Forschende Pharmaindustrie zum G8-Gipfel
Forschende Pharmaindustrie entschlossen, die Gesundheit in Afrika zu verbessern
Berlin (VFA). "Bei internationalen Kooperationsprojekten zur Verbesserung der Gesundheit in Afrika spielen forschende Pharmaunternehmen seit langem eine tragende Rolle. Sie liefern nicht nur die neuesten Medikamente gegen HIV/Aids und einige andere Krankheiten zum Selbstkostenpreis und unterstützen afrikanische Unternehmen bei deren Herstellung vor Ort, sie spenden auch große Mengen weiterer Medikamente gegen tropische Armutskrankheiten. Zudem organisieren sie Schulungen für medizinisches Personal und Aufklärungskampagnen für die Bevölkerung. Diese Maßnahmen kommen hunderten Millionen Menschen zugute." Das betonte Dr. Harvey E. Bale, Hauptgeschäftsführer des Weltpharmaverbands IFPMA, heute in Berlin. "Immer mehr forschende Pharmaunternehmen entwickeln zudem Medikamente - auch Impfstoffe - gegen Tuberkulose, Malaria, Wurmbefall und andere tropische Armutskrankheiten", berichtete Dr. Dr. Andreas Barner, Vorsitzender des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA). Pharmaforschung gegen HIV/Aids stünde ohnehin weit oben auf der Prioritätenliste der Branche.
Es ist zu begrüßen, dass der kommende G8-Gipfel einen Schwerpunkt auf die Verbesserung der Gesundheit in Afrika legen wird. Das größte Hindernis stellt der eklatante Mangel an medizinischen Einrichtungen und Fachkräften dar. Deshalb hofft die forschende Pharmaindustrie, dass die G8-Staaten mehr Geld für Gesundheits-Infrastrukturmaßnahmen bereitstellen werden. Sie sollten den afrikanischen Länder auch verstärkt dabei helfen, medizinische Kräfte im Land zu halten. Derzeit gibt es beispielsweise laut Ärzte ohne Grenzen in Malawi nur zwei Ärzte für 100.000 Einwohner, während die Weltgesundheitsorganisation WHO das Zehnfache als Mindeststandard ansieht. Die G8-Staaten sollten auch die afrikanischen Regierungen ermutigen, ihren Teil beizutragen. So wendet bislang z.B. nur eine Regierung 15 Prozent der Staatsausgaben für Gesundheit auf, wie es die Maputo-Deklaration der Afrikanischen Union fordert. Einer Herausforderung dieser Größenordnung, so Bale und Barner, könne nur begegnet werden, wenn Regierungen der Entwicklungsländer und der Industrienationen, zwischen- und nichtstaatliche Organisationen und die Industrie auf vielen Gebieten entschlossen zusammenarbeiteten.
Um neue Aids-Präparate hoher Qualität für Infizierte in afrikanischen und anderen Entwicklungsländern dauerhaft zugänglich zu machen, haben die Originalhersteller 2000 die Accelerating Access Initiative (AAI) gegründet. Im diesem Rahmen werden Präparate zu "no profit, no loss"-Konditionen verfügbar gemacht. AAI versorgt mit über 800.000 Patienten (davon über 460.000 in Afrika) mehr als 40 Prozent aller Patienten, die in Entwicklungsländern überhaupt Zugang zu einer HIV-Therapie haben.
Bale weiter: "In zahlreichen Partnerschaften kümmern sich die Unternehmen zudem um viele weitere Gesundheitsproblemen, darunter Tuberkulose, Malaria und tropische Armutskrankheiten wie Bilharziose, Leishmaniose, Lepra, Elefantiasis, Trachom, Chagas- und Schlafkrankheit." Dabei ist das industrielle Engagement auf Dauer angelegt: So spendet ein Unternehmen sein Medikament gegen Flussblindheit schon seit 20 Jahren und wird das bis zur Ausrottung der Krankheit fortsetzen.
Einer IFPMA-Studie zufolge, die von der London School of Economics bestätigt wurde, haben die Unternehmen zwischen 2000 und 2005 für insgesamt 539 Millionen Gesundheitsmaßnahmen gesorgt - genug für zwei Drittel aller Menschen in Afrika südlich der Sahara. Diese Aktivitäten hatten - konservativ gerechnet - einen Wert von 4,4 Milliarden US-Dollar.
"Unsere Kernkompetenz liegt aber in der Entwicklung neuer Arzneimittel", führte Barner aus. "Aids hat dabei höchste Priorität. Gegen keine andere Krankheit haben wir seit 1985 mehr Arzneimittel entwickelt: Mehr als 20 Einzel- und einige Kombinationspräparate gegen das Virus selbst, und rund 60 gegen Begleiterkrankungen. 34 weitere HIV-Medikamente sind in Entwicklung, und gegen die Begleiterkrankungen weitere 40. Die Unternehmen arbeiten auch an weiteren Präparaten für Kinder (derzeit sind es 13) und an 19 Impfstoffkandidaten. In der Geschichte der Medizin wurden selten in so kurzer Zeit so viele Mittel - und so eindrucksvoll wirksame - zur Bekämpfung einer Krankheit entwickelt. Selten hat unsere Branche das Leben so vieler Patienten verlängern können."
"Forschende Pharmaunternehmen arbeiten auch an 17 neuen Medikamenten gegen Tuberkulose, mehr als 20 gegen Malaria und an einigen Impfstoffen gegen diese Krankheiten. Mehr als 40 Pharmaforschungsprojekte richten sich zudem gegen tropische Armutskrankheiten", so Barner weiter. "Die Unternehmen kooperieren dabei meist in Public-Private Partnerships mit anderen Organisationen und Institutionen und teilen sich die Kosten und Nutzungsrechte für die entwickelten Medikamente."
Barner berichtete auch, dass Anfang 2007 erstmals mehrere Regierungen durch eine feste Abnahmezusage die Entwicklung eines neuen Afrika-spezifischen Impfstoffs gegen Lungen- und Hirnhautentzündung unterstützt hätten. "Ein interessante Förderansatz, weil öffentliches Geld erst bei Projekterfolg bezahlt werden muss!"
Hinsichtlich der Rolle von Patenten für die Gesundheit in Entwicklungsländern gebe es erhebliche Fehleinschätzungen, führte Barner weiter aus. "Fakt ist, dass Patente geistiges Eigentum sichern; ohne sie könnten Unternehmen das Interesse verlieren, erfinderisch tätig zu sein, da sie von einem beliebigen Wettbewerber um die Früchte der Arbeit gebracht werden könnten. Ohne die Forschung der Unternehmen hätte es aller Wahrscheinlichkeit nach keine Medikamente gegen HIV gegeben, was eine Katastrophe bedeutet hätte. In gleicher Weise werden sich die gegenwärtigen und zukünftigen Gesundheitsprobleme nur lösen lassen, wenn sich die Unternehmen Forschung leisten, also daraus hervorgehende Medikamente patentieren lassen können. Gerade bei Infektionskrankheiten stehen Patente auch schon deshalb dem Zugang zu neuen Medikamenten nicht im Wege, weil die Unternehmen ihre Preise an die Länder anpassen; das Beispiel der Selbstkostenpreise für HIV-Medikamente in Afrika zeigt es."
Ohnehin seien die meisten der in Entwicklungsländern essenziellen Arzneimittel längst patentfrei. Das habe aber nicht dazu geführt, dass diese Präparate die Mehrzahl der Patienten erreicht hätten. Deshalb sei es ein Irrtum, dass Gesundheitsprobleme nur durch Brechen von Patenten gelöst werden könnten.
Sinnvoller als solche Maßnahmen sei es, die Kompetenzen der forschenden Pharmaunternehmen künftig in noch weitere Gesundheitsprogramme einzubeziehen und ansonsten vor allem in eine solide Gesundheitsinfrastruktur zu investieren. "Denn", so Barner abschließend, "was nützen Medikamente, wenn es vor Ort weder Ärzte noch ein Apothekenwesen gibt?"
Die digitale Pressemappe mit den Statements, Präsentationen und zwei neuen Broschüren über das Engagement der forschenden Pharmaindustrie in Entwicklungsländern finden Sie unter https://www.vfa.de/pk20070531.
Der WeltpharmaverbandInternational Federation of Pharmaceutical Manufacturers & Associations(IFPMA)vertritt als nicht Gewinn-orientierte Nicht-Regierungsorganisation (NGO)°die forschenden°Pharma-, medizinischen°Biotech- und Impfstoffhersteller. Zu seinen Mitgliedern zählen 25 führende internationale Unternehmen und 46 nationale und regionale Industrieverbände. Die IFPMA-Suchmaschine für klinische Studien (www.ifpma.org/clinicaltrials) und die Beteiligung der IFPMA an Gesundheitskooperationen (www.ifpma.org) tragen dazu bei, die Tätigkeit der in ihr vertretenen Industrie transparenter zu machen. Die IFPMA stärkt die Patientensicherheit durch Verbesserungen bei der Risikobewertung°von°Medikamenten°und°durch die Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen. Bei der IFPMA ist auch das Sekretariat der°Internationalen Harmonisierungskonferenz ICH (International Conference on Harmonisation of Technical Requirements for Registration of Pharmaceuticals für Human Use) angesiedelt.
DerVerband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA)ist der Wirtschaftsverband der forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 43 weltweit führenden Herstellern und ihren über 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des VFA repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland rund 95.000 Mitarbeiter. 16.500 davon arbeiten in Forschung und Entwicklung. Die Pressekonferenzen des VFA - ab sofort auch im Internet. Mehr dazu unter: https://www.vfa.de/onlinepk