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Mehr Klarheit in der EHEC-Krise: Es sind wohl Sprossen

Berlin (dpa) - Der Auslöser der EHEC-Epidemie ist wohl ermittelt: Die bereits verdächtigten Sprossen sind mit großer Wahrscheinlichkeit Ursache für den EHEC-Ausbruch in Deutschland. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, stellte am Freitag in Berlin die jüngsten Untersuchungsergebnisse seiner Experten vor.

Tomaten, Gurken und Blattsalate könnten wieder ohne Bedenken gegessen werden, sagte Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Die Warnung vor Sprossen bleibe dagegen bestehen. Besonders rohe Sprossen sollten nicht gegessen werden.

Vor Gurken, Tomaten und Salat hatten RKI und BfR am 25. Mai gewarnt. Grundlage dafür waren Patientenbefragungen.

«Wir sind ein Stück weit erleichtert», sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU). Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) betonte, es sei gut, dass die Warnung nun auf Sprossen beschränkt wurde. Für die Bürger sei jetzt klarer, wie sie sich schützen könnten. EHEC-Entwarnung könne weiterhin nicht gegeben werden.

Die Zahl der Neuerkrankungen sei aber weiter deutlich rückläufig. Er sei sicher, dass die Lage in vielen Krankenhäusern sich wieder normalisiere. RKI-Chef Burger sagte: «Der Ausbruch ist noch nicht vorbei.» In Deutschland hat der aggressive Darmkeim bislang 29 Menschen getötet.

Burger erklärte: «Möglich wäre, dass die Infektionsquelle versiegt ist.» Dies stehe aber noch nicht fest. Denkbar sei auch, dass die betroffenen Lebensmittel nur über einen bestimmten Zeitraum mit dem EHEC-Erreger in Kontakt gewesen seien. Es gebe noch Klärungsbedarf.

«Wir sind sehr sicher, das die Quelle der Infektionen bei dem inzwischen geschlossenen Bio-Betrieb in Niedersachsen ist», sagte die agrarpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Christel Happach-Kasan, der Nachrichtenagentur dpa nach einem Gespräch mit Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU).

Der Biohof in Bienenbüttel im Kreis Uelzen ist inzwischen komplett gesperrt und darf kein Gemüse mehr in den Handel liefern, wie Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) in Hannover sagte. Bisher galt das Verkaufsverbotr nur für Sprossen.
Der Betrieb sei nun definitiv als Hauptauslöser für die Erkrankungswelle ausgemacht worden.

Im Labor konnte der grassierende EHEC-Erreger auf Sprossen bisher aber nicht nachgewiesen werden.

Auch Darmkeimexperte Helge Karch vom Institut für Hygiene der Universität Münster gab sich im Interview mit der dpa optimistisch:
«Wir haben jetzt hochspezifische Tests - ich halte es für möglich, dass die Infektionsquelle noch gefunden wird.»

Nach einem Bericht der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Freitag) unter Berufung auf das hessische Gesundheitsministerium könnte die infizierte Angehörige einer Cateringfirma ebenfalls den Erreger übertragen haben. Acht Gäste einer Festgesellschaft im niedersächsischen Göttingen, die von dem Unternehmen beliefert wurde, seien an EHEC erkrankt. Mindestens einer der erkrankten Gäste habe angegeben, weder Salat noch Gemüse oder Sprossen gegessen zu haben.

EHEC ist für ein Viertel der Bevölkerung in dieser Woche das wichtigste Problem in Deutschland, wie eine repräsentative Umfrage für das ZDF-«Politbarometer» ergab. Knapp ein Drittel (32 Prozent) der Befragten hält die eigene Gesundheit durch den Darmkeim für gefährdet, zwei Drittel (67 Prozent) sehen das nicht so.

Die Entwarnung für Gurken und Co platzte mitten in eine Aktion von Gemüsebauern und Händlern in Hamburg. Sie verschenkten in der Innenstadt tonnenweise Gemüse, um auf ihre drastischen Einbußen wegen der EHEC-Epidemie aufmerksam zu machen. Mitorganisator Jens Elvers erzählte anschließend: «Das hat sich so doll verbreitet, dass die Leute uns das Gemüse dann tütenweise aus der Hand gerissen haben.»