Standortpolitik
Mitgliederversammlung des VFA: "Das Gesundheitswesen reformieren - Wettbewerb statt Regulierung"
Statement von Patrick Schwarz-Schütte
Berlin (VFA) "Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller und seine Mitgliedsunternehmen sind der Überzeugung, dass ein wettbewerbliches Gesundheitswesen eher geeignet ist, die Herausforderung der Zukunft zu bewältigen als unflexible Regulierungssysteme. Die gesundheitspolitische Diskussion des letzten Jahres zeigt jedoch, dass weite Teile der Gesundheitspolitik in diesem Lande weiterhin auf die Antworten von gestern setzen." Diese Überzeugung vertrat der Vorstandsvorsitzende des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), Patrick Schwarz-Schütte, im Vorfeld der Mitgliederversammlung seines Verbandes heute (22.02.00) in Berlin.
Alle Erfahrungen zeigten, so Schwarz-Schütte, dass wettbewerbliche Systeme geeignet sind, Effizienz zu erhöhen. Als jüngste Beispiele nannte er die Telekommunikation und erste entsprechende Signale im Bereich der Energieversorgung. Wettbewerb sei immer auch Wettbewerb um die beste Qualität. Diese Vorteile gelte es endlich auch im Gesundheitswesen zu nutzen.
Der VFA-Vorsitzende forderte im Gesundheitswesen mehr Wettbewerb, d.h. mehr Gestaltungs- und Handlungsfreiheiten für alle Beteiligten, für die Leistungsanbieter, die Kassen und die Versicherten. Diese müßten Gestaltungsmöglichkeiten dann allerdings auch nutzen und sich diesem Wettbewerb stellen.
Gleichzeitig wandte sich Schwarz-Schütte gegen die grundsätzliche Kritik, dass Wettbewerb im Gesundheitswesen unsozial sei. Dies sei ein schlichtes Totschlagargument. Vielmehr liefen diejenigen Gefahr, das soziale Gesundheitssystem auszuhöhlen, die sich der notwendigen Diskussion um mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen verweigerten.
Der tradierte Weg der Kostendämpfung führe zwangsläufig in die Zweiklassenmedizin. Und selbstverständlich brauche es auch für eine Wettbewerbsordnung im Gesundheitssystem Regeln, die sicherstellten, dass das schwächste Glied in der Kette, der Versicherte, der Patient, "nicht hinten runter fällt". Eine Absicherung gegen die gesundheitlichen Kernrisiken müsse in jedem Falle gewährleistet sein.
Für die forschenden Arzneimittelhersteller geht die Forderung nach einer zukunftsfähigen Wettbewerbsordnung im Gesundheitswesen einher mit der längst überfälligen Neuabgrenzung von Solidarität und Eigenverantwortung. Schwarz-Schütte wörtlich: "Für den Bereich der Arzneimittelversorgung haben wir mit dem Konzept der indikationsorientierten Dreiteilung hierzu einen konkreten und sozialpolitisch verantworteten Vorschlag unterbreitet. Und wir sind der Überzeugung, dass für viele andere Leistungsbereiche ähnliche Prinzipien gelten können. Man muß es nur wollen."
Als Beispiel für die erfolglose Fortsetzung der "Strategien von gestern" nannte der Verbandsvorsitzende vor allem die sektoralen Arzneimittelbudgets. Auch der Versuch, das Budget schönzureden, wie er gerade auch wieder vom Bundesgesundheitsministerium unternommen worden sei, helfe nichts. Dieses Papier sei in weiten Teilen schlicht ärgerlich. "Es werden Behauptungen aufgestellt und Zusammenhänge konstruiert, ohne dass der Beweis geführt wird", erläuterte Schwarz-Schütte. Sein Fazit: "Man kann es drehen und wenden wie man will, die Budgets sind gescheitert. Sie führen nicht zu mehr Effizienz, sondern zwangsläufig in die Rationierung. Wer das nach sieben Jahren sektoraler Budgetierung im Arzneimittelbereich nicht gelernt hat, dem ist nicht mehr zu helfen."
Schwarz-Schütte erneuerte in diesem Zusammenhang die Forderung seines Verbandes, die starren sektoralen Budgets durch differenzierte indikationsorientierte Richtgrößen abzulösen. Dabei seien Praxisbesonderheiten zu berücksichtigen. Dies könne auch sehr zügig geschehen, da die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Spitzenverbände der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hierzu bereits 1997 weitreichende Vorarbeiten geleistet hätten.
Der VFA-Vorsitzende warnte davor, die Marktzahlen des letzten Jahres als Indiz dafür zu werten, dass alles im Lot sei. Richtig sei, dass das Auslandsgeschäft in den ersten zehn Monaten des letzten Jahres auf Rekordkurs gelaufen sei. Bis einschließlich Oktober sei der Export gegenüber dem Vergleichszeitraum des Jahres `98 um fast acht Prozent (7,8 Prozent) auf 23,15 Milliarden DM gestiegen. Im gleichen Zeitraum habe der Exportüberschuss mehr als zehn Milliarden DM (10,19 Mrd. DM) erreicht. Das entspreche einem Zuwachs von 14,1 Prozent. Damit sei allein in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres fast die Rekordmarke des Gesamtjahres `98 erreicht worden. Seinerzeit habe der Exportüberschuss bei Jahresende 10,76 Milliarden DM betragen. Dieses Ergebnis sei nicht zuletzt wegen des Wachstums des US-amerikanischen Marktes und des im Vergleich zum US-Dollar schwachen Euro erzielt worden.
Deutlich zurückhaltender sei das Inlandsgeschäft verlaufen. Der deutsche Apothekenmarkt habe im vergangenen Jahr nur insgesamt um gut sechs Prozent (6,2 Prozent) auf knapp 29 Milliarden DM (28,84 Mrd. DM) zu Herstellerabgabepreisen zugelegt. Dabei sei die abgesetzte Menge nahezu unverändert (+0,3 Prozent) gewesen. Die Preisentwicklung habe mit +0,8 Prozent in etwa im Rahmen der allgemeinen Preisentwicklung gelegen. Die Strukturkomponente, die eine Hinwendung der Ärzte zu innovativen Arzneimitteln kennzeichnet, lag im vergangenen Jahr bei gut fünf Prozent (5,2 Prozent) und damit gut zwei Prozentpunkte niedriger als ein Jahr zuvor.
Der Vergleich mit der Entwicklung anderer Märkte zeige, dass Deutschland in etwa im europäischen Mittelfeld liege, aber hinter der Marktentwicklung in Großbritannien. Der britische Markt sei in den ersten elf Monaten des letzten Jahres um neun Prozent gewachsen. Ganz zu schweigen vom US-amerikanischen Markt, der im gleichen Zeitraum sogar um etwa 15 Prozent zulegte. Für Schwarz-Schütte heißt das: "Im internationalen Standortvergleich bewegt sich Deutschland allenfalls im Durchschnitt. Und das hat wiederum Konsequenzen für die Investitionen international agierender Unternehmen."
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Martin A. Zündorf, Tel.: 0228/81 999-63, Fax: 0228/81 999-68
Pressekonferenz
zur Mitgliederversammlung "Das Gesundheitswesen reformieren - Wettbewerb statt Regulierung." des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller am 22. Februar 2000 in Berlin
Patrick Schwarz-Schütte
Vorsitzender des Vorstandes des VFA
Wir leben in Zeiten dramatischer Veränderungen. Diese Veränderungen vollziehen sich zudem immer schneller. Bei den forschenden Arzneimittelherstellern wird dies durch Fusionen und Übernahmen offenkundig. Nun kann und will ich die Fusionen der jüngsten Vergangenheit nicht kommentieren - noch möchte ich mich an Spekulationen über zukünftige Entwicklungen beteiligen. Generell kann man aber dazu sagen: Dies ist ein Ansatz um die Herausforderungen der Zukunft, denen sich unsere Industrie stellen muss, erfolgreich bewältigen zu können.
Diese Herausforderungen kann man konkretisieren
Unsere Mitglieder und ihre Standorte
Die Mitglieder des vfa repräsentieren mehr als zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland rund 102.000 Mitarbeiter:innen.
Rund 21.000 davon sind für die Erforschung und Entwicklung von Arzneimitteln tätig. Allein in Deutschland investieren die forschenden Pharma-Unternehmen jährlich 9,6 Mrd. Euro in die Arzneimittelforschung für neue und bessere Medikamente. Dies entspricht etwa 42 Millionen Euro pro Arbeitstag.