Preisverhandlungen für Arznei kommen 2012
Berlin (dpa) - Vor fünf Monaten trat die Pharmareform der Koalition in Kraft - mit den Preisverhandlungen über neue Medikamente startet das zentrale Sparinstrument erst 2012. «Die Verhandlungen beginnen im kommenden Jahr», sagte die neue Geschäftsführerin des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (vfa), Birgit Fischer, der Nachrichtenagentur dpa in Berlin.
Die Reform war zum 1. Januar 2011 in Kraft getreten. Die Pharmahersteller und der Kassenverband sollen künftig die Erstattungsbeträge für neue, teure Mittel aushandeln. Grundlage ist eine offizielle Bewertung über den Zusatznutzen dieser Medikamente im Vergleich zu älteren Mitteln. Diese Regeln sollen laut Regierung längerfristig das Preismonopol der Pharmaindustrie brechen und rund zwei Milliarden Euro pro Jahr sparen.
«Derzeit beraten wir mit den Kassen die Rahmenbedingungen», teilte Fischer mit. Gemeinsame Kriterien würden aufgestellt unter anderem zu den Fragen, welche europäischen Vergleichspreise herangezogen und wie die Patientenbedürfnisse berücksichtigt werden. Hier verbirgt sich Konfliktstoff. So gelten die deutschen Preise als besonders hoch. Umstritten ist auch, ob etwa eine für Patienten leichtere Einnahmeform eines neuen Mittels bereits als geldwerte Innovation gewertet werden soll.
Für mehr Langzeituntersuchungen zu Medikamenten sieht Fischer auch den Staat gefordert. «Wenn man Versorgungsforschung ernst nimmt, braucht man Kassendaten, Krankenhausdaten, Daten der niedergelassenen Ärzte und Herstellerdaten.» Nicht jeder habe ein tieferes Interesse an Versorgungsforschung. «Deshalb ist dann der Staat gefragt, sich daran - und eben auch finanziell - zu beteiligen.»
Kritiker werfen Herstellern unter anderem vor, zu wenig zu erforschen, ob einmal zugelassene Mittel sich längerfristig auch wirklich bewähren. «Was ich - mit Verlaub - überhaupt nicht mag, ist, immer mit dem Finger auf andere zu zeigen», sagte Fischer.
Über ihre neue Rolle sagte die von der Krankenkasse Barmer GEK zur Pharmaindustrie gewechselte Funktionärin: «Ich verlasse meinen Hintergrund nicht und habe auch nicht plötzlich eine andere Auffassung als früher, sondern ich mache mich stark für ein Netzwerk für innovative Lösungen.»
Feindbilder müssten in der Gesundheitspolitik abgebaut werden. «Es geht darum, die Potenziale für qualitative Verbesserungen zu heben.» Als Teil des Gesundheitswesens trügen die forschenden Pharmaunternehmen auch Gesamtverantwortung. «Zur erneuerten Rolle unseres Verbandes zählt, ein Mitspieler im System zu sein, nicht ein Gegenspieler.»