Verträglichkeit von Duloxetin bei der Behandlung von Frauen mit Belastungsinkontinenz (SUI, Stress Urinary Incontinence) in der alltäglichen Routinepraxis in Deutschland - Eine 12-wöchige, zweiarmige, prospektive, offene Beobachtungsstudie
Titel der Studie/Acronym
Verträglichkeit von Duloxetin bei der Behandlung von Frauen mit Belastungsinkontinenz (SUI, Stress Urinary Incontinence) in der alltäglichen Routinepraxis in Deutschland - Eine 12-wöchige, zweiarmige, prospektive, offene Beobachtungsstudie
Zielsetzung/Fragestellung
Primäres Studienziel:
Bewertung der Verträglichkeit von Duloxetin in der Behandlung von Patientinnen mit SUI in der deutschen Alltagspraxis, insbesondere die Identifikation möglicher, bisher unbekannter seltener Nebenwirkungen und bislang nicht erkannter sicherheitsrelevanter Einflussfaktoren auf das Sicherheitsprofil von Duloxetin
Sekundäre Studienziele:
Bestätigung des bereits bekannten Sicherheitsprofils von Duloxetin in der Routineanwendung
Charakterisierung der in der deutschen Routinepraxis mit Duloxetin behandelten weiblichen Patientenpopulation
Vergleich von Compliance, Therapieabbrüchen, und der Gründe für die Therapieentscheidung zwischen Patientinnen, die Duloxetin und solchen, die andere SUI-Therapien (Referenzgruppe) erhielten
Indikation
- Belastungsinkontinenz (SUI, Stress Urinary Incontinence)
Wirkstoff
- Duloxetin (deutsch)
Handelsname(n)
Yentreve®
Geplante Anzahl vorgesehener Studienzentren: für die Untersuchung insgesamt
1689
Geplante Patientenzahl: für die Untersuchung insgesamt
12000
Kontaktperson
Schwerdtner, Inka
ClinicalResearchScientist
Lilly Deutschland GmbH
Werner-Reimers-Str. 2-4
61352 Bad Homburg
Deutschland
Telefon: +49 6172 273-2178
Unternehmen
Lilly Deutschland GmbH
Werner-Reimers-Straße 2-4
61352 Bad Homburg
Deutschland
Stand der Information
07.01.2011
Status der Studie
Studie bereits abgeschlossen
Zusammenfassung der Ergebnisse
Methodologie
Zweiarmige, offene prospektive Beobachtungsstudie über 12 Wochen in gynäkologischen und urologischen Praxen. Per Addendum (2005) wurde auf Wunsch der Behörden eine zusätzliche follow-up Visite an Woche 24 in Hausarztpraxen eingeführt. Angestrebt war eine Fallzahl von 24.000 mit einem Verhältnis 2:1 von Duloxetinpatientinnen zu Patientinnen mit Referenztherapie. 2006 wurde angesichts geringer Rekrutierungszahlen die Fallzahl in Abstimmung mit der Behörde auf 12.000 reduziert, unter der Abwägung, dass das auf der neuen Zahl basierende Konfidenzintervall für die angestrebten Studienziele präzise genug sei.
Analysierte Anzahl der Patienten
12733
Diagnose und Einschlußkriterium
Frauen≥18 Jahren mit Symptomen einer mittelschweren bis schweren SUI, für die im Studienzeitraum keine SUI-Operation geplant war
Wirkliche Dauer der Studie
1233 Tage
Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen
Es wurde der subjektive Eindruck der Patientinnen hinsichtlich der Verbesserung der SUI-Symptome erfragt.
Sicherheit
Einflussfaktoren: Alter, Gewicht, Größe, Menopause, Geburtenzahl (spontan oder Kaiserschnitt), Historie und Schweregrad der SUI, Vorbehandlung der SUI, aktuelle SUI-Therapie, Dosis, Begründung für Therapiewahl , Zusatzbehandlung für SUI, Begleiterkrankungen und -medikation,
Unerwünschte Ereignisse (UE), Studienabbruch/Therapiewechsel, Grund für Abbruch oder Wechsel der Therapie. Zusätzlich wurde bei Hausarztpatientinnen ein Baseline-Screening nach Symptomen einer depressiven Erkrankung und Selbstmordgedanken durchgeführt.
Andere
Gesundheitsökonomische Zielkriterien: Patientenzufriedenheit und Therapietreue
Methoden
Alle erfassten Parameter wurden deskriptiv ausgewertet. Mit unerwünschten Ereignissen (UE) assoziierte Einflussfaktoren wurden mittels schrittweiser logistischer Regressionen ermittelt, Odds-Ratios, p-Werte und Konfidenzintervalle (KI) wurden bestimmt.
Ergebnisse zur Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen
Nach 12 Wochen wurden "Keine SUI-Episoden" und "Weniger SUI-Episoden" von 26,2% bzw. 64,3% der Duloxetin-Patientinnen berichtet. Die entsprechenden Zahlen für Patientinnen mit Referenztherapie waren 10,0% und 57,2%.
Ergebnisse zur Sicherheit
Die in deutschen Praxen behandelten SUI-Patientinnen waren in beiden Behandlungsgruppen überwiegend postmenopausale Frauen (ca. 80%, Durchschnittsalter: Duloxetin 61,3, Referenz 59,8 Jahre ) mit durchschnittlich 2 Geburten. Die Population zeichnete sich aus durch eine hohe Prävalenz kardiovaskulärer Risikofaktoren wie Übergewicht (mittlerer BMI > 25), Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes (Patientinnen mit irgendeiner Begleiterkrankung: ca. 60%); viele erhielten eine entsprechende Begleitmedikation. Bei ungefähr 10% der Patientinnen in beiden Gruppen war an Baseline eine Depression diagnostiziert worden. Von den Patientinnen mit Baseline Depressions-Screening hatten 15,6% in der Duloxetin- und 13,2% in der Referenzgruppe Symptome einer möglichen depressiven Störung.
Die UE-Rate (UE=unerwünschtes Ereignis) lag in der Duloxetingruppe höher als in der Referenzgruppe (1145; 12,8% [KI 12,1 – 13,5] vs. 168; 4,4% [KI 3,8 – 5,1]. SUEs (Schwerwiegende Unerwünschte Ereignisse) traten in beiden Gruppen in ähnlicher Frequenz auf (25; 0,3% [0,18 – 0,41], 9; >0.2% [0,11 – 0,45]). Die häufigsten UEs in der Duloxetingruppe waren Übelkeit (484; 5,4%), Schwindel (133; 1,5%), Mundtrockenheit (113; 1,3%), Müdigkeit (104; 1,2%), Kopfschmerzen (90; 1,0%), Schlafstörungen (86; 1,0%), Verstopfung (79; 0,9%), Schweißausbrüche (71; 0,8%), Erbrechen (63; 0,7%), und Schlaflosigkeit (54; 0,6%). In der Referenzgruppe trat nur Mundtrockenheit häufiger auf (26; 0,7%). Depression wurde als UE von 13 (0,2%) Duloxetin- und von 2 (0,1%) Referenzpatientinnen berichtet. Suizidale Ereignisse wurden nicht beobachtet.
Bei 6 schweren unerwünschten Ereignissen in der Duloxetingruppe konnte ein Zusammenhang mit der Therapie nicht ausgeschlossen werden: 1 Übelkeit und Appetitlosigkeit, 1 Herzrasen, Schweißausbruch und lokales Ödem, 1 Schwindel und Sprachstörung, 1 Gastritis, 1 akutes Abdomen mit Subileus und Harnverhalt, 1 Verwirrtheit mit Dermatozoenwahn. Bei keinem der insgesamt 12 Todesfälle im Beobachtungszeitraum (9 Duloxetin, 3 Referenz) wurde ein Therapiezusammenhang festgestellt.
Der häufigste Grund für einen vorzeitigen Beobachtungsabbruch in der Duloxetingruppe waren UEs, gefolgt von SUI-Operation. Die Abbruchraten aufgrund eines UEs in der Duloxetingruppe waren 3.6% (Patientinnen mit 12-wöchiger Beobachtung) und 2.14% (Patientinnen mit 24-wöchiger Beobachtung); in der Referenzgruppe waren es jeweils 0.4%. Am Ende des Beobachtungszeitraums führten 83,7% der Duloxetinpatientinnen und 72,6% der Patientinnen aus der Referenzgruppe die ursprünglich begonnene Therapie fort.
Nach dem logistischen Regressionsmodell waren bei Duloxetinpatientinnen folgende Faktoren signifikant mit einem höheren UE-Risiko assoziiert (UEs im Verlauf der ersten 12 Wochen):
Duloxetin-Dosis: 40 vs. 20 mg/Tag: OR 0,95, (80mg vs.20 mg: OR: 1,30 p=0,0015)
Einnahme irgendeiner Begleitmedikation, Ja vs. Nein: OR: 1,54 (p<0,0001)
Einnahme von Medikamenten gegen Dranginkontinenz Ja vs. Nein: OR: 1,95 (p<0,0001)
Einnahme von Antidepressiva, Ja vs. Nein: OR: 1,37 (p=0,0395)
Ergebnisse zu anderen Parametern
Die Therapietreue war mit über 90% in beide Gruppen sehr hoch. Rund 88% der Duloxetin- und 60% der Referenzpatientinnen gaben an Woche 12 an "zufrieden" oder "sehr zufrieden" mit ihrer Therapie zu sein.
2536 (28,4%) der Duloxetinpatientinnen begannen die Behandlung mit einer Dosis von 20 mg/Tag, 4627 (51,9%) mit 40 mg/Tag, 1696 (19,0)% mit 80 mg/Tag und 64 (1,0%) mit irgendeiner anderen Dosierung. Von diesen Patientinnen verblieben insgesamt 4815 (54.5%) während des gesamten Studienzeitraums auf der Anfangsdosierung.
Schlussfolgerungen
Die Patientinnen in dieser Studie waren überwiegend postmenopausale Frauen, mit einer hohen Prävalenz von kardiovaskulären Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes.
Die Patientinnen erhielten vielfach niedrigere Duloxetin-Dosen als die empfohlenen 80mg/Tag.
In der Duloxetin-Gruppe lag die Rate der Patientinnen mit unerwünschten Ereignissen (UE) unter 13%, sowohl innerhalb der ersten 12 Wochen als auch insgesamt. In den meisten Fällen führte das UE nicht zum Abbruch.
Schwere unerwünschte Ereignisse (SUE) waren selten. Die Raten von SUEs und Todesfällen waren in beiden Gruppen annähernd gleich; keiner der Todesfälle wurde als mit der Medikation zusammenhängend beurteilt.
Das beobachtete UE-Profil entsprach dem bereits bekannten Sicherheitsprofil von Duloxetin. Es wurden keine bisher unbekannten, seltenen Nebenwirkungen beobachtet.