Pharmaforschung gegen resistente Bakterien
- Vom 12. bis 18.11. ist Weltantibiotikawoche der WHO; am 18.11. ist Europäischer Antibiotika-Tag
- Einige neue resistenzbrechende Antibiotika sind im Zulassungsverfahren oder in Erprobung
- Ungeklärte Refinanzierungsmöglichkeiten stehen einer Ausweitung der Antibiotika-Entwicklung im Weg
Berlin (vfa) Ab 12. November ruft die Weltgesundheitsorganisation WHO die Weltantibiotikawoche aus, die mit dem Europäischen Antibiotikatag am 18. November abschließt. Aus diesem Anlass informiert der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) über den Stand der Entwicklung neuer antibakterieller Medikamente. Demnach könnten Unternehmen in den nächsten Monaten zwei neue Antibiotika herausbringen, die jeweils Resistenzen bei bestimmten Bakterien überwinden. Eins davon hat im Oktober die EU-Zulassung, das andere im September eine Zulassungsempfehlung erhalten. Drei weitere Antibiotika befinden sich im Zulassungsverfahren. Unternehmen erproben weitere 19 antibakterielle Medikamente derzeit in der letzten Studienphase vor dem Zulassungsantrag. Fast alle sind bisherigen Untersuchungen zufolge auch gegen bestimmte multiresistente Bakterien wirksam.
Aber nicht jede therapeutische Lücke, die Resistenzen gerissen haben, kann damit geschlossen werden. Deshalb sagt Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa): "Die Anstrengungen zur Entwicklung neuer Antibiotika müssen gesteigert werden, damit die Medizin dauerhaft Resistenzen begegnen kann. Doch für viele denkbare Antibiotika-Projekte ist ungeklärt, wie Unternehmen sie refinanzieren könnten; die resultieren-den Produkte sollen ja später so selten wie möglich zum Einsatz kommen. Neue Finanzierungsmodelle werden gebraucht."
"Äußerst wichtig ist, mit den vorhandenen Antibiotika verantwor-tungsvoll umzugehen", so Fischer abschließend. "Denn für kein Geld der Welt lassen sich so schnell neue Antibiotika entwickeln, wie die Vorhandenen durch fahrlässigen Gebrauch und daraus resultierende Resistenzbildung unwirksam werden können."
Hintergrund
Als Resistenz wird die Widerstandsfähigkeit eines Krankheitserregers gegen ein gegen ihn gerichtetes Medikament bezeichnet. Eine wachsende Zahl krankmachender Bakterien hat mittlerweile solche Resistenzen gegen mehrere Antibiotika erworben, die früher zuverlässig wirksam waren. Aktuelle Studien der OECD und des European Centre for Disease Prevention and Control (siehe unten) zeigen, welches Ausmaß dies mittlerweile angenommen hat und welche Gefahren für die Zukunft davon ausgehen.
Eine Reihe von Projekten zur Entwicklung neuer Antibiotika, die solche Resistenzen überwinden können, findet mittlerweile in öffentlich-privaten Partnerschaften statt. Beispiele dafür sind:
- NewDrugs4BadBugs (ND4BB), ein Programm von EU-Kommission und europäischer Pharmaindustrie. Forschungsgruppen und Firmen arbeiten bis 2019 gemeinsam an neuen Antibiotika.
- CARB-X (Combating Antibiotic Resistant Bacteria Biopharmaceutical Accelerator), ein Programm der Gesundheitsministerien von USA und Großbritannien, Wellcome Trust, Bill & Melinda Gates Foundation und weiteren Partnern. Es fördert die Entwicklung von antibakteriellen Medikamenten, Impfstoffen und Diagnostika.
- GARDP (Global Antibiotic Research & Development Partnership), ein von der WHO mit Unterstützung Deutschlands initiiertes Programm. Hier geförderte Unternehmen müssen sich verpflichten, neue Antibiotika später Schwellen- und Entwicklungsländern zu Sonderkonditionen zu liefern.
Eine Koordinierung der weltweiten Forschungsaktivitäten im Bereich Antibiotika ist Ziel des 2018 mit Unterstützung Deutschlands gegründeten "Global Antimicrobial Resistance Research and Development Hub" mit Sitz in Berlin.
Weitere Informationen
- Neue Antibiotika im Zulassungsverfahren oder in Erprobung (mit Grafik): www.vfa.de/neue-antibiotika
- Europäischer Antibiotika-Tag: https://antibiotic.ecdc.europa.eu/de
- Weltantibiotikawoche der WHO: http://www.who.int/who-campaigns/world-antibiotic-awareness-week
- OECD-Studie "Stemming the Superbug Tide": https://bit.ly/2DuDFXH
- Analyse im Auftrag des European Centre for Disease Prevention and Control "Attributable deaths and disability-adjusted life-years caused by infections with antibiotic-resistant bacteria in the EU and the European Economic Area in 2015: a population-level modelling analysis": https://bit.ly/2Oru7xH
Der vfa ist der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 43 weltweit führenden Herstellern und ihren über 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des vfa repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland mehr als 80.000 Mitarbeiter. Mehr als 16.000 davon arbeiten in Forschung und Entwicklung. Folgen Sie uns auf Twitter: www.twitter.com/vfapharma