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Barner: Es gibt keine "explodierenden" Arzneimittelkosten

Berlin (VFA). In der aktuellen Debatte um die Arzneimittelkosten äußert sich der Vorsitzende des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller und Forschungsvorstand von Boehringer Ingelheim, Dr. Dr. Andreas Barner wie folgt:

"Wenn in der aktuellen Debatte um die steigenden Arzneimittelausgaben Preiserhöhungen bei Arzneimitteln als Grund angeführt werden, so kann dem nur widersprochen werden: Im Durchschnitt sind die Preise gesunken oder über einen längeren Zeitraum konstant geblieben. Konkret sind die Preise im ersten Halbjahr 2005 gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozent gesunken, gegenüber 2003 sogar um 3 Prozent! Die Ausgabenentwicklung ist jedoch für niemanden wirklich überraschend - die Sondersituation des vergangenen Jahres lässt sich nicht fortschreiben. Aufgrund der besonders niedrigen Ausgaben 2004 erscheinen die Steigerungen jetzt - optisch verzerrt - besonders hoch. Tatsächlich normalisieren sich die Ausgaben - sie liegen heute ungefähr so hoch wie 2003."

Barner weiter: "Auch die Strukturkomponente - also der Kostenanstieg durch vermehrte Verordnung innovativer Medikamente und damit wichtiger Gradmesser des medizinischen Fortschritts - liegt unter dem Wert der Vorjahre. Die innovativen Wirkstoffe, die insbesondere unsere Mitgliedsunternehmen in letzter Zeit auf den Markt gebracht haben, stellen wichtige therapeutische Fortschritte dar. Dazu gehören vor allem neue Medikamente in der Krebsbehandlung, Immunmodulatoren gegen Entzündungskrankheiten wie z. B. rheumatoide Arthritis, Virostatika gegen HIV und Hepatitis C, Antiepileptika aber auch verschiedene Präparate z. B. gegen schwere Atemwegserkrankungen.

14 % beträgt der Anteil der Arzneimittelkosten an den Beitragssätzen der Gesetzlichen Krankenversicherung, führt der VFA-Vorsitzende weiter aus und fragt: "Wie soll hier noch gespart werden? Zum Vergleich: mit 33 % Kostenanteil liegt der größte Kostenblock bei den Krankenhäusern. Um 1 % Beitragssenkung der Gesetzlichen Krankenversicherung über Arzneimittelpreise zu erzielen, müsste man die Arzneimittelkosten um 44 % reduzieren. Das heißt: die Patienten müssten auf fast jedes zweite Medikament, das sie heute verordnet bekommen, verzichten. Das kann niemand ernstlich wollen."

Zur Kostendämpfung im Gesundheitsbereich sollten die gesetzlichen Möglichkeiten einerseits und marktwirtschaftliche Mechanismen zur Kostenoptimierung andererseits ausgenutzt werden. Dies sind insbesondere Marktpreisbildung für Innovationen und Abschaffung von Zwangsrabatten und Festbeträgen. "Der Markt muss entscheiden, ob ein Arzneimittel seine Entwicklungskosten wert ist. Und der Staat darf sich auch nicht in die Preisentwicklung einmischen, indem er beliebig Preisabschläge verfügt. Effizienzreserven im Gesundheitssystem mobilisiert man, indem man den Wettbewerb fördert!" erläuterte Barner abschließend.



Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) ist der Wirtschaftsverband der forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 39 weltweit führenden Herstellern und ihren fast 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des VFA repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland rund 85.000 Mitarbeiter, darunter 14.500 in Forschung und Entwicklung.