung. "Ursächlich hierfür sind die regulatorischen Maßnahmen des GMG, die vorrangig innovative Arzneimittel treffen", erklärte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), anlässlich der Veröffentlichung des Branchenberichts "Statistics 2005".
Nachdem sich die zahlreichen regulatorischen Eingriffe in den Arzneimittelmarkt schon 2003 negativ auf die Branche niedergeschlagen hätten, seien die Befürchtungen nun eingetreten: "Insbesondere die auf 16 Prozent angehobenen Zwangsrabatte haben die Ertragslage der VFA-Mitgliedsunternehmen erodieren lassen", so Yzer weiter. Durch die Wiedereinführung von Festbeträgen auf patentgeschützte Produkte werde der für die Branche essentielle Patentschutz ausgehöhlt. Für Investitionen und Aufwendungen in Forschung und Entwicklung sei kein Erhöhungsspielraum mehr vorhanden gewesen - sie seien 2004 faktisch stagniert. In der Konsequenz sei der Anteil Deutschlands am Pharma-Weltmarkt erneut spürbar zurückgegangen.
Dass dennoch eine Rekordzahl von 35 Arzneimittelinnovationen auf den Markt gebracht werden konnte, unterstreiche das Innovationspotential einer Branche, die ihre Investitionen besonders langfristig planen müsse. In der Regel sei pro neuem Wirkstoff ein Vorlauf von 12 Jahren nötig, der durchschnittlich 800 Millionen US-Dollar verschlinge, erläuterte Yzer. Unter den 35 Neueinführungen des vergangenen Jahres befänden sich allein sechs neue Präparate gegen Krebserkrankungen. Sie wirkten gezielter, fänden neue Angriffspunkte oder versprächen Erfolg bei bisher unbehandelbaren Krebsarten. Fünf der Neueinführungen ermöglichten neue und bessere Therapien gegen die in Deutschland häufigste Todesursache, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Für die Zukunft erwarte die Mehrheit der VFA-Mitgliedsunternehmen zumindest eine Normalisierung der Situation am Standort Deutschland. Immerhin ein knappes Drittel könne sich sogar vorstellen, die F&E-Aufwendungen wieder zu erhöhen. "Ob die Unternehmen diese Mittel aber in Deutschland einsetzen werden, wird wesentlich davon abhängen, wie die Politik die Weichen am Pharmastandort Deutschland stellt", so die Prognose der Verbandschefin.
Statistics kann unter www.vfa.de/stat2005 herunter geladen oder gedruckt beim VFA bezogen werden:
Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V.,
"Statistics 2005", Hausvogteiplatz 13, 10117 Berlin
Einzelne Grafiken sind unter www.vfa.de/charts abrufbar.
Die aktuellen Zahlen:
Umsatz: Der Umsatz der VFA-Mitgliedsunternehmen sank 2004 um 3,8 Prozent.
Investitionen: Investitionen der Mitgliedsunternehmen des VFA von 1,36 Milliarden Euro bedeuten für 2004 einen Zuwachs von nur 1,4 Prozent. Vor 2003 wurden dagegen Steigerungsraten von bis zu 18 Prozent verzeichnet. Mit einem Anteil der Investitionen am Umsatz in Höhe von 5,5 Prozent liegen die VFA-Mitgliedsunternehmen aber nach wie vor deutlich über dem Durchschnitt des übrigen produzierenden Gewerbes (2003: 3,5 Prozent).
Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E): 2004 erhöhten sich die F&E-Aufwendungen der Verbandsmitglieder um nur noch 0,2 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro.
Beschäftigte: Die Zahl der Beschäftigten in den Mitgliedsunternehmen des VFA sank 2004 um 0,6 Prozent auf 84.600. Die Zahl der Beschäftigten im F&E-Bereich blieb mit knapp 14.500 Personen nahezu konstant.
Preise: Die Arzneimittelpreise sind in den letzten drei Jahren um 3,4 Prozent gesunken. Während die Preise für die gesamten Güter und Dienstleistungen des privaten Verbrauchs seit 1988 um über 40 Prozent gestiegen sind, sind Arzneimittel heute sogar billiger als vor 16 Jahren.
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) ist der Wirtschaftsverband der forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 39 weltweit führenden Herstellern und ihren fast 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des VFA repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland rund 85.000 Mitarbeiter, darunter 14.500 in Forschung und Entwicklung.