VFA legt mit "Statistics 2004" die aktuellen Branchendaten vor
Yzer: Arzneimittelinnovationen im Schatten restriktiver Gesundheitspolitik
Berlin (VFA). "Jahre immer verschärfterer Restriktionen gegen Arzneimittel haben ihre Spuren bei den forschenden Arzneimittelherstellern hinterlassen", so das Fazit von Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) anlässlich der Veröffentlichung des Branchendatenbuchs "Statistics 2004". "So haben sie für 2003 erstmals bei den Investitionen ein Rückgang um 1,6 Prozent zu konstatieren - nach vielen Jahren mit Steigerungsraten zwischen 9 und 18 Prozent." Besonders falle auf, dass 4,9 Prozent weniger in Sachanlagen für Forschung und Entwicklung investiert wurde; dies sei ein Zeichen dafür, dass Deutschland weiteres Vertrauen in seine Zukunftsfähigkeit bei den Herstellern verspielt habe. Auch habe sich der Zuwachs bei den Beschäftigten der forschenden Arzneimittelherstellern auf +1,9 Prozent abgeschwächt. "Für 2004 könnte es sogar erstmals einen Rückgang bei der Beschäftigung geben", fürchtet Yzer.
"Trotzdem haben sich die forschenden Arzneimittelhersteller 2003 bei den F&E-Ausgaben noch einmal gegen den Trend gestemmt: Mit 5,9 Prozent Zuwachs auf nun 3,8 Milliarden Euro jährlich haben sie diesen Posten deutlich mehr ausgeweitet als ihre Umsätze, die nur um ein Prozent wuchsen", gab Yzer zu Bedenken.
Was "Statistics 2004" laut Yzer auch dokumentiert: "Innovative Präparate spielen im deutschen Arzneimittelmarkt, verglichen mit anderen Industrieländern, eine untergeordnete Rolle. Nur neun Prozent des Arzneimittelumsatzes entfällt hierzulande auf Präparate mit Wirkstoffen, die nicht älter als fünf Jahre sind." In Belgien und Irland seien es über 20 Prozent; nur in Spanien seien es mit 7,1 Prozent noch weniger als hierzulande. "Dafür ist Deutschland mit fast 50-prozentigem Marktanteil der Generika Weltmeister in dieser Disziplin; wozu sowohl deren häufige Verordnung als auch das vergleichsweise hohe Generika-Preisniveau in Deutschland beitrage. Yzer: "Diese Zahlen sind klare Indikatoren, dass hierzulande Innovationen lieber umgangen als zum Nutzen der Patienten eingesetzt werden".
"Für 2004 dürften die Zahlen noch schlechter aussehen", prognostiziert Yzer. Denn zu den Sparmaßnahmen des vergangenen Jahres seien in diesem Jahr noch der erhöhte Zwangsrabatt und die drastische Absenkung bestehender Festbeträge gekommen; und für 2005 würden in diesen Tagen erste Festbeträge für patentgeschützte Arzneimittel festgelegt. "Begründet werden diese Sparmaßnahmen als Umverteilung zugunsten der Patienten; bei denen kommt die angebliche Entlastung jedoch gar nicht an. Wirksam sind die Maßnahmen hingegen als Gefährdung des therapeutischen Fortschritts in Deutschland und als Aderlass des Pharmastandorts." Nur das Exportgeschäft, das das Inlandsgeschäft seit 2002 überrundet habe, mache es noch möglich, in Deutschland Arzneimittel zu entwickeln und zu produzieren.
Statistics kann unter https://www.vfa.de/stat2004 herunter geladen oder gedruckt beim VFA bezogen werden:
Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V.
"Statistics 2004"
Hausvogteiplatz 13
10117 Berlin
Einzelne Grafiken sind unter https://www.vfa.de/charts abrufbar.
Die aktuellen Zahlen:
Umsatz: Der Umsatz der Mitgliedsunternehmen des VFA stieg 2003 um 1,0 Prozent auf insgesamt 25,7 Milliarden Euro, in der Arzneimittelindustrie in Deutschland insgesamt um 1,7 Prozent.
Beschäftigte: Die Zahl der Beschäftigten in den VFA-Mitgliedsunternehmen stieg 2003 um 1,9 Prozent auf 85.100. Das sind rund 70 Prozent der insgesamt 119.800 Arbeitsplätze der pharmazeutischen Industrie in Deutschland.
Investitionen: Investitionen der VFA-Mitglieder von 1,32 Milliarden Euro bedeuten für 2003 ein Minus von rund 1 Prozent. Besonders deutlich ist der Rückgang bei Sachanlagen für F&E von -4,9 Prozent.
Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E): Die VFA-Mitgliedsunternehmen steigerten in 2003 ihre F&E-Aufwendungen in Deutschland um 5,9 Prozent auf 3,82 Milliarden Euro - das sind über 10 Millionen Euro täglich. Mit F&E-Aufwendungen in Höhe von 15 Prozent des Umsatzes liegen die VFA-Mitglieder deutlich über dem Schnitt der Pharmabranche von 12,1 Prozent und weit vor anderen F&E-intensiven Branchen wie der Elektrotechnik (7,2 Prozent), der chemischen Industrie (6,6 Prozent) oder dem Kraftfahrzeugbau (6,4 Prozent) (Vergleichswerte von 2001).
Neue Medikamente: Im Jahr 2003 wurden insgesamt 17 Medikamente mit neuen Wirkstoffen auf dem deutschen Markt eingeführt.
Gentechnik: Die Umsätze mit gentechnisch hergestellten Medikamenten im Apothekenmarkt steigerten sich 2003 um 11 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. 40 Prozent davon entfielen auf Insulinpräparate, 24 Prozent auf Immunmodulatoren, etwa für die Behandlung von rheumatoider Arthritis oder Multipler Sklerose.
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) ist der Wirtschaftsverband der forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 42 weltweit führenden Herstellern und ihren fast 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des VFA repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland mehr als 85.000 Mitarbeiter, darunter 14.500 in Forschung und Entwicklung.