Expertenanhörung im Bundestag
Geplantes Präventionsgesetz greift zu kurz
Berlin (VFA). "Prävention darf nicht auf wenige Modellvorhaben oder ausgewählte Indikationen beschränkt bleiben. Nur ein umfassender Ansatz garantiert eine wirkungsvolle Krankheitsvorbeugung. Die im geplanten Präventionsgesetz der Bundesregierung aufgeführten Instrumente der Primärprävention und der Gesundheitsförderung reichen dafür nicht aus", erklärt Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), anlässlich der heutigen Expertenanhörung im Bundestag.
So beschränke sich der vom Bundeskabinett Anfang Februar verabschiedete Gesetzentwurf auf Maßnahmen, die vor dem erstmaligen Auftreten einer Krankheit ansetzen (Primärprävention). Nicht berücksichtigt seien dagegen Instrumente der Früherkennung, Frühdiagnostik und Frühtherapie (Sekundärprävention) oder Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, die Verschlimmerung einer symptomatisch gewordenen Erkrankung durch frühzeitige Behandlung zu vermeiden (Tertiärprävention).
"Alle drei Präventionsansätze müssen eng miteinander verzahnt, vor allem aber um den Aspekt der medikamentösen Prävention ergänzt werden", erläutert Yzer. So hätten die Mitgliedsunternehmen des VFA zahlreiche Arzneimittel entwickelt, deren präventiver Nutzen inzwischen allgemein anerkannt sei:
- Durch die frühzeitige Einnahme von Statinen zur Senkung der Blutfette kann das Herzinfarkt- bzw. Herztod-Risiko bei verschiedenen Risikogruppen deutlich reduziert werden.
- Mit rund 6 Millionen Betroffenen zählt Osteoporose (Knochenschwund) in Deutschland inzwischen zu einer der häufigsten Krankheiten mit enormen Folgekosten für das Gesundheitssystem. Dabei kann das Risiko von Knochenbrüchen mit modernen Präparaten wie Bisphosphonaten deutlich gesenkt werden.
- Jedes Jahr sterben in Deutschland 40.000 Menschen an einer Lungenembolie. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass sich Thrombosen bei Klinikpatienten durch die Behandlung mit Heparinen verhindern lassen.
- Bis heute werden in Deutschland erst weniger als zwei Drittel der medizinisch sinnvollen Impfungen durchgeführt. Mit den von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Standardimpfungen kann ein Versicherter aber lebenslang vor vielen gefährlichen Infektionskrankheiten geschützt werden - und das Gesundheitssystem dadurch enorm entlasten. Allein durch die aktuelle Grippewelle rechnen Experten mit einem volkswirtschaftlichen Schaden von mehr als 1°Mrd. Euro.
"Die Beispiele zeigen, dass wir einen umfassenden Präventionsbegriff brauchen, der neben der Umstellung auf einen gesünderen Lebensstil auch die frühzeitige medikamentöse Prävention mit einbezieht. Deswegen würden wir es begrüßen, wenn die Bundesregierung unsere Erfahrung aufgreift und die Präventionskompetenz der forschenden Arzneimittelhersteller für das weitere Gesetzgebungsverfahren nutzt", so Yzer.
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) ist der Wirtschaftsverband der forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 39 weltweit führenden Herstellern und ihren fast 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des VFA repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland rund 85.000 Mitarbeiter, darunter 14.500 in Forschung und Entwicklung.