vfa zu TK-Innovationsreport 2015:
Nutzen neuer Medikamente überwiegt, Patienten warten!
Berlin (vfa). Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), das höchste Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, hat bislang 136 Nutzenbewertungen von neuen Arzneimitteln abgeschlossen: 77 mit Zusatznutzen, 59 ohne Beleg für einen Zusatznutzen.
Dazu sagt Birgit Fischer für die forschenden Pharma-Unternehmen: "Für die medizinische Versorgung ist entscheidend, dass der Zusatznutzen neuer Arzneimittel anerkannt wird. Natürlich kann man die Ergebnisse jeder Nutzenbewertung in Frage stellen. Auch wir kritisieren oft genug einzelne Bewertungen und Bewertungsmuster. Fehlende Daten sind z.B. noch lange kein Beleg für fehlenden Nutzen. Aber vollkommen irrational und unverständlich ist, wenn die offiziellen Bewertungen des Gremiums, in dem die Kassen eine dominierende Stellung haben, von einzelnen Krankenkassen wiederum durch eigene, isolierte und abweichende Bewertungen ersetzt werden."
"Nicht die Nutzenbewertung durch den G-BA, sondern deren Folgenlosigkeit ist das Hauptproblem. Selbst wenn ein Zusatznutzen festgestellt wird, kommt dieser noch lange nicht beim Patienten an," so Fischer weiter.
Die vfa-Hauptgeschäftsführerin sieht die Ursache hierfür im steigenden Rationierungsdruck auf Ärzte, der auf eine zurückhaltende Verordnung neuer Medikamente ziele. Kassenärztliche Vereinigungen und Krankenkassen übten über ihre regionale Arzneimittelsteuerung Druck auf Ärzte aus, billigere Medikamente zu verschreiben statt solcher mit Zusatznutzen. So begrenzen manche Kassenärztlichen Vereinigungen mit pauschalen Verordnungsquoten die Verschreibung von Medikamente mit Zusatznutzen und manche Krankenkassen gewähren Prämien bei der Verschreibung von Medikamenten mit niedrigerem Zusatznutzen. Auch gibt es Fälle, in denen die Praxissoftware bei der Verordnung von Arzneimitteln mit Zusatznutzen "rot" zeigt und die Ärzte auf eine "grüne" Alternative leitet, die laut G-BA Beschluss aber schlechter ist.
Fischers Fazit: "Im Ergebnis werden Ärzte - auch durch die Androhung von Wirtschaftlichkeitsprüfungen - durch Kassen und Kassenärztliche Vereinigungen davon abgehalten, Medikamente mit Zusatznutzen einzig und allein aus therapeutischen Gründen zu verschreiben. So bleiben die Ergebnisse zentraler Nutzenbewertungen für Patienten im Versorgungsalltag ungenutzt. Diese verdeckte Rationierung verunsichert Ärzte und benachteiligt Patienten."
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