VFA zum Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG)
Barner: Das AVWG ist schlecht für die Patienten und gefährdet den Pharmastandort Deutschland
Berlin (VFA). "Mit der Verabschiedung des AVWG hat das Parlament den Pharmastandort Deutschland schwer belastet und Patienten erneut zu Leidtragenden einer verfehlten Kostendämpfungspolitik gemacht." Das sagte der Vorsitzende des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), Dr. Dr. Andreas Barner, heute zur Verabschiedung des Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) durch den Deutschen Bundestag. Die Patienten werden insbesondere von der Bonus-Malus-Regelung für Arzneiverordnungen sowie den drastisch abgesenkten Erstattungsobergrenzen selbst für neue, patentgeschützte Medikamente getroffen.
Die Bonus-Malus-Regelung sei zwar durch letzte Änderungen am Gesetzestext etwas flexibler gestaltet, doch im Kern bestätigt worden. Durch sie würden niedergelassenen Ärzten angehalten, Therapien mit billigen Präparaten durchzuführen. Für die Behandlung von Patienten, die auf die Standardtherapie nicht gut ansprechen oder sie nicht vertragen und die deshalb eine Alternativmedikation benötigten, drohten Ärzten finanzielle Nachteile. "Das geht zu Lasten der Versorgungsqualität für die Patienten", so Barner. Schon heute herrsche auf vielen Therapiegebieten eine Unterversorgung mit innovativen Arzneimitteln, die das AVWG noch zu verschärfen drohe.
Durch das rigide Absenken der Erstattungsobergrenzen auf das Niveau von Billigarzneimitteln drohe zudem die Gefahr, dass Patienten für patentgeschützte Arzneimittel künftig erhöhte Zuzahlungen leisten müssten.
Zur Innovationsschutzklausel sagte Barner: "Die im Gesetz vorgesehene Innovationsschutzklausel bietet trotz der unbestreitbaren Verbesserungen nach wie vor nicht die Gewähr, dass neuartige Arzneimittel oder solche, die eine therapeutische Verbesserung bringen, von den Erstattungsobergrenzen freigestellt werden."
Die Aufmerksamkeit, die die Politik mit dem AVWG auf den Arzneimittelsektor im Gesundheitswesen lenke, ist nach Barners Ansicht ohnehin fehl am Platze: "Das zentrale Problem der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) sind nicht die Arzneimittelverordnungen. Es entfallen nur rund 16 Prozent der GKV-Ausgaben auf Arzneimittel. Zudem sind die Arzneimittelpreise im vergangenen Jahr im Schnitt sogar gesunken." Eine Ausweitung der Verordnungen sei angesichts der demografischen Entwicklung und der bestehenden Unterversorgung der Bevölkerung mit leitliniengerechter Medikation unausweichlich, ja sogar geboten.
Barner abschließend: "Statt neuer Restriktionen für den Arzneimittelmarkt bräuchte unser Land eine echte Gesundheitsreform, wie sie der VFA seit langem fordert: Eine Reform mit den Komponenten Selbstbestimmung für den Versicherten, Wahlfreiheit und Solidarität." Sie könnte das Gesundheitssystem so ordnen, dass sich Leistung und Qualität für die Leistungserbringer lohne und Patienten verlässlich und auf der Höhe des medizinischen Wissens versorgt werden.
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) ist der Wirtschaftsverband der forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 39 weltweit führenden Herstellern und ihren über 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des VFA repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland rund 86.000 Mitarbeiter, darunter mehr als 14.500 in Forschung und Entwicklung.
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