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VFA zur Anhörung im Bundestags-Gesundheitsausschuss am Mittwoch

Berlin (VFA). Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) hat heute erneut vor der Gefahr gewarnt, dass ein Festhalten am Arzneimittelbudget zur Rationierung in der Arzneimittelversorgung in Deutschland führe und eine Zwei-Klassen-Medizin zementiere. Im Vorfeld der Öffentlichen Anhörung "Abschaffung Arznei- und Heilmittel-Budget" am Mittwoch (27. September) im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages bekräftigte VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer die Forderung des Verbandes, die Budgets abzuschaffen: "Das Arzneimittelbudget erweist sich immer mehr als Bremse für den therapeutischen Fortschritt."

"Die Arzneimittelversorgung in Deutschland entspricht auf vielen Gebieten nicht mehr dem neuesten Stand der medizinischen Erkenntnisse. Die durch das Budget verursachten Versorgungsdefizite sind nicht mehr zu übersehen", erklärte die VFA-Hauptgeschäftsführerin. Patienten und Ärzte seien Leidtragende des Budgets: "Ärzte wollen die optimale Therapie bieten, die Patienten brauchen sie." Doch zunehmend müsse sich das Verordnungsverhalten dem Budgetdiktat beugen. "Dies hat zur Folge, dass Arzneimittelinnovationen verzögert, eingeschränkt oder gar nicht verschrieben werden. Die Politik räume dies ein, beklage Einzelfälle, aber lässt Ärzte und Patienten in diesem Dilemma alleine, solange sie an Budgets festhält."

Der VFA hat Defizite in der Arzneimittelversorgung in Deutschland dokumentiert. Danach würden beispielsweise einer Million Menschen wirksame Schmerzmittel vorenthalten. Rund 65 Prozent aller an schweren Depressionen Erkrankten gelten als unterversorgt. Ebenso bekämen nur etwas mehr 10 Prozent von rund 325.000 in Frage kommenden Alzheimer-Patienten die hochwirksamen AChE-Hemmer verschrieben, durch die eine wesentlich teurere Unterbringung im Pflegeheim um ein Jahr herausgeschoben werden könne. Yzer: "Hier würden Mehrausgaben für Medikamente zu erheblichen Einsparungen im stationären Bereich führen."

Yzer betonte, dass die sektorale Budgetierung der Arznei- und Heilmittelausgaben unvereinbar mit der angestrebten integrierten Gesundheitsversorgung sei: "Sie läuft vielmehr dem Grundsatz ,So viel ambulant wie möglich, so viel stationär wie nötig' eklatant zuwider." Die Budgetierung bedeute eine einseitige Diskriminierung der Arzneimitteltherapie und fördere Ausweichreaktionen auf teurere Versorgungsformen, indem zum Beispiel chronisch kranke Menschen in den Krankenhausbereich verschoben würden.

Die VFA-Hauptgeschäftsführerin nannte es "bezeichnend", dass - von Stadtstaaten abgesehen - Budgetüberschreitungen in solchen Regionen anzutreffen seien, die niedrige Krankenhaus-Fallkosten aufwiesen (z.B. Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Thüringen). Anderseits seien die Krankenhaus-Fallkosten in den Bundesländern besonders hoch, in denen die Arzneimittelausgaben niedrig sind (z.B. Baden-Württemberg und Hessen).

Mit ihrer breiten Kritik an den Arzneimittelbudgets treten die forschenden Arzneimittelhersteller für eine rationale Verordnungsweise ein. Der VFA fordert daher, die Arzneimittelbudgets durch indikationsorientierte flexible Richtgrößen zu ersetzen, die der Arzt in begründeten Fällen ohne negative Folgen überschreiten dürfe. Yzer: "Bei einer kalkulierbaren Begrenzung der Ausgaben wäre dann eine Verordnung von Arzneimitteln entsprechend dem medizinischen Bedarf und dem wissenschaftlichen Fortschritt gewährleistet."


Beispiele aus der VFA-Dokumentation "Defizite in der Arzneimittelversorgung in Deutschland" (Auszug):

  • Im Indikationsgebiet Alzheimer erhalten ca. 88% aller Patienten, die für innovative Medikamente geeignet sind, keine entsprechenden Präparate.
    • Im Indikationsgebiet Herz-Kreislauf werden 87% aller therapiegeeigneten Patienten mit koronarer Herzkrankheit gar nicht oder nicht ausreichend mit präventiven Lipidsenkern behandelt und 75% aller geeigneten Herzinsuffizienz-Patienten nicht mit Betablockern therapiert.
      • Im Indikationsgebiet Schizophrenie werden in Deutschland nur 10% der Patienten mit modernen Antipsychotika behandelt.
        • Im Indikationsgebiet Depressionen betrifft die medikamentöse Unterversorgung 65% aller Personen mit schweren Depressionen.
          • Im Indikationsgebiet Schmerz muss in Deutschland rund 1 Million Menschen trotz zur Verfügung stehender adäquater Medikamente unnötig leiden. 46% aller an Migräne erkrankten Frauen werden nicht optimal medikamentös behandelt.
            • Im Indikationsgebiet Osteoporose werden mindestens 3 Millionen der an dieser Krankheit leidenden Frauen weder diagnostiziert noch medikamentös adäquat therapiert.