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Ehrlich-Darmstaedter-Preise für Forschung zur Proteinfaltung und zu neurodegenerativen Erkrankungen

Franz-Ulrich Hartl und der US-Amerikaner Arthur L. Horwich sind Träger des diesjährigen Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preises. Hartl ist Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in München, Horwich forscht am „Boyer Center for Molecular Medicine“ der Yale School of Medicine, dem Department of Genetics und dem Howard Hughes Medical Institute. Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis geht in diesem Jahr an Dr. Dorothee Dormann vom Biomedizinischen Centrum der Universität München. Die Preise wurden am 14.03.2019 für herausragende Leistungen in der biomedizinischen Forschung verliehen. Der vfa unterstützt die Preise das mit Beiträgen zu den Preisgeldern, die insgesamt 120.000 Euro (Hauptpreis) und 60.000 Euro (Nachwuchspreis) betragen.

Kompliziert gefaltetes Protein aus fünf Untereinheiten

Kompliziert gefaltetes Protein aus fünf Untereinheiten – Proteine benötigen Chaperone, um ihre korrekte Faltung zu erlangen. Das erforschten die Preisträger des diesjährigen Ehrlich-Darmstaedter-Preises.

Proteinfaltung in geschütztem Raum

Franz-Ulrich Hartl (61) und Arthur L. Horwich (68) werden für ihre Arbeiten zur Proteinfaltung geehrt. Proteine sind Biomoleküle, die in Zellen zunächst kettenförmig gebildet werden und dann durch komplizierte Faltung der Kette ihre Gestalt und Funktion erlangen. Dabei können sich Kettenabschnitte beispielsweise korkenzieherartig aufwickeln oder auch in Schleifen aneinanderlegen. Um die jeweils richtige Faltung zu erlangen, sind die Protein auf „Schutzräume“ innerhalb der Zelle angewiesen, die Chaperone heißen. Das sind selbst Proteine, die geeignete käfigartige Hohlräume bieten. Hartl und Horwich trugen wesentlich dazu bei, die Rolle der Chaperone aufzuklären. Damit widerlegten sie frühere Auffassungen, wonach Proteinketten keinerlei Hilfe benötigen sollten, um ihre richtige Faltung zu erlangen.

Die Arbeiten von Hartl und Horwich sind für die Medizin von erheblicher Relevanz. Denn falsch gefaltete und daraufhin verklumpte Proteine spielen eine Rolle bei vielen neurodegenerativen Erkrankungen, etwa bei Alzheimer-Demenz, Chorea Huntington, Morbus Parkinson und der Amyotrophen Lateralsklerose, bei der Patienten fortschreitend gelähmt werden.

Molekulare „Aussperrung“ begünstigt neurodegenerative Krankheiten

Dr. Dorothee Dormann (68) klärt neurodegenerative Erkrankungen auf. Sie hat gezeigt, dass der Ausschluss zweier Proteine aus dem Zellkern das Entstehen einer speziellen Form von Demenz und der Amyotrophen Lateralsklerose fördert. Die beiden ausgesperrten Proteine haben sonst Aufgaben beim Ablesen von Genen und nachgelagerten Vorgängen.

Auch Dormann hofft, mit ihrer Forschung zu Behandlungsmöglichkeiten bei neurodegenerativen Erkrankungen beizutragen.

Die Preise

Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis wird traditionell am 14. März – Paul Ehrlichs Geburtstag – in Frankfurt a.M. verliehen. Mit ihm werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geehrt, die sich auf den von Paul Ehrlich vertretenen Forschungsgebieten besondere Verdienste erworben haben, insbesondere in der Immunologie, der Krebsforschung, der Hämatologie, der Mikrobiologie und der Chemotherapie. Die Preisträger werden vom Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung ausgewählt, die den Preis auch vergibt.

Finanziert wird der seit 1952 verliehene Preis vom Bundesgesundheitsministerium, dem vfa und durch zweckgebundene Spenden von Christa Verhein Stiftung, Else Kröner-Fresenius-Stiftung, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, C.H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Biotest AG, Hans und Wolfgang Schleussner-Stiftung, Fresenius SE & Co. KGaA, F. Hoffmann-LaRoche Ltd., Grünenthal Group, Janssen-Cilag GmbH, Merck KGaA, Bayer AG, Holtzbrinck Publishing Group, AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, die Baden-Württembergische Bank, B. Metzler seel. Sohn & Co. und der Goethe-Universität.

Die gleichen Unternehmen, Stiftungen und Einrichtungen finanzieren auch den seit 2006 vergebenen Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis. Er wird von der Paul Ehrlich-Stiftung einmal jährlich an eine in Deutschland tätige Nachwuchswissenschaftlerin oder einen solchen Nachwuchswissenschaftler verliehen; und zwar für herausragende Leistungen in der biomedizinischen Forschung. Das Preisgeld muss forschungsbezogen verwendet werden. Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch den Stiftungsrat auf Vorschlag einer achtköpfigen Auswahlkommission.