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Einsatzmöglichkeiten für Pflegekräfte auf dem Land ausgeweitet

Landesministerin: Krankenhausplanung macht der Insolvenzverwalter

Hannover (dpa/lni) - In Niedersachsen sollen Einsatzmöglichkeiten für Pflegekräfte auf dem Land ausgeweitet werden. Die rot-grüne Landesregierung will auch den Pflegebegriff neu definieren, damit Demenzkranke entsprechend berücksichtigt werden können. Die Landesregierung sieht ihre Politik durch die Ergebnisse der Volkszählung bestätigt. Gesundheits- und Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) sagt im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa, warum.

Frage: Welche Konsequenzen ergeben sich aus der jüngsten Volkszählung für die Planungen im Bereich Gesundheits-Infrastruktur? Niedersachsen hat demnach weitaus weniger Einwohner als bisher angenommen.

Antwort: Durch die Ergebnisse des Zensus sehen wir die Trends bestätigt. Es gibt Probleme bei der Pflege, bei den Krankenhäusern und bei den Landärzten. Im ländlichen Raum brechen uns die Krankenhäuser weg, in einigen Bereichen macht heute der Insolvenzverwalter die Krankenhausplanung.

Frage: Wie werden Sie auf diese Herausforderungen reagieren?

Antwort: Wir benötigen einen Sektoren übergreifenden Ansatz und müssen schauen, wie wir die Strukturen ändern. Wir wollen die ärztlich delegierbaren Leistungen nicht nur auf ärztliche Mitarbeiter übertragen; warum können nicht auch Pflegedienste zum Beispiel Blutdruck messen oder Verbände anlegen? Mit dem Haushaltsplan 2014 planen wir den Auf- und Ausbau von Gesundheitsregionen - dabei wollen wir auch ein solches Modellprojekt auf den Weg bringen. Wir werden dabei auch prüfen, wo die gesetzlichen Grenzen liegen.

Frage: Wie wollen Sie den Pflegebereich neu ordnen?

Antwort: Eine 28-köpfige «Fachkräftekommission Pflege» sucht zur Zeit nach übergeordneten Lösungen - vor allem auch mit Blick auf den Fachkräftemangel im Pflegebereich. Die Entgelte für Pflegekräfte liegen in Niedersachsen durchschnittlich um rund 15 Prozent unter dem anderer Bundesländer. Das macht sich vor allem an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen und im Speckgürtel zu Hamburg bemerkbar - die Pflegekräfte pendeln zum Arbeiten ins Bundesland nebenan.

Frage: Wird sich das ohne Mehrkosten realisieren lassen?

Antwort: Die hausinterne Parole, die ich ausgegeben habe, lautet:
Umdenken. Die Sozialwirtschaft ist mit einem Umsatz von 16,2 Milliarden Euro Niedersachsens zweitgrößter Bereich nach dem Handel und beschäftigt ohne niedergelassene Ärzte rund 300 000 Menschen. Die Arbeitsplätze kann man nicht auslagern, sie bleiben hier in Niedersachsen. Wir sind ein Motor der Wirtschaft und schaffen Arbeit.

Frage: Sie kritisieren den Begriff der Pflegebedürftigkeit. Warum?

Antwort: Der Begriff der Pflegebedürftigkeit ärgert mich schon seit Jahren. Da hat man die Demenz-Kranken elegant außen vor gelassen. Das Ganze hat man dann nach und nach ein bisschen geöffnet, auch Richtung Demenz-Kranke. Aber nie richtig. Wir brauchen nun dringend einen Begriff, in dem die Demenz mit eingeschlossen ist. Dabei würde aber zugleich offenbar, wie unterfinanziert das Ganze ist. Und zu Wahlkampfzeiten arbeiten sich jetzt erst mal alle daran ab - im Moment gibt es da leider viel politisches Getöse, aber keine Lösungen für die Menschen. Egal, wer die Wahl gewinnt: Das wird bei diesem Thema kein leichter Job. Der Bereich ist seit Jahren schon chronisch unterfinanziert.

Frage: Die Gesundheitsminister der Länder wünschen sich von ausländischen Medizinern bessere Deutschkenntnisse. Gab es weitere Beschlüsse?

Antwort: Wir haben einstimmig auf der Konferenz beschlossen, die Sprachkriterien auch auf Apotheker oder Zahnärzte auszuweiten.


Von Ralf E. Krüger, dpa