Nobelpreis-Forschung ermöglicht Unternehmen die Entwicklung neuer Krebs- und Anämie-Medikamente
Den Nobelpreis 2019 für Physiologie oder Medizin erhalten die Entdecker des Sauerstoff-Sensor-Systems der Körperzellen. Aufbauend auf dieser Forschung entwickeln Pharma-Unternehmen neue Medikamente gegen Anämie und verschiedene Krebserkrankungen.
Am 7. Oktober 2019 erfuhren die Forscher William G. Kaelin, Sir Peter J. Ratcliffe und Gregg L. Semenza aus Stockholm, dass sie für die Aufklärung des Sauerstoff-Sensor-Systems der Körperzellen den diesjährigen Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhalten. Zellen passen mit Hilfe dieses Sensors ihren Stoffwechsel an. Nierenzellen verwenden ihn auch, um den Bedarf des Körpers an neuen roten Blutkörperchen für den Sauerstofftransport zu ermitteln. Ein Kernelement des aus mehreren Molekülen bestehenden Sensors ist der Hypoxia Inducible Factor (HIF). Dank dieser bahnbrechenden Forschung können Pharma-Unternehmen neue Medikamente gegen Anämie und verschiedene Krebsarten entwickeln. Einige davon werden bereits mit Patienten erprobt.
Die Medikamente gegen Anämie bei Nierenkrankheit, die HIF-Prolylhydroxylase-Inhibitoren genannt werden, haben bereits das letzte Erprobungsstadium vor der Zulassung erreicht: die klinischen Studien mit Patienten der Phase III. In Japan und China wurde eins dieser Medikamente sogar schon zugelassen. Die Medikamente werden auch für die Eignung zur Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen erprobt. Diese Medikament werden in den Studien von den Patienten – anders als die bei Anämie sonst verwendeten Medikamente mit vom Hormon Epo abgeleiteten Wirkstoffen – als Tablette oder Kapsel geschluckt.
Wirkstoff | Entwicklungsphase für die EU und die USA | Unternehmen |
Rodaxustat | Phase III | Fibrogen, AstraZeneca, Astellas |
Molidustat | Phase III | Bayer |
Daprodustat | Phase III | GSK, Kyowa Hakko Kirin |
Vadadustat | Phase III | Otsuka Pharma |
Enarodustat | Phase III | Akros Pharma, JW Pharmaceutical |
Desidustat | Phase III | Zydus Caldila |
DS-1093 | Phase I | Daiichi Sankyo |
HEC-53856 | Phase I | HEC Pharm |
Auch zwei Medikamente aus einer zweiten auf HIF beruhenden Arzneimittelklasse – den HIF-2alpha-Antagonisten – befinden sich in der Erprobung mit Patienten; in klinischen Studien der Phase II. Mit ihnen soll die Behandlung von Nierenkrebs, Hirntumoren und anderen Krebsarten verbessert werden. Ihre Wirkung beruht darauf, dass sie indirekt die Bildung neuer Blutgefäße im Tumor abschwächen.
Wirkstoff | Entwicklungsphase für die EU und die USA | Unternehmen |
PT-2385 | Phase II | MSD |
PT-2977 | Phase II | MSD |
Im Falle guter Studienergebnisse werden die Unternehmen für ihre Medikamente die Zulassung in der EU, in den USA und in weiteren Ländern beantragen können.
Weitere Medikamente aus den genannten Klassen befinden sich noch in früheren Stadien der Entwicklung.