Drucken
öffnen / schließen
Wenn Sie diese Felder durch einen Klick aktivieren, werden Informationen an Facebook, Twitter oder Google in die USA übertragen und unter Umständen auch dort gespeichert. Näheres erfahren Sie hier: https://www.heise.de/ct/artikel/2-Klicks-fuer-mehr-Datenschutz-1333879.html

Erfolge im Kampf gegen Krebs

Bei einer ganzen Reihe von Krebsarten gab es ganz erhebliche Behandlungs-Fortschritte in den vergangenen 15 Jahren. Dazu beigetragen haben vor allem Krebsmedikamente mit neuartigen Wirkprinzipien. Aber auch besserer Diagnostik und neuen Operations- und Bestrahlungstechniken ist diese Entwicklung zu verdanken.

Krebspatientin spielt im Wohnzimmer mit ihrer Tochter

Krebs kann mittlerweile in frühen Stadien vielfach geheilt werden; in fortgeschrittenen Stadien kann das Fortschreiten der Erkrankung zumindest eine Zeitlang aufgehalten werden, was vielfach auch zu einem längeren Gesamtüberleben führt. Hinzu kommt, dass einzelne Behandlungsarten oftmals verträglicher gestaltet werden können. Dies gilt zum Beispiel für Brust-, Prostata-, Darm- und Hautkrebs. Auch bei mehreren Leukämien wurden wichtige Fortschritte gemacht.


Die Medikamente werden teilweise chemisch, teilweise gentechnisch hergestellt (v.a. monoklonale Antikörper). Oft lassen sich die Erfolge nicht einfach einem einzigen Medikament zuordnen, sondern der Verfügbarkeit eines ganzen Sortiments, aus dem Medikamente geeignet kombiniert werden können, oder mit dem es möglich ist, auf eine andere Therapie auszuweichen, wenn die Tumorzellen gegen die zuvor gewählte Therapie resistent geworden sind.

Krebs überleben

(Diese Daten stammen aus der RKI-Publikation „Krebs in Deutschland“ vom Dezember 2023. Die Erhebung erscheint alle zwei Jahre.)

Die Gesamtüberlebenszeit nach einer Therapie wird meist als jener Zeitwert angegeben, nach dem die Hälfte der so behandelten Patienten noch leben (Medianwert). Der Zugewinn an Lebenszeit durch eine bessere Therapie wird dementsprechend als Differenz der Medianwerte für beide Therapien angegeben. Bei vielen Patienten liegt der Gewinn an Lebenszeit aber über dem Medianwert, zum Teil erheblich.

Aber auch ein Zugewinn von wenigen Monaten ist für viele Patienten von enormer Bedeutung, beispielsweise weil sie so noch für sie wichtige Dinge erleben oder auch regeln können.

Anders als mitunter behauptet, ist aber nicht nur die Gesamtüberlebenszeit ein Maß für den Wert einer Therapie für fortgeschrittene Tumorerkrankungen. Auch das zeitweilige Zurückdrängen von Tumoren kann für die betroffenen Patienten von großem Nutzen sein. Dies gilt insbesondere, wenn Tumoren Knochenschmerzen verursachen oder auf andere Organe drücken und z.B. Atemnot verursachen.

Zudem führt es häufig auch zu einem längeren Gesamtüberleben, wenn es gelingt, den Tumor zumindest eine Zeitlang unter Kontrolle zu halten.

Onkologie heute

Download (MP4-Format, 17,32 MB)

Die Medizin unterscheidet heute schon mehrere hundert Krebsarten; und mit zunehmender Erkenntnis wird noch genauer differenziert.

Einige Krebsarten sind vergleichsweise häufig. Dazu zählen Brust-, Prostata-, Darm-, Lungen-, Magen-, Haut- und Knochenmarkkrebs. Die meisten aber sind seltene Krankheiten, darunter alle Arten von Leukämie, Hirntumoren, Eierstock- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Die Überlebenschancen nach Diagnose sind sehr unterschiedlich: Während Brust- und Hodenkrebs vergleichsweise gut zu behandeln sind, haben Hirntumoren und Bauchspeicheldrüsenkrebs weiterhin leider eine extrem schlechte Prognose. Bei metastasiertem Hautkrebs bessert sie sich gerade erheblich dank neuer immunonkologischer Medikamente.

Die Onkologie ist bei weitem die führende medizinische Disziplin bei der personalisierten Medizin. Hier erfolgt der Einsatz von Medikamenten erst nach einem Vortest, der Aufschluss darüber gibt, ob sich ein Medikament für den betreffenden Patienten eignet.

Auf diese Weise werden nutzlose Therapien vermieden und auch keine Zeit beim behandeln durch „Versuch und Irrtum“ verloren.

Der spezifische Beitrag der forschenden Pharma-Industrie: angewandte Forschung

Die Grundlagenforschung hat in den letzten Jahrzehnten Enormes geleistet, um Ursachen und Verlauf von Krebserkrankungen molekülgenau aufzuklären. Dabei hat sie auch etliche Ansatzpunkte identifiziert, an denen in die Krankheiten eingegriffen werden kann. Dazu zählen beispielsweise molekulare Signalketten (über die die Zellteilung ausgelöst wird), die Angiogenese (der Prozess, mit dem sich wachsende Tumore an die Blutversorgung anschließen) und die Immunsuppression (mit der sich Tumorzellen Immunzellen vom Leibe halten können, die sie vernichten sollen).

Doch es waren Pharmaforscher, nicht Grundlagenforscher, die die schwierige Aufgabe gelöst haben, die Wirkstoffe zu erfinden, die Krebs tatsächlich über diese Angriffspunkte bekämpfen; und die diese Wirkstoffe so erarbeitet haben, dass sie das ohne größere Kollateralschäden im Körper tun. Das ist die Leistung der forschenden Pharma-Industrie: durch angewandte Forschung, ausgehend von Erkenntnissen der Grundlagenforschung, anwendbare Therapeutika entwickeln.

Die Leistungen der Grundlagen- und der angewandten Forschung sind gleichermaßen essenziell für die Verbesserung der Krebstherapie; deshalb ist es abwegig, sich davon Fortschritte zu versprechen, dass angewandt arbeitende Industrieforscher in die Grundlagenforschung wechseln.

Bestmöglich kommt die Onkologie vor allem dadurch voran, dass Grundlagen- und angewandte Forschung gut zusammenarbeiten, so dass Grundlagen-Erkenntnisse schnell von der angewandten Forschung aufgegriffen und Erfahrungen der angewandten Forschung rasch in die Grundlagenforschung zurückgespielt werden. Nach diesem Prinzip arbeiten forschende Pharma-Unternehmen schon seit langem. Einige haben dazu sogar eigens Kooperationen mit wichtigen Krebsforschungseinrichtungen gegründet. Beispiele sind die Kooperation des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg mit der Firma Bayer HealthCare, der Vanderbilt University (USA) mit Boehringer Ingelheim oder des MD Anderson Cancer Centers (USA) mit AstraZeneca.

Vielfalt der verwirklichten Therapiestrategien

Die Krebsmedikamente der letzten 15 Jahre verwirklichen eine große Vielfalt von Wirkprinzipien: Sie markieren Tumorzellen für die körpereigene Krebsabwehr, sie unterbrechen verschiedene Signalketten, sie hemmen die Angiogenese auf unterschiedliche Weise, und sie (re)aktivieren Immunzellen, damit sie sich auf die Tumorzellen stürzen. Selbst Medikamente, die das gleiche Wirkprinzip verwenden, unterscheiden sich deutlich voneinander. Wer diese Medikamente nur für „viele Varianten von wenigen echten Ideen“ hält, ist schlecht informiert und negiert auch, wie vielen Patienten damit schon geholfen werden konnte, auch gerade deshalb, weil die Ärzte unter mehreren Medikamenten wählen konnten.

Ein Blick in die Entwicklungsprogramme der Firmen zeigt, dass dies auch für die kommenden Jahre gilt: Es ist zu erwarten, dass sie die Onkologie um eine ganze Reihe weiterer Behandlungsarten bereichern werden. Dazu zählen u.a. therapeutische Impfungen und andere Mittel, um das Immunsystem gegen den Krebs zu aktivieren, Krebszellen-attackierende Viren und Gentherapie-Produkte.

Entwicklung von Krebsmedikamenten in Deutschland

Das größte Gebiet der Pharmaforschung in Deutschland sind heute Krebsmedikamente. Dabei war sie bis in die 1990er Jahre vor allem auf Herzkreislauf- und Diabetesmedikamente sowie Verhütungsmittel fokussiert. Labors für Krebsmedikamente betreiben in Deutschland sowohl Firmen mit deutschem wie ausländischem Hauptsitz (USA, Schweiz, Japan).

Zu den Ergebnissen der deutschen Medikamentenforschung gegen Krebs zählen Medikamente gegen Brust-, Eierstock-, Nieren- und Leberkrebs sowie Lymphome. Medikamente gegen Leukämien, Lungenkrebs und andere Krebsarten aus deutschen Labors werden derzeit erprobt oder sind im Zulassungsverfahren.

Zudem erproben Firmen aus aller Welt ihre neuen Krebsmedikamente fast immer unter Mitwirkung deutscher Kliniken und arbeiten gemeinsam mit Onkologen aus Deutschland an Wegen, die Behandlungsschemata mit bereits vorhandenen Medikamenten weiter zu verbessern.