DDD schnell erklärt
Arzneimittel werden in sehr unterschiedlichen Intervallen eingenommen oder verabreicht: von mehrmals täglich bis beispielsweise einmal alle vier Wochen oder noch seltener. Die Kennzahl „definierte Tagesdosis“ (Daily Defined Dose, DDD) ist hier eine Hilfsgröße um verschiedene Arzneimittel vergleichbar zu machen.

Was versteht man unter der definierten Tagesdosis?
Die DDD ist eine rechnerische Größe, mit deren Hilfe die mittlere tägliche Erhaltungsdosis standardisiert abgebildet wird. Die tatsächlich verordnete Dosis kann von diesem Durchschnittswert abweichen.
Die DDD gilt für die Hauptindikation eines Wirkstoffs bei Erwachsenen, denn ein Arzneimittel kann in unterschiedlichen Dosierungen gegen mehrere Erkrankungen zugelassen sein. Sowohl Behandlungszyklen als auch Retard- oder Depotformulierungen werden berücksichtigt, indem Dosis durch Wirkdauer geteilt wird.
Was kann die DDD leisten?
Ausgehend von der Definition ermöglicht die DDD einen Rückschluss auf die Anzahl der behandelten Patienten anhand von Verordnungsdaten. Sie wird daher häufig für mengenbezogene Analysen genutzt.
Ärztinnen und Ärzten sind verpflichtet, bei der Verordnung von Arzneimitteln auch wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen. Die DDD wird hier zur Bestimmung der Tagestherapiekosten herangezogen.
Die tatsächlich verordnete Dosis und damit die tatsächlichen Tagestherapiekosten spiegelt die DDD jedoch nicht wider.
In welchen Situationen kommt die Kennzahl DDD an ihre Grenzen?
Aus der Definition ergeben sich in der Anwendungspraxis auch Situationen, in denen die DDD als Maß für die Verordnungsmenge nicht optimal ist:
- Jährlicher DDD-Vergabeturnus verzerrt die Verordnungsmenge
Das ATC- und DDD-Verzeichnis der WHO wird nur einmal im Jahr aktualisiert: Ende 2024 war etwa jedem achten der neu eingeführten patentgeschützten Wirkstoffe noch keine DDD zugeordnet. Die Folge ist, dass die DDD-Erhebung nicht vollständig ist und die tatsächliche Anwendung insbesondere bei patentgeschützten Arzneimitteln unterschätzt wird. - Unterschiedliche Dosierungen in verschiedenen Indikationen nicht berücksichtigt
Zusätzliche Indikationen werden mit einer geringeren Dosierung behandelt als die, die die DDD bestimmt. Zum Beispiel verschwindet bei einigen Medikamenten gegen Herzinsuffizienz eine beträchtliche Patientenmenge aus der Statistik, da in dieser Erkrankung niedriger dosiert wird. Die Folge ist, dass die tatsächliche Anwendung unterschätzt wird. - Niedrigere Dosierungen für Kinder nur bedingt abgebildet
Dosierungen für Kinder sind in der Regel niedriger als die DDD. Ein Beispiel: Bei einem monoklonalen Antikörper gegen Asthma gehen 2,5 behandelte Kinder zwischen 6 und 11 Jahren mit 1 Tagesdosis in die Statistik ein. Die ihnen verabreichte Dosis ist um den Faktor 2,5 kleiner als die DDD. Die Folge ist, dass die tatsächliche Anwendung unterschätzt wird. - Sehr lange Wirkdauern nicht erfasst
Die oft einmalige Anwendung von Gen- und Zelltherapien passt nicht in das Raster der DDD-Systematik. Bislang ist für sie keine DDD festgelegt, obwohl sie oft über Jahre, manche sogar lebenslang wirken. Die Folge ist, dass die tatsächliche Anwendung in der Statistik nicht auftaucht. - 1 Packung Salbe = 1 Tagesdosis
Salben werden i.d.R. mit nur 1 DDD pro Packung berücksichtigt, obwohl sie mehrere Tage bis mehrere Wochen angewendet werden. Die Folge ist, dass die tatsächliche Anwendung unterschätzt wird. - Individuelle Dosierungen nicht berücksichtigt
Nicht zuletzt werden individuelle Dosierungen nach Krankheitsstadium, Alter oder Gewicht in der DDD nicht berücksichtigt. Sie wird für einen Beispielpatienten festgelegt. Die Folge ist, dass die tatsächliche Anwendung sowohl unter- als auch überschätzt sein kann.