Studie
IW-Studie "Deutschlands Zukunftsbranchen"
Berlin (VFA). Die drei Branchen Unternehmensdienste, Pharma sowie Medizin-, Mess-, Steuer-, Regeltechnik haben von 34 analysierten deutschen Wirtschaftszweigen die besten Zukunftsaussichten. Sie profitieren am stärksten von den erwarteten technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen und haben die besten Wachstums- und Entwicklungsperspektiven. Das ist das zentrale Ergebnis der Studie "Deutschlands Zukunftsbranchen" der Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH im Auftrag des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA).
Die steigende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen wird in Zukunft einer der wichtigsten Wachstumstreiber sein. Während die erstplatzierte Branche der Unternehmensdienste von ihrer Funktion als "Drehscheibe" der Wirtschaft profitiert, gründet die Zukunftsfähigkeit der beiden anderen Siegerbranchen zu großen Teilen auf ihrer Fähigkeit, am "Gesundheitsboom" zu partizipieren. "Der Gesundheitssektor ist der Zukunftsbereich der deutschen Wirtschaft", erläutert Dr. Michael Hüther, Direktor des IW Köln. "Eine sinnvolle Vernetzung von Wirtschafts-, Forschungs- und Gesundheitspolitik ist dringend notwendig, damit dieses Zukunftspotenzial auch für den Standort Deutschland erschlossen werden kann", ergänzt Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des VFA.
Methodik der Studie
Die Studie untersucht die relevanten makroökonomischen Indikatoren und Wachstumstreiber der deutschen Wirtschaftszweige und leitet daraus ein Ranking der Zukunftsbranchen ab. Ergänzt wird diese quantitative Analyse durch eine Expertenbefragung zum Zukunftspotenzial der Branchen unter 70 Ökonomen, Zukunftsforschern, Unternehmensberatern und Finanzanalysten sowie um Daten aus dem IW-Zukunftspanel, einer regelmäßigen Befragung von rund 3.500 Unternehmen durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln.
Unternehmensnahe Dienstleistungen: Drehscheibe der Wirtschaft
Die zukunftsfähigste deutsche Branche sind unternehmensnahe Dienstleistungen. Dazu zählen die Bereiche Informationswirtschaft, Unternehmensberatung und -service, Finanzdienstleistungen sowie Immobilienwirtschaft. Diese sehr heterogene Branche ist über Vorleistungsverflechtungen eng mit den Industriebranchen verbunden und fungiert als wichtige "Drehscheibe" der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfungskette. "Die Unternehmensdienste sind ein starker Treiber der anhaltenden Tertiarisierung der Wirtschaft", erläutert Hüther. "Die Branche gehört zu den Gewinnern des Strukturwandels und ist für die Zukunft gut gerüstet." Dazu trägt auch die hohe F&E-Intensität vieler Sektoren der Branche bei, die durch ihre fortschreitende Spezialisierung noch steigen dürfte. Strukturell bedingt weist die Branche ein niedriges Wachstum bei Produktivität und Export auf. Dennoch erhält sie bei den untersuchten makroökonomischen Kennzahlen den ersten Platz unter den 34 analysierten Branchen, vor allem aufgrund des starken Beschäftigungswachstums der letzten Jahre.
Pharma: Strategische Innovatoren mit regulatorischem Hemmschuh
Die auf dem zweiten Platz stehende Pharmabranche wird laut IW Consult den technologischen Fortschritt besonders stark für das eigene Wachstum nutzen können, insbesondere Innovationen in der Bio- und Gentechnologie. Positiv wirkt sich dabei auch die überdurchschnittlich starke F&E-Orientierung der Branche aus. So legen die Pharmaunternehmen im Vergleich zur Gesamtwirtschaft ihre F&E-Budgets fast dreimal so häufig (62 Prozent) aus strategischen Gründen langfristig fest. Der Wandel der Nachfrage durch demografische Veränderungen führt ebenfalls zu sehr guten Zukunftsaussichten. Dass die Pharmaindustrie bereits von diesem Wandel profitiert, zeigt ihre Beschäftigungsentwicklung: Die Zahl der Arbeitsplätze stieg gegen den Trend in den Jahren 2000 bis 2005 um 14,4 Prozent. Als besonders negativ erweist sich der regulatorische Rahmen, der die Pharmaindustrie überdurchschnittlich stark behindert. Während die Branche für ihre Zukunftsfähigkeit Bestnoten erhält, liegt sie bei der Bewertung der Rahmenbedingungen nur im unteren Mittelfeld (Platz 13). Besonders die zunehmende Regulierung der Preise und der Vertriebswege durch Festbeträge und festgelegte Aufschläge für die Handelsstufen wirkt sich negativ aus. "Die Rahmenbedingungen gefährden die ansonsten äußerst zukunftsfähige Pharmaindustrie. Dieses Votum der Experten sollte von der Politik als Warnschuss verstanden werden", kommentiert Hüther die Ergebnisse.
Medizin-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik/Optik: Technologieführer mit exzellenten Aussichten
Den dritten Platz des Rankings erreicht die Medizin-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik/Optik (kurz: MMStR). Obwohl die MMStR-Branche als einzige der drei Wirtschaftszweige in den zurückliegenden Jahren einen leichten Abbau von Arbeitsplätzen verzeichnete, entwickelte sich die Wertschöpfung in den vergangenen Jahren positiv. Die Branche gehört zusammen mit der Pharmaindustrie zu den forschungs- und humankapitalintensivsten Wirtschaftszweigen und profitiert ebenso wie diese stark von der steigenden Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen sowie von technologischen Innovationen. Mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Innovatoren ist die Branche selbst Schrittmacher dieses Fortschritts. Dabei operiert sie in einem sehr günstigen Umfeld: Im Vergleich der 34 untersuchten Branchen erhält die MMStR-Branche bei der Expertenbewertung über Rahmenbedingungen die besten Noten. "Die MMStR-Branche ist eindeutig eine zukunftsfähige Branche, die durch ihre starke Internationalisierung zu den klaren Gewinnern der Globalisierung gehören wird", fasst Hüther die Ergebnisse zusammen.
Resümee
Die breit angelegte Analyse der Branchen verdeutlicht, welche Faktoren für die Zukunftsfähigkeit eines Wirtschaftszweigs relevant sind. "Dazu zählt vor allem die Fähigkeit, die großen technologischen und gesellschaftlichen Zukunftstrends produktiv aufzugreifen und in marktfähige Innovationen zu überführen", so Hüther. Dass dabei auch die Rahmenbedingungen eine große Rolle spielen, ergänzt Yzer: "Die Politik muss die Voraussetzungen schaffen, dass solche Innovationen aus Deutschland in die Welt gehen."
Die digitale Pressemappe finden Sie unter:https://www.vfa.de/pk20070416
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) ist der Wirtschaftsverband der forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 42 weltweit führenden Herstellern und ihren über 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des VFA repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland rund 86.000 Mitarbeiter. 15.300 davon arbeiten in Forschung und Entwicklung. Die Pressekonferenzen des VFA - ab sofort auch im Internet. Mehr dazu unter:https://www.vfa.de/onlinepk