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MMRV-Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken

Früher erkrankten fast alle Kinder an Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (auch Varizellen genannt), da es keinen wirksamen Impfstoff gab. Deshalb wurden sie als Kinderkrankheiten bezeichnet, obwohl sie auch Erwachsene befallen können. Die Krankheiten heilen meist aus; doch nicht immer ohne Folgen. Die MMRV-Impfung bietet heute einen umfassenden Schutz vor diesen potenziell gefährlichen Viruserkrankungen – und das bereits in den ersten 24 Lebensmonaten.

Nahaufnahme eines an Mumps erkrankten Jungen, der von einer erwachsenen Frau am Hals abgetastet wird, mit seiner Mutter neben sich.

Warum ist die MMRV-Impfung sinnvoll?

Die MMRV-Impfung schützt wirksam vor den Kinderkrankheiten Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (Varizellen). Dabei handelt es sich nicht nur um harmlose Infektionskrankheiten. Insbesondere Masern gelten als hoch ansteckend und können in seltenen Fällen schwere Komplikationen wie Lungen- und Gehirnentzündungen verursachen oder sogar tödlich verlaufen. Auch Mumps, Röteln und Windpocken bergen Risiken: Von Unfruchtbarkeit bei Mumps bis zu bleibenden Schäden bei ungeborenen Kindern, wenn Schwangere an Röteln erkranken. Windpockenviren können zudem im späteren Leben eine schmerzhafte Gürtelrose auslösen.

Die Impfung schützt nicht nur die Erkrankten selbst, sondern auch die Menschen in ihrer Umgebung, die nicht geimpft werden können, wie Neugeborene oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Eine hohe Durchimpfungsrate kann auch dazu beitragen, diese Krankheiten langfristig auszurotten. Die MMRV-Impfung ist daher ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen Gesundheitsvorsorge.

Empfohlener MMRV-Impfzeitplan

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Kombinationsimpfung mit dem MMRV-Impfstoff für alle Kinder, um sie frühzeitig vor Masern, Mumps, Röteln und Windpocken zu schützen. Bereits im ersten Lebensjahr kann mit der Impfung begonnen werden – der Impfzeitplan sieht wie folgt aus:

  • Erste Dosis: Im Alter von 11 bis 14 Monaten. Die Erstimpfung mit dem Kombinationsimpfstoff dient dem Aufbau der Grundimmunisierung und bietet bereits einen ersten Schutz für Säuglinge.
  • Zweite Dosis: Im Alter von 15 bis 23 Monaten. Diese Dosis stellt sicher, dass auch Kinder, bei denen die erste Impfung keinen ausreichenden Schutz aufgebaut hat, vollständig immunisiert sind.

Da der Impfschutz mit steigendem Lebensalter an Bedeutung gewinnt, wird für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die bisher nicht geimpft wurden oder deren Impfstatus unklar ist, ebenfalls eine Nachholimpfung empfohlen. Besonders wichtig ist dies für Frauen im gebärfähigen Alter, Personen im Gesundheitswesen und Menschen mit engem Kontakt zu Risikogruppen.

Mögliche Nebenwirkungen nach der MMRV-Impfung

Wie bei jedem Impfstoff können auch nach der MMRV-Impfung Impfreaktionen auftreten. Diese stehen häufig im Zusammenhang mit der Aktivierung des Immunsystems und sind in der Regel mild und vorübergehend. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

  • Leichte Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle, die in der Regel innerhalb weniger Tage abklingt.
  • Fieber in den ersten Tagen nach der Impfung, das mit Wadenwickeln, Fieberzäpfchen oder Fiebersaft behandelt werden kann.
  • Müdigkeit und Unwohlsein, was einige Tage anhalten kann.

In seltenen Fällen kann es zu folgenden Impfreaktionen kommen:

  • ein vorübergehenden Hautausschlag, der an eine abgeschwächte Masern- oder Rötelninfektion erinnert, aber harmlos ist.
  • Schwellung der Lymphknoten oder vorübergehende Gelenkschmerzen.

Sehr selten treten schwerwiegendere Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen oder Fieberkrämpfe auf. Im Zweifelsfall oder bei anhaltenden Symptomen sollte stets ärztlicher Rat eingeholt werden.

Symptome bei Masern, Mumps, Röteln und Windpocken

Verursacht werden diese Krankheiten von unterschiedlichen Viren. Sie verbreiten sich durch Tröpfchen, die Erkrankte aushusten oder -niesen, oder über verunreinigte Gegenstände. Nach der Infektion vermehren sich die Viren im Körper, bis nach Tagen oder Wochen erste Symptome wie Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen oder leichtes bis mäßiges Fieber auftreten.

Bei Masern, Röteln und Windpocken (Varizellen) tritt danach ein Hautausschlag auf. Typisch für Masern sind unregelmäßige, drei bis sechs Millimeter große, zunächst hellrote Flecken, die ineinanderfließen und später bräunlich-violett werden. Röteln verursachen hingegen kleine, hellrote, leicht erhabenen Flecken, die oft kaum sichtbar sind. Bei Windpocken entwickeln sich rote Bläschen, die stark jucken können und nach ein bis zwei Tagen wieder eintrocknen. Charakteristisch bei Mumps ist, dass eine oder beide Ohrspeicheldrüsen anschwellen, was Erkrankten „Hamsterbacken“ verpasst. Medikamente oder andere spezifische Mittel zur Behandlung dieser Krankheiten gibt es nicht.

Risiken und Komplikationen bei diesen Kinderkrankheiten

Alle vier Erkrankungen heilen glücklicherweise in der Regel nach einigen Tagen folgenlos aus – doch manchmal kommt es zu Komplikationen. Je nachdem, wie weit sich die Viren im Körper ausgebreitet haben, können unterschiedliche Organe betroffen sein.

Masern: Eine der ansteckendsten Kinderkrankheiten mit ernsten Risiken

Bei Masern kommt es durch die Viren selbst oder eine dadurch erleichterte bakterielle Infektion häufig zu Entzündungen von Mittelohr und Lunge, Bronchitis oder Durchfall. Etwa jeder tausendste Patient erleidet eine Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute, was in 10-20% der Fälle zum Tod führen kann. Ganz selten kommt es – in der Regel erst 6-8 Jahre nach der Infektion – zu einer chronischen Gehirnentzündung (subakute sklerosierende Panenzephalitis, SSPE), bei der schließlich alle Hirnfunktionen versagen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts stirbt in Deutschland insgesamt etwa einer von tausend Patienten an den genannten Komplikationen der Masern. (1)

Neuere Erkenntnisse zeigen zudem, dass eine Maserninfektion das Immunsystem nachhaltig schwächt und dadurch andere Infektionen gefährlicher macht. So zerstören die Viren während der akuten Phase der Infektion neben weißen Blutkörperchen, die den Körper vor Eindringlingen schützen, auch Gedächtniszellen der Immunabwehr. Sind viele diese Zellen zerstört, weiß das Immunsystem bei vielen Erregern, mit denen es schon konfrontiert war, nicht mehr, wie sie abzuwehren sind. Auch frühere Schutzimpfungen können ihre Wirkung verlieren. Der Wiederaufbau wesentlicher Teile des Immungedächtnisses dauert etwa zwei bis drei Jahre.

Röteln: Gefährlich für Schwangere und ihre ungeborenen Kinder

Komplikationen bei Röteln können Entzündungen von Mittelohr, Herzmuskel oder Gehirn sowie Bronchitis sein. Wenn Schwangere an Röteln erkranken und sich auch das Ungeborene ansteckt, kann es vor allem in der ersten Drittel der Schwangerschaft Schäden an Augen, Innenohr oder Herz erleiden. Es kann zu einer Fehlgeburt kommen.

Windpocken: Von juckenden Bläschen bis zur Gürtelrose

Auch bei den Windpocken drohen einem damit infizierten Kind im Mutterleib in den ersten sechs Schwangerschaftsmonaten Schädigungen von Haut, Augen und Nervensystem oder sogar der Tod. Bei kurz nach der Geburt an Windpocken erkrankten Kindern kommt es ebenfalls häufig zu Todesfällen, weil sie noch nicht gegen die Krankheit immun sind. Häufigere Komplikationen der Infektion im späteren Leben umfassen – ähnlich wie bei Masern und Röteln – Entzündungen von Lunge, Herz und zentralem Nervensystem. Zudem verblieben die Varizellen-Viren nach einer Infektion lebenslang in bestimmten Nervenknoten und können immer wieder die sehr schmerzhafte Gürtelrose auslösen.

Mumps: Entzündungen mit möglichen Langzeitfolgen

Bei Mumps kann es ebenfalls zu manchmal tödlichen Entzündungen verschiedener Organe wie Bauchspeicheldrüse oder Gehirn kommen. Hodenentzündungen können in seltenen Fällen zur Unfruchtbarkeit führen.

Masern und Röteln auszurotten ist möglich

Ziel der Weltgesundheitsorganisation WHO war es, Masern und Röteln bis zum Jahr 2020 auszurotten. In Ländern mit einer hohen Impfrate von über 95% wie in Skandinavien oder Nord- und Südamerika ist dies bereits weitgehend gelungen. In Ländern wie Deutschland, die bislang eine etwas geringere Impfquote aufweisen, kommt es immer wieder zu lokalen Epidemien wie dem Masernausbruch 2015 in Berlin. In afrikanischen und südostasiatischen Ländern, die nur geringe Impfquoten aufweisen, sind die Infektionsraten und die Sterblichkeit hingegen immer noch relativ hoch. So kam es Ende 2019 auf der Pazifikinsel Samoa zu einer Masernepidemie mit fast 6.000 Erkrankten und über 80 Todesfällen, die erst durch eine umfassende Impfkampagne gestoppt werden konnte. Die European Regional Verification Commission for Measles and Rubella Elimination (RVC) hält in ihrem Bericht von 2021 fest, dass es in sechs Ländern, denen zuvor die erfolgreiche Elimination der Masern ausgesprochen wurde, zu einem erneuten Masernausbruch kam. (2) In Deutschland sind die gemeldeten Masernfälle während der Pandemie stark zurück gegangen. So wurden 2020 76 Fälle gemeldet, 2021 waren es zehn Fälle. (3)

Die Masernimpfpflicht in der EU und Deutschland

Zahlreiche EU-Länder haben die Masernimpfung verpflichtend gemacht. Zu diesen zählen beispielsweise Italien, Frankreich, Polen, Tschechien und seit 1. März 2020 auch Deutschland. (4) Zunächst gab es eine Übergangsfrist für Personen, die zu diesem Zeitpunkt bereits in den betroffenen Einrichtungen betreut wurden oder angestellt waren. Diese endete am 31. Juli 2022. So müssen Eltern beispielsweise vor dem Eintritt ihrer Kinder in den Kindergarten oder die Schule nachweisen, dass diese die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Kinderimpfungen gegen Masern erhalten haben.

Quellen